Was für ein Scheisstag.
Ich war spät im Bett, wollte schön ausschlafen, weil ich gestern alles wichtige erledigt und den Tag für mich hatte. Wollte gemütlich frühstücken mit aufgefrischten Croissants und dem leckeren Kaffee von A., dabei die rundherum gebloggten Jahresrückblicke lesen und meinen eigenen schreiben. Meine “bestofnine2021” Bilder für Instagram zusammenstellen. Was schönes zu essen machen und dann in guter Stimmung der sinn- und hirnlosen Böllerei trotzen.
Nunja. Ich hatte Croissants und guten Kaffee zum Frühstück.
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Zum Glück brannte noch nichts, aber der Gestank der verkohlten Kartoffeln hängt auch nach Stunden noch in der Wohnung. Aber dank dem Klimawandel sind die Temperaturen ja wieder hoch gegangen und es ist wenigstens nicht eisekalt.
Ich hab dann die anderen restlichen Kartoffeln gekocht (und rechtzeitig vom Herd genommen) und daraus spießerdeutschen Salat gemacht. Es fehlte zwar die Brühe, die ich in einer Anwandlung neulich weggeworfen hatte, weil der kleine Rest eh schon total zusammen klumpte, aber was solls. Sowieso hätte ich mir am besten das ganze Essen gespart, weil es versalzen war und zu viel Mayo am Salat und die Würstchen eigentlich eklig und mein gestörtes Essverhalten mal wieder so richtig schon gekickt hat. “Das muss jetzt gegessen werden, du wolltest es doch so, aber es ist doch so lecker und hier wird gefälligst aufgegessen, was auf dem Teller liegt.” Ja, danke aber auch. Das war wieder einer der Momente, in denen ich gerne kotzen können würde, aber ich kann es halt nicht und selbst wenn, könnte ich mit den kaputten Knien gar nicht vorm Klo hocken und jetzt ist mir eben schlecht. Selbst schuld.
Das mit den Kartoffeln passierte übrigens, weil ich völlig vertieft war in Photoshop, um noch mehr Bilder des Jahres zusammen zu stellen und im Nachhinein weiß ich überhaupt nicht, warum ich das so dringend wollte, denn eigentlich interessiert es kaum jemanden und ja, verdammt, ich mach das auch um gesehen zu werden und Reaktionen Anerkennung zu bekommen und nicht nur für mich, was dachtet ihr denn. Und wenn ich lese, was ich hier schreibe, fühle ich mich erst recht wieder klein, unbedeutend und erbärmlich.
Und die Böllerei da draußen geht so auf die Nerven, auch wenn es dank des Verbotes weniger als sonst ist. Aber seit dem frühen Abend knallt es immer wieder irgendwo, mal eine halbe Stunde lang, dann wieder unregelmäßig, was eigentlich viel schlimmer ist, weil ich nie weiß, wann was kommt und dadurch dauernd angespannt bin. Schultern, Arme, Rücken tun außen weh, aber innen ist es nicht besser.
(Wo ist dieses “innen”? Wo sitzt die Hochsensibilität? Darüber müsste ich auch mal genauer nachdenken.)
Über die Tatsache, dass ich seit gefühlt immer schon an diesem Abend alleine zuhause bin und das einfach nur zum Heulen ist, schreib ich lieber nicht. Es ändert ja nichts.
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Nach eineinhalb Stunden Sofaschlaf mit richtig miesen Träumen sitze ich jetzt hier, höre Branford Marsalis, hab mir Tee mit einer Prise Lebkuchengewürz gekocht, bemühe mich, ans Atmen zu denken, wappne mich innerlich, weil der Krach in 10 Minuten richtig los geht — und hoffe darauf, dass das neue Jahr besser startet als der letzte Tag im alten. Und den traditionellen Jahresabschlussfragebogen gibt es dann eben morgen.