Ich schlafe. Tief und lang und nie genug. Nach zwei, drei Stunden wach sein wollen meine Augen schon wieder zufallen. Ich gebe nicht nach, aber das Verlangen ist groß. Ich bin so unendlich müde.
Wunderschöne, leichte, warme Träume, die dennoch nicht glücklich machen, weil grade dauernd der Traum(a)mann drin vorkommt. Es ist doch noch gar nicht Oktober?
Der liebsten Freundin schrieb ich heute von der Teflonbeschichtung der Depression: nichts bleibt haften, alles rinnt weg.
Ich hab ja schon wirklich viel geschafft in meinem Leben, auch vieles, vor dem ich Angst hatte. Einmal den Mut gehabt zu haben für etwas, hilft aber nie für ein nächstes Mal. Es ist nicht nachhaltig.
Dass ich mich am Montag nach langem Ringen überwunden hab, zum Orthopäden zu gehen, bedeutet nicht automatisch, dass ich es beim nächsten Mal ohne Angst kann. Ich werde wieder genauso da sitzen vorher und denken “ich will nicht, ich kann nicht”. Dass ich irgendwann mal für mein Recht eingestanden bin, nützt mir nichts für ein anderes Mal. Dass ich das Hilfe-Dings geschafft habe, bedeutet nicht, dass ich es wieder kann.
Ich mus jedes einzelne Mal wieder durch den ganzen Prozess von Angst, Vermeidung, Panik, Weglaufen, Überwindung, Tun. Und am Ende kann ich noch nichtmal wirklich stolz auf mich sein. Was bleibt, ist nur eine vage Erinnerung, kein abrufbares Gefühl und schon gar keine dauerhafte Fähigkeit.
All das klebt schon so lange an mir und ändert sich nicht, so sehr ich auch will und daran arbeite. Das Positive, wenn es mir mal gut geht, ist immer die Ausnahme, danach fällt es zurück in mein Normal und das ist geprägt von Unsicherheit, von dem Gefühl “ich bin es nicht wert”, vom immerwährenden Aushalten von allem. Ich bin es so leid, aber ich krieg es nicht geändert. Also mach ich die Augen zu, lenke mich ab, beschäftige mich mit irgendwas und bringe einen Tag nach dem anderen rum. Und werde dabei wortlos, stumm, müde.
Dankbar, immer und immer, für Musik. Mal mit, mal ohne Worte.
Nachtrag:
Und dankbar für dich, meine Tochter. Du bist mein Herz, mein Alles, für immer.
Ich denk grad drüber nach, ob diese deine Depressionsspirale nicht auch irgendwie traumaverursacht ist (Vermeiden und Angst). Aber was weiß denn ich?
Aber ja. (Ich weiß das. Du doch auch?) Es hilft beim Verstehen, aber leider (noch?) nicht beim Überwinden.