30-12-2022 Ist gut jetzt

Das kann jetzt bitte alles mal aufhören. 

Die­ser Win­ter, der kei­ner ist. Ein paar Tage war es schön kna­ckig kalt, wie es sich gehört, bevor sich die graue Tris­tesse wie­der für Wochen fest­ge­setzt hat. Ich mag es nicht mehr sehen, es zieht mich run­ter bis ins Loch. Letz­ten Diens­tag kam mal kurz die Sonne raus, da war ich dann ein­ein­halb Stun­den mit der Kamera im Klein­gar­ten. Das tat gut, auch wenn zur Zeit die Kie­ler Straße extrem laut zu hören ist, weil die kah­len Bäume das Geräusch nicht mehr abhal­ten.
Lei­der war das Licht so dif­fus und schnell weg, dass die Fotos fast alle unscharf wur­den - viel­leicht hab ich auch zu sehr gezit­tert, keine Ahnung. Ist aber eigent­lich auch egal, weil meine Fotos eh alle lang­wei­lig sind und ich von den Pflan­zen und Blu­men nicht weg komme und davon gibt es grade ja auch keine und viel­leicht sollte ich auf mei­nem Insta­gra­m­ac­count mal gründ­lich auf­räu­men. Die ers­ten Fotos dort sind schon gelöscht. Das ist doch sowieso alles nur Beschäftigungstherapie.

Diese scheiss Träume brauch ich auch nicht. Die, die so inten­siv sind, so kon­fus und so anstren­gend. Die, aus denen ich auf­wa­che und mich völ­lig ver­dreht und aus­ge­laugt fühle. Die, die mir noch Stun­den hin­ter­her hän­gen im Wach-Sein. Und die, aus denen ich gefühlt die ganze Nacht über alle paar Minu­ten auf­wa­che und beim nächs­ten ober­fläch­li­chen Schlaf wie­der rein­falle und die glei­che Szene immer und immer und immer wie­der träume.
Ich schlafe viel zu lang, weil ich von die­sen Träu­men so end­los müde bin. Ich stehe auf und lege mich nach drei bis vier Stun­den wie­der hin, weil ich so furcht­bar müde bin. Ich fange an, etwas zu tun von dem, was ich mir vor­ge­nom­men hab und nach spä­tes­tens einer Stunde am Rech­ner fal­len mir die Augen zu.
So komm ich auf kei­nen grü­nen Zweig. Das macht ein­fach alles kei­nen Spaß.

Und diese blö­den Fei­er­tage könn­ten jetzt bitte auch end­lich vor­bei sein. Grade eben ist Weih­nach­ten mit all sei­ner (schein-) hei­li­gen Glück­se­lig­keit über­stan­den, da böl­lert es drau­ßen schon los und meine HS hüpft im Kreis, dabei ist heute erst der 30ste und ich könnte sowieso kot­zen und um mich schla­gen ange­sichts der “Frei­heit!” brül­len­den tum­ben Masse ver­blö­de­ter Leute, die nur ihr eige­nes Ver­gnü­gen im Kopf haben und sonst ein­fach rein gar nichts.

Und ich, ich kann grade auch weg. Und komm mir jetzt bitte nie­mand mit Sprü­chen ála “ach was, das stimmt doch nicht, du bist so wert­voll und toll und du kannst so viel und machst so viel und das geht bestimmt bald vor­bei und bla­bla­bla”, weil das ein­fach rein gar nichts ändert an mei­nen Gefüh­len und Gedan­ken, weil ich es nicht fühle und es nichts bringt, wenn jemand ande­res das für mich fühlt. Ich will auch kein Mit­leid und Mit­ge­fühl und was­wei­ßich, das hilft genauso wenig. Das Leben mit einem schwar­zen Hund in der Ecke (oder mit Angst­stö­rung, Manie, Psy­chose, Bor­der­line .….) ist ein scheiss Leben und nicht zu ver­glei­chen mit dem von Men­schen ohne sol­che Krank­hei­ten, das ist Fakt, das lässt sich nicht schön reden und es wird nicht bes­ser mit mehr Mit­leid.
(Darum hab ich so oft die Kom­men­tare hier aus­ge­stellt, damit das gar nicht erst kom­men kann.)

Ich mag nicht mehr, ich geh jetzt mit Igor ins Schne­cken­haus. Weckt mich, wenn es drau­ßen wär­mer ist.

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P.S. Wenn ich grade schon dabei bin: die Nach­barn über mir, die kön­nen gerne auch gleich wie­der gehen. Zwei Wochen war es still da oben, sooo herr­lich, so ent­span­nend. Seit fünf Minu­ten sind sie aus dem Urlaub zurück und tram­peln wie­der, nein: immer noch wie vor­her. DONG DONG DONG DONG DONG macht es auf mei­nem Kopf. Nein, ich hab sie wirk­lich nicht ver­misst.
Auf die Zahn­schmer­zen, die seit ein paar Tagen schlechte Laune machen, kann ich auch ver­zich­ten. Ich wußte ja, dass mir die gebro­chene Krone irgend­wann um die Ohren fliegt, aber eine neue Zahn­ärz­tin wollte ich auch nicht suchen, weil ich da eh nicht hin gehen will und ach was solls, eigent­lich kann mein alter, fet­ter, schmer­zen­der, unnüt­zer Kör­per auch ganz ent­sorgt werden. 

Ich schaff das nicht. Ist ja so toll, dass ich nach der lan­gen The­ra­pie­ar­beit end­lich alleine aus dem Loch krab­beln kann, aber was nützt mir das? Mein Leben ändert sich nicht. Ich kann trotz­dem nicht wie­der arbei­ten, hab darum kein Geld, kann die gan­zen kaput­ten Sachen nicht erset­zen, meine Woh­nung nicht reno­vie­ren, mir nichts Schö­nes gön­nen. Ich hocke in die­ser Bruch­bude und kann wie immer nur aus­hal­ten, weil ich für eine Ände­rung keine Mit­tel und keine Kraft habe. Klar könnte ich mich freuen, dass hier keine Kata­stro­phen pas­sie­ren, dass meine nahen Men­schen am Leben sind, dass ich nicht unter der Brü­cke sit­zen muss, dass meine chro­ni­schen Krank­hei­ten nicht dra­ma­tisch sind. Aber ich würde mich auch gerne mal freuen über etwas, das ist und nicht immer nur über etwas, das nicht ist. Die gan­zen Ent­schei­dun­gen, die ich in mei­nem Leben getrof­fen oder auch nicht getrof­fen habe: für’n Arsch. Was für ein erbärm­li­ches Dasein und am Ende völ­lig nutz­los. Doch, ja, die Toch­ter ist wirk­lich ein wun­der­ba­rer Mensch gewor­den und der Enkel ebenso, aber beide haben es so schwer in ihrem Leben mit den Han­di­caps. Wie hätte aus mir (und in Ver­bin­dung mit ihrem ver­korks­ten Vater) denn auch ein unkom­pli­zier­tes Kind kom­men können.

Was für ein Scheiss, das alles.

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(Keine Sorge, ich bin nicht sui­zid­ge­fähr­det, auch wenn das hier viel­leicht so klingt. Ich hab nur grade so der­art gründ­lich die Schnauze voll von mei­nem beschis­se­nen Leben, dass ich nir­gends was Gutes sehen kann bzw. das wenige ein­fach nicht reicht.)

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P.P.S. Ich sollte mor­gen lie­ber kei­nen Jah­res­rück­blick schrei­ben wie sonst. Mit so einer Stim­mung kann der nur mise­ra­bel ausfallen.

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