23-02-2023 Andere Muster weben

Vor Mit­ter­nacht im Bett, 12 Stun­den geschla­fen, mit Kopf­schmer­zen und schwe­rem Kör­per auf­ge­wacht: das ist, wie ich reagiere auf einen Tag wie ges­tern, an dem ich nicht nur die Mitt­wochs­gruppe, son­dern aus­nahms­weise auch mein monat­li­ches The­ra­pie­ge­spräch habe und dafür ins­ge­samt fast 2 Stun­den mit den Öffent­li­chen unter­wegs bin. Dann sinkt der Akku bis zum Abend auf 10% und braucht min­des­tens einen von allen Ver­pflich­tun­gen freien Tag, um wie­der auf ein akzep­ta­bles Level zu kommen.

Nein, ich beklage mich nicht, ich stelle nur fest. Und bin froh, dass ich mir einen sol­chen freien Tag heute neh­men kann.
(Fast hätte ich wie­der “erlau­ben” geschrie­ben, aber wo nie­mand etwas unter­sagt, kann auch nie­mand erlau­ben. So ein­fach ist das.)

***

Ges­tern in der The­ra­pie­stunde.
Ich: “Wie werde ich nur diese alten Glau­bens­sätze los, die immer und immer wie­der in mei­nem Kopf ent­ste­hen und mit denen ich mich klein und wert­los mache?“
The­ra­peu­tin: “Gar nicht. Die wer­den auf die ein oder andere Weise immer da sein.“
Ich: “Dann muss ich etwas fin­den, das ich dage­gen stel­len kann.“
The­ra­peu­tin: “Oder daneben.”

Viel­leicht ist es genau das. So wie ich auf­ge­hört habe, gegen mei­nen Igor zu kämp­fen und statt des­sen gelernt habe, ihm zuzu­hö­ren und ihn anders wahr zu neh­men, kann ich viel­leicht ler­nen, diese Sätze in mei­nem Kopf nicht weg­ma­chen zu wol­len, son­dern ihnen zu ant­wor­ten. Ich kann sie hin­ter­fra­gen, gucken, wo sie her kom­men und ob sie wirk­lich immer noch gül­tig sind. Es gibt immer einen Spie­gel, der die andere Seite und Sicht­weise zeigt. Nur weil die alten Sätze immer gleich so los­brül­len und meine Auf­merk­sam­keit von dem Spie­gel ablen­ken, bedeu­tet es nicht, dass sie rich­tig sind. Ich darf sie in Frage stel­len - und ich darf neue Sätze finden.

  • Stell dich nicht so an! → Ich habe Schwie­rig­kei­ten damit. Das ist in Ordnung.
  • Dafür bist du nicht krank genug. → Es ist Unsinn, Krank­hei­ten zu ver­glei­chen. Wenn es mich ein­schränkt und Posi­ti­ves ver­hin­dert, ist es Grund genug, Ent­las­tung zu bekommen.
  • Das bist du nicht wert. → Doch.
  • Mach du mir nicht auch noch Pro­bleme! → Meine Pro­bleme sind genauso real wie die von ande­ren und las­sen sich nicht weg­re­den, weil sie unbe­quem sind. Bitte hilf mir.
  • Jam­mer nicht rum, mach ein­fach! → Aus­spre­chen zu kön­nen, dass etwas schlimm ist, hilft mir. Ich kann nur ändern, was mir bewußt ist.
  • Wenn du es nicht änderst, willst du es nur nicht genug! → Etwas nicht zu kön­nen, hat nichts mit dem Wil­len zu tun. 
  • Wer den ers­ten Schritt nicht geht, ist feige. → Wer den ers­ten Schritt nicht geht, hat viel­leicht keine Kraft dafür.
  • Das schaffst du sowieso nicht. → Wenn du auf­hörst, mich wei­ter mit dei­nen blö­den Sät­zen zu beläs­ti­gen, schaff ich alles, was ich kann.

Ein ers­ter Ver­such, ganz spon­tan. Ich bin sicher, dass ich noch viele andere finde.
Macht ihr mit? Schreibt gerne in den Kom­men­ta­ren, was euch einfällt!

***

Fliegen will ich!

Nicht mehr gebunden sein
an die alten Muster
die längst ausgeblichen sind
und ihre Gültigkeit
verloren haben (sollten).

Nicht mehr stehen bleiben
im Sumpf der Gedanken
die festhalten
und klein machen
und mir nichts zutrauen.

Nicht immer gleich aufgeben
aushalten und resignieren
weil der Mut fehlt
und die Hoffnung
dass ich etwas ändern kann.

Ich will los lassen
dem Lauf der Möglichkeiten folgen
vertrauen auf mich
und dass ich weiß
was richtig ist.

Ich will weiter gehen
auf meinem eigenen Weg
so wie es mir entspricht
und mir gut tut
weil ich es mir wert bin.

Fliegen will ich!
Weil ich es kann.

21-03-2023 Alte Muster, die hartnäckig um ihr Überleben kämpfen

In den letz­ten drei­ein­halb Wochen ist hier nichts pas­siert, wor­über ich hätte schrei­ben kön­nen. Die meiste Zeit hab ich nichts getan außer auf­zu­ste­hen, meine Ter­mine ein­zu­hal­ten und die Tage so zu ver­brin­gen, dass ich am Abend wenigs­tens nicht unzu­frie­den bin. Aber das ist okay, das darf so sein. 

