Letzten Mittwoch war Post im Briefkasten. Ein dünner Umschlag, Absender die Rentenversicherung. Ich hab es geahnt: mein Reha-Antrag wurde abgelehnt. Die Begründung:
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation können erbracht werden, wenn die persönlichen und versicherungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind.
Nach Paragraph xyz sind die persönlichen Voraussetzungen erfüllt, wenn
1) die Erwerbsfähigkeit wegen Krankheit oder körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung erheblich gefährdet oder gemindert ist
und
2) voraussichtlich
a) bei erheblicher Gefährdung der Erwerbsfähigkeit eine Minderung der Erwerbsfähigkeit durch Leistungen zur medizinischen Rehabilitation oder Teilhabe am Arbeitsleben abgewendet werden kann
oder
b) bei geminderter Erwerbsfähigkeit diese durch Leistungen zur medizinischen Rehabilitation oder Teilhabe am Arbeitsleben wesentlich gebessert oder wiederhergestellt oder hierdurch deren wesentliche Verschlechterung abgewendet werden kann.
Diese Voraussetzungen sind bei Ihnen nicht erfüllt.
Hinweis:
Die bei Ihnen festgestellten Gesundheitsstörungen (Essstörung, Depression, PTBS, Diabetes) haben keine erhebliche Gefährdung oder Minderung Ihrer Erwerbstätigkeit zur Folge.
Wir halten folgende Behandlung, bei der es sich nicht um Leistungen zur medizinischen Rehabilitation handelt, für erforderlich und empfehlen Ihnen, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Krankenkasse zu sprechen:
• eine regelmäßige ambulante neurologische, psychatrische oder psychotherapeutische Mitbehandlung oder Richtlinienpsychotherapie
• eine ambulante fachärztliche Behandling.
Oder kurz zusammengefasst: Wo keine Erwerbsfähigkeit da ist, kann auch keine mehr hergestellt werden und darum ist uns Ihre Gesundheit scheissegal. Kümmern Sie sich doch selbst drum, von uns gibt es jedenfalls kein Geld dafür.
Na, das ist doch mal richtig gutes Futter für die Depression.
(Siehste, du bist eben doch selbst schuld an deinem Zustand, an deinem blöden kaputten Leben. Hättste halt mal rechtzeitig die Kurve gekriegt oder dich erst gar nicht so angestellt damals im Job, dann wär das alles nicht so weit gekommen. Und so ein Stück Disziplin hat ja auch noch niemandem geschadet. Was soll denn daran so schwer sein, erklär mir das mal. Stell dich doch nicht so an. Du bist eben nicht fähig, dein Leben richtig zu leben. Kein Wunder, dass niemand dich will. Wieso denkst du, du hättest einen Anspruch auf was Gutes? Wer nichts schafft, hat es nur nicht versucht oder will es nicht genug. Und dann wolltest du auch noch in so eine tolle Klinik! Als ob grade dir das zustünde. Sowas muss man sich erstmal verdienen! Außerdem bist du kleiner fetter hässlicher Mops da sowieso fehl am Platz. Und sowieso bist du nur faul und wahrscheinlich willst du eigentlich gar nichts ändern. Dafür gibt es keine Reha, das musst du schon selbst hinkriegen, aber wahrscheinlich wird das eh nichts. Und hab ich schon erwähnt, dass du das alles gar nicht verdienst? Was hast du denn schon großartiges geleistet in deinem Leben? Und jetzt hockst du auch nur noch rum und liegst dem Staat auf der Tasche. So jemand hat keinen Anspruch auf irgendwas, merk dir das.)
(Falls jetzt jemand widersprechen will oder mir Mut machen oder überhaupt dem irgendwas entgegensetzen: vergesst es. Ich will es nicht lesen, es nützt nichts, gegen die Depri kommt ihr eh nicht an. Außerdem weiß mein nicht-depressives Ich alles, was ihr sagen wollt, selbst. Darum sind auch bei diesem Beitrag die Kommentare ausgestellt.)
Ja, natürlich gibt es einen Plan B (Widerspruch einlegen) und sogar einen Plan C (andere Klinik suchen, wo die Krankenkasse zahlt). Dafür muss ich mich nur erstmal vom Boden aufrappeln und von Igor befreien.
Ich bin so müde.