15 Fragen zum Jahresende
(Disclaimer: Die Fragen sind teilweise durch die bekannten Fragebögen von Max Frisch und Marcel Proust inspiriert.)
- Wofür bist du dankbar?
Dass die Welt noch nicht untergegangen ist. Dass meine Füße mich immer noch ein Stück tragen, auch wenn das Stück viel kleiner geworden ist und ich immer öfter eine Pausenbank brauche. Dass ich meine Mutter an Jahren überholt habe. Dass ich gute Menschen an meiner Seite habe. Dass Igor zwar wieder präsenter war, ich aber in der Regel mit ihm zurecht komme.
- Was war in diesem Jahr deine Lieblingsbeschäftigung?
Ein paar Dinge ändern sich nicht: alte und neue Musik hören, stöbern im Internet (Soziale Medien, Blogs, Nachrichten, Fotoseiten, Lyrik und Literatur …), Filme und Serien gucken, unterwegs sein und das möglichst mit der Kamera, mich immer wieder auf Neues einlassen.
Neu hinzugekommen ist der “FotoVorschlag” auf Mastodon, meinem neuen sozialen Netzwerk. Dort gibt es jeden Tag ein neues Stichwort, zu dem Fotos gepostet werden können. Das müssen keine aktuellen oder neuen Fotos sein, die Hauptsache ist, dass sie zum Thema passen. Mir ist es allerdings wichtig, dass meine Bilder auch einen fotografischen Wert haben und nicht nur einfach so dahin geknipst sind. Außerdem gibt es auf Mastodon auch noch verschiedene Thementage wie den Silent Sunday, den MeerMittwoch oder den FensterFreitag, an denen ich mich ab und zu beteilige. Der Austausch untereinander ist noch etwas zäh, trotzdem fühle ich mich in dieser “Bubble” wohl und inzwischen auch gesehen.
Meine Fotos sind über den Hashtag #fotografiafragile zu finden, falls wer gucken mag.
- Was war dein größter Fehler?
Im Nachinein gesehen war es richtig blöd, dass ich gegen die Ablehnung meines Reha-Antrags im Herbst 2023 keinen Widerspruch eingelegt hab und bei der Klinik, in der ich Anfang 2024 einen Platz gehabt hätte, nicht vehement um ein Einzelzimmer gekämpft habe.
(In einer von der RV bezahlten Reha ist es völlig normal, dass es Einzelzimmer gibt, was für mich als HSP absolut notwendig ist. Bei einer Einweisung mit Kostenübernahme der Krankenkasse wird man dagegen fast immer in Zweierzimmern untergebracht.)
So sitze ich jetzt seit einem Jahr (mit längerer Unterbrechung wegen der Augen-OPs) daran, ein Anschreiben für Kliniken zu formulieren, um aus therapeutischen Gründen ein Einzelzimmer zu bekommen. Wenn ich dafür zahlen könnte, wäre es kein Problem: Zusatzleistungen gehen ja immer. Ich kann das aber natürlich nicht zahlen. Ich fühl mich aber auch total blöd dabei und will das eigentlich gar nicht durchkämpfen müssen, darum zieht sich wiedermal alles endlos hin, obwohl es wirklich dringend wäre, Unterstützung bei meinem Ess- bzw. Gewichtsproblem zu bekommen.
Aber wie sagt Frau R. immer: “Ein Nein haben Sie schon, wenn Sie jetzt nichts tun. Vielleicht gibt es ein Ja, aber das werden Sie nur wissen, wenn Sie es versuchen.“
Die Nr. 1 auf meiner Zu-Tun-Liste ist also, das Schreiben fertig zu stellen und endlich abzuschicken.
- Wann warst du glücklich?
Die Stimmungs-App sagt, dass der Mittwoch mein bester Tag ist: weil sich da die Keksgruppe vom Hilfe-Dings trifft und die tut einfach immer noch und immer wieder gut.
Leider hab ich dieses Jahr in der App nur insgesamt 3 Tage mit der Bestnote “super” markiert. Mit 80 “guten” Tagen gab es aber immerhin 2 mehr als solche, die ich mit “schlecht” bewertete.
Glücklich machen mich Treffen und Telefonate mit der Tochter und dem Enkel, Ausflüge innerhalb und raus aus der Stadt, wenn dabei auch noch schöne Fotos entstehen, die Chats mit Freundin D., neue Musik zu entdecken.
- Warum hast du das nicht öfter gemacht?
Ich tu, was ich kann.
- Was hat sich verändert?
Meine Gesundheit hat leider einen großen Schritt abwärts gemacht; davon ist ja an diversen Stellen in diesem Blog zu lesen. Ebenfalls abwärts ging es mit den Dioptrinzahlen meiner Augen, was in diesem Fall aber positiv ist. Blöd ist dann aber wieder, dass ich jetzt mit zwei Brillen hantieren muss.
- Worauf bist du stolz?
Dass ich die Angst vor der Augen-OP überwunden habe. Dass ich immer wieder für mich und meine Bedürfnisse einstehe.
- Wer waren in diesem Jahr die 3 wichtigsten Menschen für dich?
Wie immer: Die Tochter, Freundin D., die Seelenfrauen.
- Wissen diese Menschen das?
Ja.
- Mit wem hättest du gern mehr Zeit verbracht?
Ohne ihr damit ein schlechtes Gewissen machen zu wollen: mit der Tochter. Weil sie meine Energiequelle ist, weil sie mich lebendig macht und stolz. Weil sie inspirierend ist und es wahnsinnig schön ist, sie in ihrem Leben und Arbeiten zu begleiten. Weil ich sie liebe von hier bis zum Mond und noch viel mehr.
- Und mit wem weniger?
Zum Glück hab ich ja keinen persönlichen Kontakt zu denen, aber so manch einen Politiker (und ein paar -innen) hätte gerne ins Nirgendwo verfrachtet, damit sie hier nicht noch mehr Schaden anrichten. Wenn ich kurz nachdenke, fallen mir da noch ein paar Leute ein, die sie gleich mitnehmen können.
- Was hast du zum ersten Mal gemacht?
Ich bin einer Partei beigetreten. Nachdem ich seit sozusagen schon immer die Grünen wähle, fand ich es angesichts der aktuellen politischen Lage an der Zeit, auch in dieser Form dazu zu stehen. Wie sich das auf meine Aktivitäten auswirkt, muss ich noch raus finden.
- Magst du dein Leben?
Manchmal.
- Was sind die drei wichtigsten Dinge, die du in diesem Jahr gelernt hast?
Ich hab meinen Igor unter Kontrolle.
Ärzte sind meistens blöd.
Ehemalige Freundschaften sollten lieber nicht aufgewärmt werden. Es gab damals wohl Gründe, weshalb sich die Wege getrennt haben und oft genug hat sich an denen nichts geändert.
- Mit welchem Satz lässt sich dein Jahr zusammenfassen?
Das hatte ich mir anders vorgestellt.
***
Änderungen geschehen nicht wegen einer Jahreszahl, sondern weil und auch erst wenn wir bereit dafür sind.
Danke fürs Aufschreiben. Ja, genau das, was du in den letzten Abschnitten zusammenfasst. Sehr gut auf den Punkt gebracht.
Möge es dieses Jahr mit einer Einzelzimmer-Reha klappen und mögen sich die schwierigen Dinge verbessern, auch die gesundheitlichen.
Schön, dass du da bist!
Danke, meine Liebe!
(Und du! Ohne dich und uns sähe es hier manches Mal anders aus.)