Ges­tern wäre eigent­lich Schwimm­gruppe vom Hilfe-Dings gewe­sen, die fiel aller­dings wegen aku­tem Man­gel an Mit­schwim­me­rin­nen, viel zu wenig Platz im Innen­be­cken (wg. Bau­ar­bei­ten ist das zweite große Becken geschlos­sen), Regen im Außen­be­cken und aus all dem resul­tie­ren­der Unlust lei­der aus. Statt des­sen haben Frau R. (die auch die Schwimm­gruppe betreut) und ich unser für heute geplan­tes Tref­fen vor­ge­zo­gen und so hab ich einen uner­war­te­ten freien Tag. Zeit, mal wie­der was “rich­ti­ges” zu tun und an Pro­jekte zu gehen, die hier ange­fan­gen rum­lie­gen. Naja, und ein biß­chen schrei­ben hier, das auch.

***

Wie üblich wirkte die ganze Geschichte rund um das Ehren­amt noch lange nach. Die Ent­schei­dung, mich über­haupt zu bewer­ben, der Mut, nach drau­ßen zu gehen und mich zu zei­gen, die Auf­re­gung, neue / fremde Men­schen zu tref­fen, mit Über­zeu­gung für mich ein­zu­ste­hen und am Ende noch ein­mal die Ent­schei­dung, es nicht zu tun: jeder ein­zelne die­ser Punkte und alle klei­nen “Unter­punkte” brauch­ten viel Kraft und dann eben auch Zeit, um die Bat­te­rie wie­der aufzuladen. 

***

Ende Februar ist die Zweig­stelle von mei­nem Hilfe-Dings umge­zo­gen. Bis­her waren sie an der Grenze zwi­schen Eims­büt­tel und Altona auf zwei Orte ver­teilt, die ich beide schnell und ein­fach mit dem Rad oder bei schlech­tem Wet­ter mit dem Bus errei­chen konnte. Jetzt gibt es einen ein­zi­gen gro­ßen Stand­ort mit­ten in Altona mit vie­len unter­schied­lich gro­ßen Räu­men auf einer Etage. Das ist für alle rich­tig gut und es ist wun­der­schön und hell und freund­lich dort, aber der Stand­ort ist für mich (und viele andere) viel wei­ter weg als vor­her - mit dem Rad bräuchte ich über eine halbe Stunde für einen Weg, das ist nicht wirk­lich mach­bar. Es bleibt also nur Bahn & Bus und wie sehr ich dank Corona ver­lernt habe, dass da im öffent­li­chen Raum unglaub­lich viele andere Men­schen sind, die einem auf die Pelle rücken und laut sind und rück­sichts­los, merkte ich so rich­tig, nach­dem ich in der ers­ten Woche nach dem Umzug an 3 Tagen hin­ter­ein­an­der unter­wegs war. Und das sind nur die ganz nor­ma­len Ter­mine: mon­tags zum Schwim­men, am Diens­tag der Ein­zel­ter­min und mitt­wochs die Gruppe. Wenn dann noch die The­ra­pie dazu kommt, sind es sogar 4 Tage und immer zwi­schen Mit­tag und Nach­mit­tag, wenn sowieso am meis­ten los ist. Das aus­zu­hal­ten und mich abzu­gren­zen raubt extrem viel Ener­gie.
Glück­li­cher­weise hat meine gute Frau R. vor­ge­schla­gen, dass wir unsere wöchent­li­chen Ter­mine abwech­selnd tele­fo­nisch und life machen kön­nen und eines der bei­den Tref­fen auch in mei­ner Nähe statt fin­den kann. Das ent­las­tet wenigs­tens ein bißchen.

Was Frau R. noch macht: sie drän­gelt grade - natür­lich ganz lie­be­voll und mit Unter­stüt­zung! -, dass ich eine Beför­de­rungs­pau­schale bean­tra­gen soll, die mir erlau­ben würde, einige Fahr­ten mit dem Taxi zu machen. Was da sofort für uralte Glau­bens­sätze in mir hoch kom­men! “Dafür bist du nicht krank / geschä­digt genug”, “das biß­chen Bus­fah­ren ist doch nicht so schlimm”, “sei froh, dass du über­haupt Geld zum Leben bekommst” und natür­lich der Lieb­lings­satz “stell dich doch nicht so an”. Alle ande­ren hät­ten das ver­dient, aber ich doch nicht. Und wenn ich das in Anspruch neh­men würde, dann müsste ich ja wirk­lich akzep­tie­ren, dass ich krank bin.

Ich hab in den letz­ten zwei Jah­ren hart daran gear­bei­tet, dass ich mein Leben anneh­men kann, wie es eben gewor­den ist. Trotz­dem sind da noch unzäh­lige alte Sätze und Mus­ter in mir, die die voll­stän­dige Akzep­tanz blo­ckie­ren. Es macht mich immer noch trau­rig und wütend, wie klein und wert­los wir gemacht und gehal­ten wur­den und dass alles weh­ren dage­gen alles nur noch schlim­mer gemacht hat. Ich glaube nicht­mal, dass meine Mut­ter uns absicht­lich damit scha­den wollte, aber es war zu der Zeit eben nicht anders und sie war froh, wenn sie nicht noch mehr Pro­bleme hatte als die, die eh schon reich­lich da waren. Irgend­wie kann ich es aus ihrer Sicht ver­ste­hen, aber ich sitze hier 60 Jahre spä­ter und hab immer noch damit zu kämp­fen. Und wenn ich eins geschafft hab, dann kommt der nächste Satz um die Ecke und macht mich wie­der klein. Und wie­der halte ich aus und gestehe mir Sachen nicht zu und ordne mich ganz nach unten, weil ich es ja nicht anders kenne und nicht anders ver­dient habe, denn: wer bin ich denn schon.

