(nachgetragen am 03.09.2023)
Seit keineAhnungwievielen Jahren sag ich, dass ich mal nach Stade will. Einfach so, nur gucken, weil es hübsch sein soll da. Als die Tochter klein war, waren wir mit ein paar Leuten vom Stephanus Chor mal in Buxtehude, es gibt noch Fotos davon, aber nach Stade - obwohl es kaum weiter ist - hab ich es nie geschafft. Irgendwann gab es da auch so einen diffusen Widerwillen, wenn ich an Stade dachte, was sicher daran lag, dass der Vater der Tochter sich dorthin verzogen hatte und mit neuer Heirat und Namensänderung vor sämtlichen Unterhaltspflichten drücken wollte. Ambivalente Gefühle also.
Aber das Deutschlandticket will genutzt werden und Stade ist so überaus bequem in einer Stunde mit der S-Bahn erreichbar. Das Wetter sollte überwiegend gut sein, Fuß und Knie hatten sich vom Ostseetrip erholt, also fuhr ich letzten Donnerstag mal los.
Vom Bahnhof aus ist frau zu Fuß in wenigen Minuten mitten in der Altstadt. Um die Mittagszeit war gut was los, mehr Einheimische als Tourist:innen nach meiner Einschätzung, aber dennoch durchaus aushaltbar für mich. Ich schlängelte mich ohne wirkliche Orientierung durch die Fußgängerzonen, bog mal hier ab und mal da, fotografierte ein Haus nach dem anderen und folgte einfach meinen Augen. In einem Reisebüro ergatterte ich einen kostenlosen Stadtplan, um mich nicht ganz zu verlaufen.
Dank Stadtplan fand ich die wohl am meisten fotografierte Stelle am Fischmarkt.
Da wäre ich sicher noch eine Weile länger geblieben, wenn es nicht angefangen hätte zu regnen. Zum Glück war es aber nur ein Schauer, den ich unter dem Vordach einer Bäckerei mit einem Becher Milchkaffee aussitzen konnte.
Zu dem Zeitpunkt war ich bereits seit eineinhalb Stunden ohne wirkliche Pause unterwegs, hatte aber den Eindruck, für ein erstes Mal alles gesehen zu haben. Shopping interessiert mich immer noch nicht, in Museen und Ausstellungen geh ich auch nicht gerne und ja, ich geb es zu, Geschichte ist einfach nicht mein Thema. Bestimmt könnte man:frau in so einer Stadt wie Stade unglaublich viel erkunden und erfahren, aber ich brauch das nicht wirklich.
Was mich fasziniert ist Architektur, sind diese wunderschönen uralten restaurierten Häuser — und die hatte ich gesehen. Dass in diesen zuckersüßen Häusern überall die gleichen Läden wie in allen anderen deutschen Städten sind und dass überall Menschen rumstehen und -sitzen und reden und Lärm machen, finde ich dagegen nervig.
Ich beschloß nach der Kaffeepause also, am Burggraben entlang zum Bahnhof zu gehen und nach Hause zu fahren. Dieser kleine ungeplante Abstecher war so richtig schön, weil ich dadurch an der Museumsinsel und dem Freilichtmuseum vorbei kam und nach dem Altstadtgewusel noch ein bißchen Natur genießen konnte.
Ob ich nochmal irgendwann hin fahre, weiß ich nicht, aber immerhin war ich jetzt mal da.
Vielleicht könnte es ein Ort zum Auftanken werden? Gerade auf der Museumsinsel lässt sich gut einfach nur sein und sitzen und gucken.
Dafür 3 Stunden fahren hin und zurück? Für einen Tagestrip ist die Zeit okay, aber “nur” zum mal eben auftanken ist die Insel zu wenig, so hübsch sie auch ist. Da gibt es bestimmt was adäquates mehr in meiner Nähe. Mir fallen sogar in Hamburg noch Orte ein, an denen ich nie war oder viel zu lange nicht mehr.
Aber ich weiß den Gedanken dahinter und ja, ich brauche (neue?) Orte zum Auftanken.