30-06-2020 Regengrau

Als wäre dem Som­mer plötz­lich bewußt gewor­den, dass er noch zu früh dran war, zieht er sich zurück, nimmt so einige Grad Wärme mit und über­läßt dem Regen­grau das Feld. Der Vor­teil ist, dass ich wie­der schla­fen kann, ohne zu schwit­zen wie blöd.
Dann eben Fens­ter zu, die Woll­so­cken wie­der raus­ge­kramt – und dem Bedürf­nis, den Tag mit Buch im kusche­li­gen Bett zu ver­brin­gen doch widerstanden.


Wie jeden Diens­tag traf ich mich am Mit­tag mit Frau R. vom Hilfe-Dings, heute das erste Mal seit März aber nicht coro­na­mä­ßig drau­ßen im Park, son­dern - dank des Regens - wie­der in den Räu­men dort.
Spä­ter kam dann die Nach­richt von einer ande­ren Mit­ar­bei­te­rin, dass die Mitt­wochs­gruppe ab nächs­ter Woche wie­der statt fin­det. Stimmt ja, da war ja noch eine Ent­schei­dung zu treffen.

Als ers­tes hör ich Igor, den klei­nen Schiss­ha­sen. “Aber das ist doch so anstren­gend, dann hast du drei Tage pro Woche Aktion und musst dich erho­len und hast über­haupt keine Zeit mehr für dich. Das schaffst du doch nie. Und über­haupt: bestimmt sind alle net­ten Frauen weg und nur noch die doo­fen übrig, die du nicht lei­den kannst und dann kommst du aus der Num­mer nicht mehr raus und was dann?“
Dage­gen die Stimme der The­ra­peu­tin: “Sie müs­sen wie­der raus gehen, Kon­takte fin­den und pfle­gen, das tut Ihnen doch gut! Den­ken Sie an ges­tern, wie schön das war, mit jeman­dem zu reden!“
Und ich sitz dazwi­schen und will bei­des und alles und gar nichts. Und sage dann doch zu in der Hoff­nung, dass das irgend­wie gut wird.


Und jetzt Kar­tof­fel­suppe gegen das Regengrau.

5 Kommentare

  1. Habe heute mit mei­ner schlauen Frau über Angst gespro­chen. Ähn­lich wie bei dir mit der Ent­schei­dung. Nur auf einen ande­ren Lebens­be­reich bezo­gen. Sie hat es mit dem Schein-Rie­sen aus Jim Knopf asso­zi­iert. Je wei­ter man von dem, wovor man Angst hat desto grö­ßer scheint auch die Gefahr. Aber je näher man an das Eigent­li­che, was einem Angst macht heran kommt, desto mehr merkt man, dass das, wovor wir Angst hat­ten viel­leicht doch nur Schein war und der Riese in Wirk­lich­keit eigent­lich nicht grö­ßer als wir selbst sind. Kennst du den Schein-Rie­sen bzw die Geschichte darüber? 

    Es ist sehr mutig von dir, wie du ent­schie­den hast. Freue mich auf dei­nen Bericht, wie es dir am Ende damit erge­hen wird! Danke 🙂

    1. Den Rie­sen kannte ich nicht bzw. erin­nere ihn nicht mehr, aber ja, das ergibt ziem­lich viel Sinn. Ein guter Ver­gleich. Ich hoffe, dass er dir wei­ter hilft!

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