Ich bin wütend - aber noch grö­ßer als die Wut ist die Resi­gna­tion. Was kann ich denn schon ändern, jetzt noch, wo schon so viel Leben hin­ter mir liegt. Wenn ich es mit mei­nen Mit­teln und mei­ner Kraft bis jetzt nicht geschafft habe, wie sollte es denn gehen?
So ganz all­ge­mein gese­hen läuft es ja okay, damit könnte ich doch zufrie­den sein, oder?

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Ich wünschte manch­mal, ich wüßte nicht so viel, dann könnte ich mir viel­leicht nicht vor­stel­len, dass es auch anders sein könnte.

25-02-2023 Wenn das Nein ein Ja ist

Du machst deine Ent­schei­dung zu der rich­ti­gen Ent­schei­dung, indem du dich entscheidest.

(Freun­din D. im Chat gestern)

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Nach eini­gen Tagen mit Bauch­schmer­zen, schlech­tem Schlaf, end­los krei­sen­den Gedan­ken und vie­len Zwei­feln hab ich jetzt die hof­fent­lich rich­tige Ent­schei­dung getrof­fen, das Ehren­amt, für das ich mich bewor­ben hatte, nicht anzu­tre­ten.
Aber der Reihe nach.

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Letz­ten Diens­tag traf ich mich also mit B., einem der Vor­sit­zen­den des Ver­eins. Ein sehr sym­pa­thi­scher Mann, der an diver­sen Stel­len gleich­zei­tig agiert und viel­leicht darum etwas chao­tisch wirkt. Wir spra­chen über mich, meine Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart, meine Vor­stel­lung, was ich tun kann und will. Er erzählte vom Ver­ein, zeigte mir das Backend von der Web­seite und die diver­sen zusätz­li­chen Anwen­dun­gen, mit denen da gear­bei­tet wird (News­let­ter, Daten­bank, Spen­den­samm­lung u.a.).
Das war ein wirk­lich tol­les, anre­gen­des Gespräch, er hat sich viel Zeit genom­men, die Atmo­sphäre war locker und ange­nehm. Was mich etwas störte, war, dass die Auf­ga­ben irgend­wie vage blie­ben. “Da könn­test du was machen oder viel­leicht da und hier gäbe es auch noch was oder viel­leicht lie­ber dort?” So viele Mög­lich­kei­ten, mich ein­zu­brin­gen, aber eben nichts konkretes.

Am Abend kam bereits die erste Mail mit Infos, einem E-Mail-Account beim Ver­ein, einem ande­ren anzu­le­gen­den für den inter­nen Chat, der Zugang zu einem Teil­be­reich vom WP Backend. Und da war ich dann erst­mal über­for­dert. Was für ein Chaos.
X Sei­ten und Bei­träge im Ent­wür­fe­ord­ner, zum Teil seit 2 Jah­ren. Uralte Kom­men­tare, die nie frei­ge­ge­ben, aber auch nicht gelöscht wur­den. Nicht aktua­li­sierte Plug­ins. Yoast SEO wurde instal­liert, aber kom­plett igno­riert. Noch dazu wurde nie umge­stellt vom Clas­sic Edi­tor auf Guten­berg, die ganze Seite aber mit dem Theme “Enfold” gebaut, was ja selbst ein Page Buil­der ist. Viele der Sei­ten beinhal­ten also Teile aus allen drei Ele­men­ten, was natür­lich zu einem heil­lo­sen Durch­ein­an­der führt. Das sieht man auf der Web­site selbst nicht, aber es macht das arbei­ten eben schwer.
Es gab noch einen ande­ren Web­wor­ker, der sich gemel­det hat für das Ehren­amt, der meinte wohl sofort, dass er die Seite kom­plett neu bauen würde. Nach­dem ich das Backend gese­hen hab, stimme ich dem zu 100% zu. Jemand muss da echt mal grün­dich auf­räu­men — aber ich bin das nicht. Noch ein­mal kann ich mich nicht mit Kraft und Herz­blut in ein Pro­jekt wer­fen, das bekommt mei­ner Depres­sion nicht.

Wo das eine also wirk­lich eine Num­mer zu groß ist für mich, sind andere Auf­ga­ben aber zu klein. Zwi­schen­durch mal Kor­rek­tur zu lesen oder einen News­let­ter zu lay­ou­ten reicht mir nicht. Alle paar Wochen oder Monate nur eine Klei­nig­keit zu machen, kann ich mir nicht vor­stel­len. Was, wenn da grade Igor zu Besuch ist? Den kann ich nun­mal nicht abstim­men darauf. 

Schwe­ren Her­zens hab ich also heute bei B. abge­sagt. Er hat schnell reagiert, alles gut, kein Pro­blem und ich kann mich ja noch­mal mel­den, wenn sich was bei mir ändert. Wer weiß, was im Leben so alles passiert.

