Das kann jetzt bitte alles mal aufhören.
Dieser Winter, der keiner ist. Ein paar Tage war es schön knackig kalt, wie es sich gehört, bevor sich die graue Tristesse wieder für Wochen festgesetzt hat. Ich mag es nicht mehr sehen, es zieht mich runter bis ins Loch. Letzten Dienstag kam mal kurz die Sonne raus, da war ich dann eineinhalb Stunden mit der Kamera im Kleingarten. Das tat gut, auch wenn zur Zeit die Kieler Straße extrem laut zu hören ist, weil die kahlen Bäume das Geräusch nicht mehr abhalten.
Leider war das Licht so diffus und schnell weg, dass die Fotos fast alle unscharf wurden - vielleicht hab ich auch zu sehr gezittert, keine Ahnung. Ist aber eigentlich auch egal, weil meine Fotos eh alle langweilig sind und ich von den Pflanzen und Blumen nicht weg komme und davon gibt es grade ja auch keine und vielleicht sollte ich auf meinem Instagramaccount mal gründlich aufräumen. Die ersten Fotos dort sind schon gelöscht. Das ist doch sowieso alles nur Beschäftigungstherapie.
Diese scheiss Träume brauch ich auch nicht. Die, die so intensiv sind, so konfus und so anstrengend. Die, aus denen ich aufwache und mich völlig verdreht und ausgelaugt fühle. Die, die mir noch Stunden hinterher hängen im Wach-Sein. Und die, aus denen ich gefühlt die ganze Nacht über alle paar Minuten aufwache und beim nächsten oberflächlichen Schlaf wieder reinfalle und die gleiche Szene immer und immer und immer wieder träume.
Ich schlafe viel zu lang, weil ich von diesen Träumen so endlos müde bin. Ich stehe auf und lege mich nach drei bis vier Stunden wieder hin, weil ich so furchtbar müde bin. Ich fange an, etwas zu tun von dem, was ich mir vorgenommen hab und nach spätestens einer Stunde am Rechner fallen mir die Augen zu.
So komm ich auf keinen grünen Zweig. Das macht einfach alles keinen Spaß.
Und diese blöden Feiertage könnten jetzt bitte auch endlich vorbei sein. Grade eben ist Weihnachten mit all seiner (schein-) heiligen Glückseligkeit überstanden, da böllert es draußen schon los und meine HS hüpft im Kreis, dabei ist heute erst der 30ste und ich könnte sowieso kotzen und um mich schlagen angesichts der “Freiheit!” brüllenden tumben Masse verblödeter Leute, die nur ihr eigenes Vergnügen im Kopf haben und sonst einfach rein gar nichts.
Und ich, ich kann grade auch weg. Und komm mir jetzt bitte niemand mit Sprüchen ála “ach was, das stimmt doch nicht, du bist so wertvoll und toll und du kannst so viel und machst so viel und das geht bestimmt bald vorbei und blablabla”, weil das einfach rein gar nichts ändert an meinen Gefühlen und Gedanken, weil ich es nicht fühle und es nichts bringt, wenn jemand anderes das für mich fühlt. Ich will auch kein Mitleid und Mitgefühl und wasweißich, das hilft genauso wenig. Das Leben mit einem schwarzen Hund in der Ecke (oder mit Angststörung, Manie, Psychose, Borderline .….) ist ein scheiss Leben und nicht zu vergleichen mit dem von Menschen ohne solche Krankheiten, das ist Fakt, das lässt sich nicht schön reden und es wird nicht besser mit mehr Mitleid.
(Darum hab ich so oft die Kommentare hier ausgestellt, damit das gar nicht erst kommen kann.)
Ich mag nicht mehr, ich geh jetzt mit Igor ins Schneckenhaus. Weckt mich, wenn es draußen wärmer ist.
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P.S. Wenn ich grade schon dabei bin: die Nachbarn über mir, die können gerne auch gleich wieder gehen. Zwei Wochen war es still da oben, sooo herrlich, so entspannend. Seit fünf Minuten sind sie aus dem Urlaub zurück und trampeln wieder, nein: immer noch wie vorher. DONG DONG DONG DONG DONG macht es auf meinem Kopf. Nein, ich hab sie wirklich nicht vermisst.
Auf die Zahnschmerzen, die seit ein paar Tagen schlechte Laune machen, kann ich auch verzichten. Ich wußte ja, dass mir die gebrochene Krone irgendwann um die Ohren fliegt, aber eine neue Zahnärztin wollte ich auch nicht suchen, weil ich da eh nicht hin gehen will und ach was solls, eigentlich kann mein alter, fetter, schmerzender, unnützer Körper auch ganz entsorgt werden.
Ich schaff das nicht. Ist ja so toll, dass ich nach der langen Therapiearbeit endlich alleine aus dem Loch krabbeln kann, aber was nützt mir das? Mein Leben ändert sich nicht. Ich kann trotzdem nicht wieder arbeiten, hab darum kein Geld, kann die ganzen kaputten Sachen nicht ersetzen, meine Wohnung nicht renovieren, mir nichts Schönes gönnen. Ich hocke in dieser Bruchbude und kann wie immer nur aushalten, weil ich für eine Änderung keine Mittel und keine Kraft habe. Klar könnte ich mich freuen, dass hier keine Katastrophen passieren, dass meine nahen Menschen am Leben sind, dass ich nicht unter der Brücke sitzen muss, dass meine chronischen Krankheiten nicht dramatisch sind. Aber ich würde mich auch gerne mal freuen über etwas, das ist und nicht immer nur über etwas, das nicht ist. Die ganzen Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen oder auch nicht getroffen habe: für’n Arsch. Was für ein erbärmliches Dasein und am Ende völlig nutzlos. Doch, ja, die Tochter ist wirklich ein wunderbarer Mensch geworden und der Enkel ebenso, aber beide haben es so schwer in ihrem Leben mit den Handicaps. Wie hätte aus mir (und in Verbindung mit ihrem verkorksten Vater) denn auch ein unkompliziertes Kind kommen können.
Was für ein Scheiss, das alles.
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(Keine Sorge, ich bin nicht suizidgefährdet, auch wenn das hier vielleicht so klingt. Ich hab nur grade so derart gründlich die Schnauze voll von meinem beschissenen Leben, dass ich nirgends was Gutes sehen kann bzw. das wenige einfach nicht reicht.)
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P.P.S. Ich sollte morgen lieber keinen Jahresrückblick schreiben wie sonst. Mit so einer Stimmung kann der nur miserabel ausfallen.