Dass mir das so nachgehen würde, dass ich gleich zweimal in der Nacht aus Alpträumen aufwache, hätte ich nicht erwartet, als ich gestern “mal eben schnell” ein paar Sätze aus meiner Kindheit bei Twitter schrieb.
#SagNieEinemKind “Sei doch nicht immer so bockig”, wenn es doch nur versucht, sich gegen die Schläge und die Übergriffe des Erzeugers zu schützen.
#SagNieEinemKind “Willst du jetzt wieder lieb sein?”, nachdem du es 2 Stunden in seinem Zimmer alleine hast weinen lassen, weil es vergeblich versucht hat, gehört zu werden und darum laut wurde.
#SagNieEinemKind “Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt” und stell ihr*m abends das kalte Essen wieder hin, was am Mittag schon furchtbar schmeckte (und stopf dich dann selbst voll mit Süßkram).
#SagNieEinemKind “Stell dich nicht so an”, wenn es doch nur vorsichtig um Hilfe bittet, weil es alleine mit etwas nicht klar kommt.
#SagNieEinemKind “Ich hab dich nicht mehr lieb”, weil es aus Versehen beim Spielen etwas kaputt gemacht hat.
#SagNieEinemKind “Nimm dir ein Beispiel an deinen Geschwistern”, nur weil die älter sind und schon können, was das Kleine noch nicht kann.
#SagNieEinemKind “Das schaffst du nie, du bist einfach zu dumm dafür”, nur weil es für eine Sache kein Talent oder kein Interesse hat.
#SagNieEinemKind “Mach du mir nicht auch noch Probleme”, nur weil es die ganze Scheisse in der Familie nicht mehr erträgt und darum *auffällig* wird.
#SagNieEinemKind “Du studierst xy, darüber wird nicht diskutiert”, nur weil du es nicht durftest und dein Kind jetzt stellvertretend deine Träume leben muss.
Aber da kamen sie dann angeschlichen in die Nacht, die Gestalten, die mich gegen meinen Willen fest hielten, die Feuer legten, mich aus dem Fenster warfen und mein Zuhause zerstörten.
Die Angst lag den ganzen Tag noch wie ein Tuch auf meiner Schulter.
So lange können solche Sätze nachhallen, trotz Therapie und aller Arbeit an mir selbst. Und auch wenn ich sie heute nicht mehr glaube (oder zumindest meistens glaube, dass ich das nicht mehr tu), schmeißen sie mich so geballt auf einem Haufen doch mal eben in die Ecke. Dabei sind es noch lange nicht alle Sätze…
Aber es gab kurz vor dem Schlaf auch eine plötzliche Erkenntnis zu einem Thema, das mich schon lange schwer beschäftigt, die mich hoffentlich weiter bringt. Dazu ein anderes Mal mehr.
Ach, du Liebe, ich kenne es. Dieses veralbträumende Bearbeiten nach so heftigen Tagen. (War bei mir in der letzten Zeit auch so.) Ich fühle mit und schicke dir Schlafsand und die Hoffnung, dass die neuen Erkenntnisse etwas Klärendes, Heilsames auslösen mögen.
Lieben Dank dafür! Es geht schon wieder.
Letzten Endes ist so ein Alptraum ja auch oft ein Fingerzeig auf etwas, das genauer angeschaut werden möchte. Zum Glück hab ich dafür eine ganz wunderbare Therapeutin.