(Aber die Auf­re­gung beim Schrei­ben und vor allem Absen­den der Mail! Immer wie­der muss ich es mir wie ein Man­tra vor­sa­gen: ich bin nie­man­dem was schul­dig, ich muss mich nicht recht­fer­ti­gen oder ent­schul­di­gen, ich sorge für mich und meine Gesund­heit, ich tue, was mir gut tut. Das alte Mus­ter, das mir ein­re­det, dass ich immer per­fekt sein muss, dass ich nie jeman­den ent­täu­schen darf, dass ich schlecht bin, wenn ich was nur für mich mache etc., das sitzt ganz tief.)

Aber auch ein Nein kann ein Ja sein. Die Ent­schei­dung gegen etwas bringt mich auch wei­ter, weil ich dann weiß, was ich nicht will. Und bei allem Über­le­gen ist mir klar gewor­den: ich will weder eine große Auf­gabe noch eine unre­gel­mä­ßige, son­dern eine kleine, regel­mä­ßige. Am liebs­ten wären mir abge­schlos­sene Pro­jekte, aber etwas dau­er­haf­tes käme auch in Frage, wenn es nicht mehr als ca. 3 bis 5 Wochen­stun­den Arbeit braucht und klar struk­tu­riert ist. Ich glaube, damit könnte ich umge­hen, auch in einer nicht guten Phase.

Und jetzt hab ich etwas mehr Zeit, meine Job-Web­site neu zu machen (das alte Theme ist lei­der nicht mehr kom­pa­ti­bel mit der neuen PHP-Ver­sion), den Lebens­lauf rich­tig gut zu gestal­ten und mich in Ruhe nach ande­ren ehren­amt­li­chen Auf­ga­ben umzu­se­hen. Es gibt wel­che für mich, da bin ich sicher.
Was mir diese Aktion gebracht hat, ist auf jeden Fall das: ich hab einen ers­ten Schritt nach drau­ßen gewagt. Ich hab mich getraut, mich zu zei­gen (und kam, laut B., “sehr sym­pa­thisch” an)! Und ich hab - s.o. - eine deut­li­chere Vor­stel­lung, was ich will. Alleine dafür hat sich alles gelohnt.

Ja, es ist gut.

19-02-2023 Schlaflos

4:58 Uhr. Wie­der eine Nacht, die dritte in Folge, in der ich müde ins Bett gehe und der Schlaf ein­fach nicht kommt. Alles stört, vor allem auf der Haut, die per­ma­nent krib­belt und juckt und zwickt und so emp­find­lich ist. Dazu die Beine, die keine Ruhe fin­den, der Kopf vol­ler unwich­ti­ger Gedan­ken, ich möchte schreien und toben und will doch nur schla­fen, bitte. 

Das ist doch Mist. Was mach ich hier?

Am Diens­tag­nach­mit­tag treff ich mich mit den bei­den Men­schen vom Ehren­amt zum ken­nen ler­nen. Das ist auf­re­gend, ja, da spiele ich natür­lich wie immer alle mög­li­chen Sze­na­rien im Kopf durch. Außer­dem weiß ich nicht, was ich mit­brin­gen soll - Lebens­lauf, Zeug­nisse, Port­fo­lio? - und müsste ganz schnell noch die Job­web­site neu machen, weil die mit dem aktu­el­len PHP nicht mehr funk­tio­niert und sowieso wollte ich sie ja über­ho­len, aber das geht eben nicht auf die Schnelle mal eben so, das braucht Zeit und Ruhe und pro­bie­ren und alles. Bis Diens­tag hab ich die nie und nim­mer fer­tig, aber viel­leicht ist das ja auch über­haupt nicht schlimm?

Ich will doch nur schla­fen, bitte.

12-02-2023 Ich hab es getan

Die Bewer­bung für das Ehren­amt ist abge­schickt. Uff. Jetzt heißt es los­las­sen, ent­span­nen, warten.

Es ist “nur” ein Ehren­amt, nichts rie­si­ges, für mich auch nicht so wahn­sin­nig anspruchs­voll, aber hey, es ist das erste Mal seit 11 Jah­ren, dass ich mich wie­der in die Arbeits­welt begebe und nicht nur für die Fami­lie oder mich selbst was mache. Ich weiß, dass ich gut bin (also manch­mal weiß ich das — boah, Igor, ver­zieh dich!!), dass ich das alles kann; alle meine Zeug­nisse sind her­vor­ra­gend und wahr, aber damit nach drau­ßen zu gehen, ist ver­dammt auf­re­gend und span­nend und kos­tet Überwindung.

Inter­es­san­ter Fakt am Rande: ich hab heute Nacht wie­der ein­mal vom alten Job geträumt. Viel­leicht hört das ja auch mal irgend­wann auf, z.B. mit einer neuen Beschäftigung.

11-02-2023 Auch gute Tage verbrauchen Energie

(Ich will hier auch noch fest­hal­ten, was ich vor­ges­tern schon auf Twit­ter erzählt hatte.)

