Es ist wie bei einem Puzzle: alle Teile liegen ausgebreitet auf dem Tisch, du sortierst ein bißchen nach Farben und Mustern und manchmal ergeben sich da schon so kleine Einzelbilder, aber eigentlich ist alles noch sehr vage. Dann schiebst du solche Teile mal hierhin und mal dahin und mit viel Glück stellt sich vielleicht heraus, dass zwei solcher Fragmente, die du nie zusammen gesehen hättest, doch genau ineinander passen. Und plötzlich macht es “klick” und es ergibt einen Sinn und das ganze Bild wird sichtbar, das daraus entstehen soll.
So ging es mir heute mal wieder in meinem Einzelgespräch beim Hilfe-Dings. Wir sprachen über die neue Morgen-Routine und ich erzählte, dass ich alles sehr hasse und mich furchtbar überwinden muss und beim reden erinnerte ich mich daran, wie es war, als ich vor 12 Jahren mit dem Rauchen aufgehört hab. Wie schlimm die erste Zeit war, bis ich den größten Jieper überwunden hatte und nicht mehr dauernd an Zigaretten dachte. Was mir damals unglaublich geholfen hatte beim Durchhalten, war neben dem Gedanken an den Enkel, für den ich das hauptsächlich gemacht hab, dass sich relativ schnell doch Erfolge einstellten. Der Husten wurde weniger, ich bekam wieder Luft, konnte besser riechen und hatte vor allem so viel mehr Geld zur Verfügung.
Solche Erfolge fehlen mir im Moment beim Sport noch. Ich sitze da einfach auf dem Rad und strample stur vor mich hin und ich merke keinen Unterschied. Bin nicht fitter, wiege kein Gramm weniger, fühle mich nicht besser. Aber was hab ich denn erwartet nach grade mal eineinhalb Wochen?
Ich war schon wieder in Gedanken meilen- oder vielmehr kiloweit voraus. Ich hatte schon wieder nur das Ziel im Blick, anstatt mir klar zu machen, dass es am Anfang eine womöglich lange Durststrecke geben wird, in der ich stur einfach machen muss. In der es nur darum geht, mich an etwas zu gewöhnen - so wie ich mir damals das Rauchen abgewöhnt habe. Seit ich den Ergometer hier stehen habe, hatte ich mehrere Phasen, in denen ich mehr oder weniger regelmäßig drauf saß, aber ich hab keine davon wirklich lange durchgehalten. Da konnte sich kein Erfolg einstellen. In Malente hab ich in 12 Wochen 8 Kilo abgenommen, aber da hab ich auch konsequent und regelmäßig geackert (und zusätzlich Aquagymnastik gemacht) und es hat eine ganze Weile gedauert, bis die ersten Pfunde fielen. Was hab ich also erwartet?
Immer wieder verliere ich den Blick auf das Ganze. Sehe nur den einzelnen Tag, den einzelnen Schritt und wie mühsam es ist. Dabei vergesse ich oft, wie lange ich etwas schon - oder erst! - mache, wieviele kleine Minischritte ich schon geschafft habe und dass Veränderungen Zeit brauchen. Ich will am liebsten alles auf einmal und wenn das nicht geht (weil das nunmal fast nie geht), dann will ich es gar nicht mehr, dann geb ich auf.
(Nebenbei: das ist auch der Grund, warum ich so schlecht Kompromisse und Alternativen finde.)
Also dann. Durchhalten ist angesagt. Die Routine wirklich Routine werden lassen und sie nicht bewerten dabei. Nur machen und nicht aufgeben. Nicht aufgeben.
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(Wenn das so weiter geht, muss ich hier eine neue Kategorie “Sport” anlegen. Uhh.)