Müde und im Nieselregen mit dem Rad zur Mittwochsgruppe. Doch, das war gut. Eine anregende Unterhaltung zu fünft, eine ruhige halbe Stunde mit lesen und malen als Ausklang. Es ist nichts großes, aber das muss es auch nicht. Ich mag die Frauen, ich mag die Treffen und dass ich hier Kontakte “zum anfassen” hab (wenn auch coronabedingt ohne anfassen).
Danach der übliche Wocheneinkauf und das bepackte Rad nach Hause schieben. Langsam, Schritt für Schritt, bewußt. Der Fuß mag das nicht, aber mir tut es gut.
Später, beim Kochen, überlegte ich, über was ich wohl morgen in der Therapie sprechen könnte. Über den Besuch von Igor neulich? Über den Grund für die fast schlaflose Nacht letztens? Oder wieder einmal über dieses ambivalente Bedürfnis, gesehen zu werden und mich gleichzeitig verstecken zu wollen, weil ich mich so überhaupt nicht mag und nicht ernst nehme und mich immer so scheisse klein mache?
Und dann stelle ich plötzlich fest: ich hab diese Situationen alle alleine gelöst. Ich bin durchs dunkle Loch gekrabbelt, hab geheult und getrauert und bedauert und Igor danach ins Körbchen zurück befördert. Ich hab sogar festgestellt, dass ich nicht nur eine Liebe und eine Zukunft verloren, sondern auch ganz viel anderes, ungeplantes gewonnen habe. Ich hab mir tausend Gedanken gemacht während einer Nacht, sie am nächsten Tag auf die Seite gepackt und die (für mich) richtigen Worte gefunden, ohne jemanden zu überfahren und zu verletzen. Und ich lerne, den Widerspruch in mir zu akzeptieren, immer wieder neu und immer besser.
Bin ich also bereit, die Therapie von mir aus zu beenden?
Nicht sofort, nicht morgen. Ein paar Stunden noch, sie finden ja sowieso schon nur alle vier Wochen statt. Aber vielleicht hab ich wirklich so viel gelernt und bin allmählich auch in der Lage, es umzusetzen und einzusetzen, ohne es vorher noch zu bereden. Oder danach. Vielleicht brauche ich die Begleitung nicht mehr sehr und nicht mehr lange. Vielleicht.