Damit, dass ich am Mitt­woch mit Bahn & Bus zur Gruppe gefah­ren bin, hab ich den Wochen­ein­kauf nicht erle­digt (ich brau­che das Rad dafür, mochte danach aber nicht extra los) und mich quasi gezwun­gen, am Don­ners­tag noch­mal zum Super­markt zu fah­ren. Lust hatte ich wie immer keine, aber im Nach­hin­ein war es genau rich­tig, denn der Tag wurde zu einem rich­tig guten: einem “Tag der schö­nen Begeg­nun­gen”. Und am Ende fühlte es sich an, als hätte ich ein­fach das Strah­len der Sonne über­nom­men, die sich lei­der wie­der ver­zo­gen hatte.

🌞 Erst war da ein jun­ger Mensch, der sei­nen ers­ten Tag an der Kasse bei Aldi hatte und mit sei­ner fröh­li­chen Art alle Kund:innen rundum ansteckte. Ich wünsch ihm sehr, dass er das lange behal­ten kann.
🌞 Dann ergab sich ein net­tes klei­nes Gespräch mit Char­lotte, einer Dozen­tin, die mich wäh­rend mei­ner Umschu­lung vor 23 Jah­ren beim Frau­en­Tech­nik­Zen­trum nach­hal­tig beein­druckt hatte. Ich sehe sie oft beim Ein­kau­fen, weil sie in der Nähe wohnt, aber heute hab ich mich end­lich mal getraut, sie anzu­spre­chen und sie hat sich rie­sig gefreut. Lus­tig: ich siezte sie - sie ist immer­hin irgendwo in den 80ern -, aber sie duzte mich wie damals und ich war plötz­lich wie­der sehr jung.
🌞 Auf dem Rück­weg ein jun­ger Vater mit Kin­der­wa­gen, der auf dem schma­len Geh­weg war­tete, bis ich mit mei­nem voll bepack­ten Fahr­rad vor­bei war. Ich lächelte ihn an und sagte “Vie­len Dank! Sonst bin ich die, die war­tet” und er lachte ganz herz­lich zurück.
🌞 Und dann noch mein Lieb­lings­nach­bar F., der grade vor dem Haus war, als ich nach Hause kam und mir ganz selbst­ver­ständ­lich meine schwe­ren Taschen nach oben trug. “Kein Ding”, sagt er, “ich mach das gerne!”

Das waren alles nur kurze Momente, aber jeder für sich so schön, dass es mir rich­tig gut ging und ich die blö­den Begeg­nun­gen der letz­ten Zeit ver­ges­sen kann.
Was offene Freund­lich­keit doch für einen Unter­schied macht.

***

Ich hatte es halb erwar­tet: nach die­sen vier rich­tig guten Tagen hin­ter­ein­an­der war ges­tern nur noch Pause ange­sagt. Lange schla­fen, in Ruhe früh­stü­cken und lesen, TV gucken, rum­gam­meln. Das war wohl genau rich­tig, denn ich bin nicht im Loch gelan­det wie so oft, son­dern nur ein­fach müde. Auch gute Tage ver­brau­chen Ener­gie. Und die Bewer­bung für das Ehren­amt kann ich mor­gen genauso gut schreiben.

08-02-2023 Was Neues wagen

Also, ja, ich werde mich bewer­ben auf das Ehren­amt, von dem ich im letz­ten Bei­trag erzählt hab. Ich bin auf­ge­regt und gespannt und muss auch immer wie­der mal blöde Sätze von Igor abweh­ren, aber ich will das tun, es fühlt sich rich­tig an. Und wenn es genau die­sen Job nicht mehr geben sollte, hab ich noch zwei andere gefun­den, die auch pas­sen würden.

Auch ich hab frü­her gedacht, wenn jemand in den Ruhe­stand ging, wie gut er:sie es jetzt hat und immer tun kann, was er:sie will. Da wußte ich noch nicht, wie ver­dammt anstren­gend es sein kann, so viele Tage sinn­voll fül­len zu müs­sen. Jeden Mor­gen auf’s Neue etwas zu fin­den, was am Abend irgend­wie gut war oder zufrie­den gemacht hat. Hob­bies sind toll, aber kön­nen auch schnell lang­wei­lig wer­den, wenn es nur noch das gibt. Sich selbst wei­ter zu bil­den braucht auch Dis­zi­plin, nicht nur Inter­esse. Und sich immer wie­der zu moti­vie­ren mit einem Hund am Bein ist sowieso noch­mal eine extra Num­mer. Mit dem Ehren­amt gibt es wie­der einen Impuls von außen. Ich hoffe sehr, dass es wirk­lich hilft.

Die Inten­sion dahin­ter geht auch in Rich­tung “soziale Kon­takte”. Ich will - in Maßen - wie­der unter Men­schen. Neue Men­schen ken­nen ler­nen, gerne auch mal wie­der “nor­male”, also sol­che ohne patho­lo­gi­sche psy­chi­sche Han­di­caps, ihr wißt schon, was ich meine. Sowas soll es ja da drau­ßen auch noch geben, hab ich gehört. 😀 

Es dür­fen jetzt also bitte gerne ein paar Dau­men gedrückt wer­den - und kom­men­tie­ren dürft ihr auch 😉

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Pas­send zur Stim­mung bzw. zu einem gro­ßen Teil mit­ver­ant­wort­lich ist die Sonne, die seit 2 Tagen alles hell und freund­lich macht und so unfass­bar gut tut. Ich glaube, ich hab noch nie einen Win­ter als so schreck­lich grau emp­fun­den.
Ges­tern bin ich nach dem Ter­min mit mei­ner Bezugs­frau nicht direkt nach Hause gera­delt, son­dern war noch über eine Stunde im Park am Wei­her, saß auf Bän­ken rum, beob­ach­tete das ziem­lich komi­sche soziale Leben der Enten und Gänse, hielt mein Gesicht in die Sonne und war sehr glück­lich. Heute bin ich von der Mitt­wochs­gruppe nur die Bus­stre­cke gefah­ren und den Rest nach Hause gelau­fen, hab die kalte Luft und das helle Licht genos­sen, auf dass es eine Weile reicht.

