Depression Notes 13-09-2019

Letz­ten Sonn­tag mit Toch­ter und Enkel an der Ost­see gewe­sen, ziem­lich spon­tan. Mit dem Zug nach Tra­ve­münde, Strand­korb gemie­tet, drei Stun­den aufs Was­ser geguckt und ver­sucht, den Kopf zu ent­schleu­ni­gen. Große Liebe zu mei­ner Fami­lie. Glück­lich zuhause ange­kom­men. Und am nächs­ten Tag wie­der ein­ge­holt worden.

Travemünde an der Ostsee: Strand und Meer, sehr blauer Himmel, von links dicke weiße Wolkenberge.
Ost­see, Travemünde

Schon wie­der war alles zuviel: was ich in der The­ra­pie und bei OdW erar­bei­tet und erreicht habe, der erneute Schwes­tern­kon­flikt, der wun­der­schöne Tag. Die Ener­gie am Limit. Aber ich kann nicht ein­fach aus­ru­hen, lang­sam machen, Kraft ein­tei­len: ich falle immer auch ins Loch. Trübste Gedan­ken, alle -losig­kei­ten auf ein­mal. Also hab ich alle Ter­mine abge­sagt für diese Woche und mich in mein Schne­cken­haus ver­zo­gen. Da ist es warm und ruhig, da bin ich sicher.
Auch das ist erlaubt und zählt als Selbst­für­sorge: mich bewußt gegen etwas zu ent­schei­den, was mir sonst gut tut.


Und dann war da diese Nach­richt auf Twit­ter, dass Einer, der vor 20 Jah­ren sich vor einen Zug fal­len ließ, seine Beine ver­lor, ein neues Leben gewann und fortan unzäh­li­gen Men­schen in glei­cher oder ähn­li­cher Lage Mut machen konnte, dass die­ser Mensch nun doch gegan­gen ist durch eige­nen Wil­len.
Das macht mich trau­rig, für ihn und alle ande­ren, dass es nicht gereicht hat zum Blei­ben, dass die dunkle Seite schwe­rer wog, die Kraft erschöpft war. Aber ob der Wunsch zu ster­ben dahin­ter steht oder eben SO nicht leben zu wol­len und kön­nen: in jedem Fall ist es die Ent­schei­dung jeder*s Ein­zel­nen, die nicht zu bewer­ten und nicht zu rich­ten ist von uns. Auch wenn wir mit dem Tod der ande­ren leben müssen.


Was mich noch trau­rig und gleich­zei­tig wütend macht: eigent­lich wäre ich jetzt beim Beach Camp in Sankt Peter-Ording, wie in jedem Sep­tem­ber seit 3 Jah­ren - wenn da nicht jemand ganz bewußt Steine zwi­schen meine Füße gewor­fen hätte aus an den Haa­ren her­bei gezo­ge­nen Grün­den und mimo­sen­haf­tem Belei­digt-Sein.
Dass ich wie­der­mal auf Einen rein­ge­fal­len bin, der das Blaue vom Him­mel ver­spro­chen und nichts davon gehal­ten hat, für den Men­schen kei­nen Wert mehr haben, wenn er sie nicht mehr braucht, lässt sich nun nicht mehr ändern. Eines Tages lasse ich auch das hin­ter mir.


In der Pla­tane vor mei­nem Haus tschilpt ein klei­nes Meis­lein vor sich hin. Dabei fällt mir auf, dass ich den gan­zen Som­mer durch an der Straße außer Amseln und Schwal­ben kei­nen ein­zi­gen Vogel gehört habe. Im Hin­ter­hof tum­melt sich eini­ges, aber nach vorne raus: nichts. Ist es denen auch zu laut?

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