Depression Notes in Zeiten von Corona

In mei­nem Kopf geht’s hin und her.
Seit 2 Wochen bin ich dau­er­erkäl­tet (seit Jah­ren hatte ich das nicht mehr!), seit ein paar Tagen krieg ich schlecht Luft. Sind das Anzei­chen dafür, dass das Virus mich gefun­den hat? Ich hatte aber nur ganz am Anfang ein wenig erhöhte Tem­pe­ra­tur, Fie­ber kann man das nicht nen­nen und es ist schon lange wie­der weg. Aber ach, woher sollte ich es denn auch haben? Naja, man weiß ja nie. Und wenn doch? Und wenn nicht?

Schu­len und Kitas sind geschlos­sen, ein Aus­gangs­ver­bot ist denk­bar auch in Deutsch­land, die frie­si­schen Inseln schot­ten sich ab, die Gren­zen sind zu. Es wird emp­foh­len, die phy­si­schen Kon­takte auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren.
Was mach ich also mit mei­nen Ter­mi­nen? Die The­ra­pie könnte ich gut brau­chen, grade jetzt. Ich hab schon ein­mal abge­sagt und dann war sie im Urlaub, zwei Wochen Pause reicht. Aber ich muss mit Bahn & Bus fah­ren. Ris­kiere ich das?
Was ist mit der Zahn­ärz­tin am Frei­tag? Absa­gen oder nicht?
Mein Hil­fe­dings fährt Not­fall­pro­gramm, weil da so viele Men­schen aus der Risi­ko­gruppe sind. Der wöchent­li­che Ter­min mit Frau R. fällt mor­gen also aus.
Und sollte ich selbst ein­kau­fen gehen, weil es wird schon nichts pas­sie­ren oder soll ich mir meine Vor­räte von den Kin­dern mit­brin­gen las­sen? Die sol­len aber doch auch nicht raus gehen!

Und all die ande­ren Gedan­ken.
Es ist nur sowas wie Grippe, aber es ster­ben Men­schen. Die Kurve flach hal­ten, aber irgend­wann krie­gen die meis­ten es doch. Was, wenn in 2 Wochen alle wie­der raus gehen? Ich gehöre nicht wirk­lich zur Risi­ko­gruppe, aber ich könnte es über­tra­gen. Oder gehöre ich mit der Dia­be­tes und dem Alter doch dazu? Nicht­mal das weiß ich.

Mitt­ler­weile bin ich kom­plett ver­un­si­chert und das tut mir psy­chisch über­haupt nicht gut. Ich merke, wie meine in letz­ter Zeit erstaun­lich gute Grund­stim­mung immer mehr kippt. Ich hab keine Angst vor der Krank­heit selbst, aber das ganze Drum­herum macht Panik­ge­fühle und das Hin und Her mürbe. Ich muss eine Ent­schei­dung treffen.

Und ich muss mal wie­der eine Pause bei Twit­ter ein­le­gen oder das Lesen auf höchs­tens eine Stunde am Tag beschrän­ken. Auch wenn es man­che Aktio­nen gibt (Online­le­sun­gen, täg­li­ches Kon­zert von Igor Levit, kos­ten­lose Zugänge zu Kon­zert­über­tra­gun­gen etc.), die wirk­lich groß­ar­tig sind und zei­gen, dass neben all den idio­ti­schen Sachen auch Soli­da­ri­tät und Zusam­men­halt da ist – dass jeder zweite Tweet vom Virus han­delt, hilft mir über­haupt nicht.

Selbst­für­sorge ist ange­sagt. Musik hören, lesen, schrei­ben, meine Fotos bear­bei­ten, so dass ich sie hier dem­nächst zei­gen kann. Den Bal­kon auf­räu­men, damit er bereit ist, wenn der Früh­ling kommt. Gut zu mir sein, denn ich hab nur mich.

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