05-02-2023 Wie es so ist

Hier so gar nicht zu schrei­ben ist auch keine Lösung. Der Kopf ist ja so oder so über­voll mit Gedan­ken, den gan­zen wachen Tag und in den Träu­men. Also.

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Ver­mut­lich habe ich dank einer Bemer­kung mei­ner Bezugs­frau vom Hilfe-Dings raus­ge­fun­den, warum ich in den letz­ten Mona­ten so abgrund­tief erschöpft war. Als ich vor etwa 3 Wochen mal wie­der davon sprach, fragte sie nach den Medi­ka­men­ten, weil sich da doch was ver­än­dert habe und siehe da: bei bei­den Medis gegen den zu hohen Cho­le­ste­rin­spie­gel steht (neben tau­send ande­ren Sachen, die ich eigent­lich gar nicht so genau wis­sen will) als Neben­wir­kung u.a. Müdig­keit bzw. Kraft­lo­sig­keit. Nach­dem ich das las, hab ich beide Medi­ka­mente pro­be­weise abge­setzt und merkte schon eine Woche spä­ter, dass sich was ver­än­dert hat. Ich bin nach wie vor schnell müde, aber nicht mehr ganz so erschöpft. Das fühlte sich wirk­lich an, als sei die Kraft kom­plett auf­ge­braucht und nicht mehr auf­zu­la­den. Der kleinste Weg kos­tete Über­win­dung, eine Stunde nach dem Auf­ste­hen wollte ich am liebs­ten wie­der ins Bett und der Gedanke an Rad­fah­ren und damit auch an Raus­ge­hen war nicht vor­han­den. Lang­sam kommt die Ener­gie jetzt zurück.
Das ist natür­lich doof, weil ich ja trotz­dem was machen muss gegen das Cho­le­ste­rin, aber wenn ich abwä­gen sollte, 2 Jahre län­ger leben zu kön­nen, aber eben mit der tota­len Kraft­lo­sig­keit, dann ist es das echt nicht wert. Ich muss also zur Haus­ärz­tin und mit ihr klä­ren, wie es wei­ter geht. Dann kann ich auch gleich mit ihr über die Reha reden und ob sie mich damit unterstützt.

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Wie so viele andere um mich herum, on- und off­line, bin auch ich genervt von die­sem Win­ter, der hier in Ham­burg kein Win­ter ist und sich den­noch in sei­nem tris­ten Grau ins End­lose zieht. Es gibt kaum Licht; dass es jeden Tag ein paar Minu­ten län­ger hell ist, scheint ein­fach unter­zu­ge­hen. Dazu kommt bei mir hier die Aus­sicht auf die häss­li­che Bau­stelle gegen­über, die von der blät­ter­lo­sen Pla­tane nicht ver­deckt wird. Da ist ein­fach nichts Schö­nes für das Auge und kaum was für’s Gemüt.
Die letz­ten bei­den Mitt­wochs­grup­pen hab ich auch ver­passt, weil es mir ein­mal nicht gut ging (da war der Ter­min mit der Bezugs­frau einen Tag vor­her zur zwar sehr effek­ti­ven, aber auch wahn­sin­nig anstren­gen­den The­ra­pie­stunde gewor­den und ich war echt fer­tig) und danach das Wet­ter zu beschis­sen zum Rad fah­ren war, gleich­zei­tig aber Bus&Bahn bestreikt wur­den. Zwei Wochen kaum soziale Kon­takte, das fehlt mir inzwi­schen doch sehr.
Wenigs­tens ist mir wie­der ein­ge­fal­len, dass ich doch den gan­zen Som­mer über in mei­nen Fotos Far­ben gesam­melt hatte, damit der Win­ter über­lebt wer­den kann. Seit­dem durch­forste ich meine Ord­ner nach noch nicht gezeig­ten Fotos und da kommt noch­mal ganz ordent­lich was zusam­men, was schon beim Bear­bei­ten ein wenig Freude macht. Aber es ist trotz­dem nur ein klei­ner Moment Sonne und Licht und ersetzt das echte Raus­ge­hen in die Natur keineswegs.

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Ent­ge­gen mei­ner bzw. Igors Erwar­tung hab ich tat­säch­lich im Januar fast jeden Tag “ver­dich­tet”. Die meis­ten Texte hab ich bei Twit­ter gepos­tet (und natür­lich lokal gespei­chert), aber da gehen sie doch irgend­wie unter. Öffent­lich zei­gen will ich sie aber, ich weiß nur noch nicht so rich­tig, in wel­cher Form. Ver­mut­lich werde ich sie hier ver­lin­ken, weil sie irgend­wie zum Tage­buch gehö­ren, aber gleich­zei­tig auch auf der Lyrik­seite, weil es ja eben doch Gedichte sind. Mal gucken.
Und viel­leicht wird auch bald das Logo fer­tig, das ich für alle drei Sei­ten nut­zen will - wenn ich mich dann mal ent­schei­den kann und der Bauch end­lich zu 100% “ja” sagen mag.

