Immer wieder versuche ich, meine durch die Depression beeinflußten Gedanken so einzuordnen, dass sie keine Abwärtsspirale in Gang setzen. Am besten gelingt mir das in den Therapiestunden, weil ich die oft unfertigen Sätze dort aussprechen und dabei sehr genau formulieren kann. Und weil meine wunderbare Frau S. das richtige Gegenüber dafür ist: sie kennt mich inzwischen recht gut, sie hört zu, ordnet ein und zeigt mir die andere Seite – die aber immer in meiner Reichweite liegt.
Ich bin so unendlich dankbar, dass ich sie habe für einmal in der Woche.
In der letzten Stunde ging es wieder einmal um das Thema der Antriebslosigkeit und der Scham über alles, was ich nicht auf die Reihe bekomme - vor allem auch im Vergleich mit anderen Menschen. Ganz konkret habe ich mich nach langem Ringen mit mir selbst doch dazu entschlossen, eine Hilfe für den Haushalt zu beantragen, weil ich es alleine nicht schaffe dank der vielen depressiven -losigkeiten und der körperlichen Beeinträchtigungen.
Die Entscheidung stand am Ende der gedanklichen Spirale, die bei dem Fußboden beginnt, der so dringend erneuert werden sollte, dann weiter geht über das Ausräumen der vielen (Bücher-)Regale dafür, deren Inhalt aber so lange nicht bewegt wurde, dass alles völlig verstaubt ist, was dann eben auch sauber gemacht werden müsste, was aber so eine riesige Aufgabe ist, dass ich schon beim nur dran denken resigniere. Und außerdem hasse ich Putzen abgrundtief. Und mich, weil nicht zu putzen in dieser Gesellschaft ein Zeichen von Schwäche und Disziplinlosigkeit ist und das ja nur wieder einmal mehr zeigt, dass ich nichts kann und wert bin und darum eigentlich auch keine Hilfe annehmen darf und schon gar nicht auf Krankenkassenkosten.
Frau S. sagt dazu: es ist normal, unangenehme Aufgaben weg zu schieben. Fast jeder tut das. Aber es passt wiedermal so schön in das “Konzept der Depression”, die mir sofort einredet, dass nur ich so schlecht bin. Dass alle anderen das können und ich einfach zu blöd bin. Aber unangenehme Aufgaben sind nunmal unangenehm. Und wenn es Gründe gibt, warum ich etwas nicht kann, dann darf ich mir Hilfe dafür holen, das macht mich nicht zu einem schlechten, unfähigen Menschen. Und selbstverständlich schreibt sie mir die Begründung für die Krankenkasse.
Was ich noch immer nicht verstehe, ist der Gedanke von Frau S., ob es sein kann, dass mein schwarzer Hund nicht nur schlecht ist, sondern mich vielleicht auch einfach beschützen will. Wenn dem so sein sollte, frag ich mich doch, warum er das auf so eine anstrengende, schmerzende und hinterhältige Art macht. Warum er mich immer wieder erstmal in den Abgrund schubst und mich da unten dann alleine lässt. Warum er mir immer wieder die Sätze aus meiner Kindheit um die Ohren haut und dabei hämisch lacht. Oder ist er das etwa gar nicht? Ist das ganz jemand anderes, den ich nicht sehen kann und der Hund taucht einfach immer auf, wenn das passiert ist? Womöglich um mich genau davor, vor dem:der Anderen zu beschützen?
Leider schweigt Igor beharrlich und rückt mit keiner Antwort raus.
Nicht immer sind wir selbst schuld an dem, was wir nicht erreicht haben. Manchmal werden Wünsche einfach nicht erfüllt.
Es gibt keine falsch gegangenen Wege im Leben: ein jeder führt immer zu uns selbst.
»Nicht immer sind wir selbst schuld an dem, was wir nicht erreicht haben. Manchmal werden Wünsche einfach nicht erfüllt.«
Irgendwie ist das heute Thema, oder? Hängt das vielleicht damit zusammen, daß der erste Monat diesen Jahres so “ergebnislos” endete?
Paß weiter gut auf Dich auf.
Bei mir war das schon vor 2 Wochen Thema, von daher … 😉
Aber sowas hängt ja nicht an einer bestimmten Zeit, sondern an der individuellen Geschichte. Finde ich.
(Mach ich. Du auch.)