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Ges­tern Abend hab ich nach Mög­lich­kei­ten für ehren­amt­li­che Arbeit in HH gesucht und tat­säch­lich was gefun­den, was für mich in Frage kommt. Also, was mir und mei­nen Fähig­kei­ten und Bedürf­nis­sen eigent­lich total ent­spricht und ich sollte eigent­lich ganz drin­gend da hin­schrei­ben und mich vor­stel­len, aber ich hab natür­lich sofort tota­len Schiss, dass die mich ent­we­der total doof fin­den oder ich dem Anspruch nicht gerecht werde. Aber wenn ich mich da nicht melde, dann bin ich wirk­lich total doof. Ich weiß es doch auch nicht.

Con­tent Manager:in Word­Press / Web­seite pfle­gen (all gen­ders)
Wir sind ein klei­nes, fei­nes Team, das von Ham­burg aus die Ein­sätze von Medi­cal Vol­un­teers e.V. koor­di­niert. Für die Pflege unse­rer Home­page suchen wir ab sofort ehren­amt­li­che Unter­stüt­zung für unser Team. Du soll­test dafür gute Kennt­nisse in Word­Press und sehr gutes Deutsch und Eng­lisch in Wort und Schrift mit­brin­gen. Ebenso soll­test Du in der Lage sein, selbst­stän­dig, prä­zise und struk­tu­riert zu arbei­ten.
Der wöchent­li­cher Zeit­auf­wand liegt bei ca 3h/Woche. Du kannst diese Tätig­keit bei uns im Büro in HH-Hohe­luft (unweit der U Bahn-Sta­tion Hohe­luft­brü­cke) oder in remote ausüben.

Es wäre wirk­lich abso­lut ideal. Mein Eng­lisch ist zwar nur gut und nicht sehr gut, aber ansons­ten erfülle ich wirk­lich alle Anfor­de­run­gen. Ich kenne sogar das WP Theme, das sie ver­wen­den, weil ich damit die Seite für das Rei­se­por­tal erstellt habe, das ich vor ein paar Jah­ren mit einem Freund auf­bauen wollte. Und auch das Team und was die so machen, finde ich sym­pa­thisch. Ich sollte mich trauen. Schon blöd, dass da grade wie­der­mal so ein dum­mer klei­ner schwar­zer Hund auf mei­nen Schul­tern rumliegt.

(Sagt nichts! Ich weiß, was ihr sagen wollt und dass ihr Recht habt. Ich muss es den­noch selbst entscheiden.)

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Mein Tages­ge­dicht von ges­tern, nachts geschrieben.

#VerseMyDay 4.2.2023

Im Kopf, da
sitzt Einer und
redet auf dich ein
das kannst du nicht
das schaffst du nicht
das wagst du nicht
du wirst scheitern
du wirst alles falsch machen
du wirst aufgeben
du bist zu blöd
du bist zu faul
du bist zu klein
und irgendwann
da glaubst du das
da redest du nicht mehr dagegen
da wirst du still
da kannst du nichts
da schaffst du nichts
da wagst du nichts
da bist du nichts.

***

Thema der nächs­ten Therapiestunde(n), als Folge des oben erwähn­ten Ter­mins beim Hilfe-Dings: Wut und Trauer und was das eine mit dem ande­ren zu tun hat und warum ich mir bei­des nicht erlaube. Und irgend­wann dem­nächst will ich hier mal die Geschichte auf­schrei­ben, wie ich wäh­rend einer Ima­gi­na­tion mein inne­res Kind gefun­den hab. Nach der Klei­nen muss ich näm­lich drin­gend gucken, da ist noch lange nicht alles abgearbeitet.

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Reicht für heute.

09-01-2023 All I wanna do is bicycle

Ähm, die Über­schrift ist natür­lich ein Scherz.
Ehr­lich gesagt hasse ich die­ses Rad, das so auf­fäl­lig hin­ter mir rum­steht, immer noch sehr. Und seit dem Herbst lass ich auch das Trai­ning ziem­lich schlei­fen: wenn ich es ein­mal in der Woche da rauf schaffe und dann nicht schon nach 15 Minu­ten ent­nervt auf­gebe, ist es ein Wun­der. Das Schwim­men mit dem Hilfe-Ding pau­siert auch bis zum Früh­ling, weil es ein­fach arsch­kalt ist (wegen der aktu­el­len Ener­gie­knapp­heit wurde die Tem­pe­ra­tur redu­ziert; es heißt um ein Grad, gefühlt aber um min­des­tens 5 Grad).

So geht das aber nicht, wenn sich das Gewicht nach unten bewe­gen soll. Nur alleine am Ess­ver­hal­ten zu arbei­ten, reicht nicht - und da bin ich noch lange nicht soweit, dass alles gut wäre.

Heute hab ich es end­lich mal wie­der geschafft aufs Rad. Kopf­hö­rer auf­ge­setzt, meine Play­list mit den schnel­len 80er Songs ange­stellt und die Augen zuge­macht. Gegen Ende dachte ich nur noch “das schaffst du, komm, noch ein Stück, bis der Song zu Ende ist” und dann waren es sogar 21:30 Minu­ten und 9 km. 

Als ich danach unter der wohl ver­dien­ten Dusche stand, war ich in Gedan­ken plötz­lich wie­der in Malente in der Kli­nik - und da war sie, die Idee: was wäre, wenn ich eine Reha *) bean­tra­gen würde? Dies­mal aber nicht wegen der Depres­sion, son­dern wegen Adi­po­si­tas und den Ursa­chen und Aus­wir­kun­gen. Meine Ärz­tin­nen wür­den mich sicher unter­stüt­zen.
Sechs bis zehn Wochen lang vol­les Pro­gramm: Ernäh­rungs­be­ra­tung, Sport, Phy­sio und The­ra­pie. Kon­zen­trie­ren auf die The­men Gewicht und Essen und end­lich mal nach­hal­tig etwas ändern. Das Rad mit­neh­men, die Kamera dazu, in der Natur sein und ver­sorgt wer­den. Zehn Kilo leich­ter nach Hause kom­men und hof­fent­lich wei­ter machen kön­nen.
Hach, das wär was. 

*) Als Reha des­halb, weil ich nur da ein Ein­zel­zim­mer bekomme - im Akut­be­reich gibt es die ja nur mit psy­chi­schem Zusam­men­bruch, das muss ich nicht noch­mal haben.

Und viel­leicht sollte ich die Depres­sion doch als Unter­punkt mit auf­neh­men, denn natür­lich kom­men sofort wie­der alle Gedan­ken: das darfst du nicht, so krank bist du nicht, das schaffst du doch auch alleine, dafür musst du nie­man­dem den Platz weg neh­men, du musst dich nur mehr anstren­gen und es wirk­lich wol­len, aber das kannst du ja eh nicht und darum hast du so ein Pro­gramm erst recht nicht ver­dient.
Jaja, sagt nichts, ich weiß es selbst.

(Kann mal irgend­was nicht anstren­gend sein, bitte?)

02-01-2023 Schreibübungen

Wenn der schwarze Hund sich an mich klam­mert und über mich legt, mich irgend­wann voll­stän­dig bedeckt, dann dreht sich in mir alles auf die andere Seite. Es ist, als würde ein Schal­ter umge­legt. Dann ist alles dun­kel, falsch, hoff­nungs­los. Dann zählt nichts mehr von dem, was ich am Tag vor­her noch als rich­tig emp­fun­den habe. Ich strenge mich auch nicht mehr an, wie­der zurück zu gelan­gen, weil es ja doch sinn­los ist. Und das schlimmste dabei ist: ich glaube mir. Ich halte das für die Wahr­heit. Irgendwo in einem hin­ters­ten Win­kel mei­nes Seins weiß ich zwar, dass es die Depres­sion ist, die mir das alles ein­re­det, aber die­ses Wis­sen ist nicht mehr fass­bar für mich.
Wenn es so weit gekom­men ist, kann ich nur noch still hal­ten und abwar­ten, bis die Dun­kel­heit sich ver­zieht - oder der rich­tige Mensch im rich­ti­gen Moment durch sie durch bis zu mir gelangt, so wie die Toch­ter am letz­ten Sonn­tag.
Heute ist es zwar noch grau und ich bin sehr müde, aber mein Den­ken geht wie­der in die rich­tige Rich­tung. Ich bin wie­der da.

Es hat zum Glück dies­mal nicht lange gedau­ert, aber diese Epi­sode zeigt mir deut­lich, dass die Krank­heit nicht vor­bei ist und ich sie auch nicht immer im Griff habe. Die ein­zel­nen Epi­so­den sind sehr unter­schied­lich in ihrer Form und Aus­wir­kung und manch­mal ist eben auch eine fiese, hin­ter­häl­tige, bös­ar­tige Vari­ante dabei. Igor ist eben doch kein Kuscheltier.

***

Der Titel die­ses Bei­trags hat zwei Bedeu­tun­gen.
Einer­seits ist jeder Ein­trag hier immer wie­der auch eine Übung: mich im Schrei­ben zu fin­den und zu begrei­fen, dran zu blei­ben an der geis­ti­gen Arbeit, genau die Wör­ter und Sätze zu fin­den, die aus­drü­cken, was ich fühle und am Ende damit auch gese­hen zu wer­den.
Ande­rer­seits bezieht er sich auf etwas, das ich ges­tern bei Bee gefun­den habe und was sie “Verse My Day” nennt. Es erin­nert an die in ver­schie­de­nen Vari­an­ten ver­brei­tete Acht­sam­keits­übung mit den 3 guten Din­gen des Tages, wird aber noch erwei­tert um “schreibe jeden Tag ein Gedicht”. Es geht nicht um groß­ar­tige Lite­ra­tur oder Lyrik, son­dern mehr darum, “sich einen Moment Auf­merk­sam­keit zu gön­nen und wirk­lich wahr zu neh­men, was der Tag gebracht hat”, wie sie mir schrieb.
Mehr dazu fin­det ihr in die­sem Post auf Patreon oder auf ihrem Insta­gra­m­ac­count.

Ich möchte das gerne aus­pro­bie­ren, eben quasi als Schreib­übung, ich muss nur noch eine geeig­nete Form fin­den, wie und wo ich die Tages­ge­dichte aufschreibe.

Dies ist jeden­falls das Gedicht für heute, den 02.01.2023:

Still
stehen bleiben
aushalten
bis die Dunkelheit
ihre Macht verliert.
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