Der Blick zurück

Bis­lang war ich der Mei­nung, dass so ein Wech­sel der Jah­res­zahl keine große Bedeu­tung haben könnte. Es wird ja nicht gleich alles anders, nur weil ein neues Datum geschrie­ben wird. Das müsste ja sonst auch an den ande­ren 364 Tagen klap­pen, wenn ich mir vor­nehme, mor­gen aber wirk­lich und wahr­haf­tig end­lich anzu­fan­gen mit was immer ich auch machen sollte.
Ande­rer­seits gibt es in unse­rer Welt nun ein­mal die­sen Kreis eines Jah­res, der sich mit dem heu­ti­gen Tag schließt. Warum also nicht ein­mal kurz inne­hal­ten, zurück schauen auf das was war, ein paar beson­dere Momente fest­hal­ten und sich wich­tige Erkennt­nisse bewußt machen? Wann, wenn nicht heute, am letz­ten Tag die­ses Kreises?

Und was vor einem Jahr gut war, kann heute nicht schlech­ter sein, darum sol­len es wie­der die Fra­gen sein, die ich im Stern gefun­den habe.

15 Fragen für einen persönlichen Jahresrückblick

(Dis­clai­mer: Die Fra­gen sind teil­weise durch die bekann­ten Fra­ge­bö­gen von Max Frisch und Mar­cel Proust inspi­riert.)

1. Wofür bist du dankbar?

Dass die aller­liebste D., diese wun­der­bare Frau, so hart­nä­ckig war in ihrem Ver­such, mit mir in Kon­takt zu kom­men und dass dar­aus eine so unglaub­lich schöne Freund­schaft ent­stan­den ist. Dass wir uns ver­ste­hen, bei­ste­hen, unter­stüt­zen, wert­schät­zen, zuhö­ren, umein­an­der sor­gen auf eine gute Weise und uns dabei ganz nah sind trotz der räum­li­chen Ent­fer­nung. Dass wir mit­ein­an­der ein­fach “so” sein dür­fen.
Ich kann nicht oft genug “Danke” sagen dafür.

2. Was war in diesem Jahr deine Lieblingsbeschäftigung?

Das ändert sich nicht: lesen, schrei­ben, hören, sehen.
(Blogs und inzwi­schen, dank tech­ni­scher Vor­aus­set­zun­gen, auch wie­der Bücher; Twit­ter, Chat und Blog; Musik, alt und neu; Filme, Fotos)

3. Was war dein größter Fehler? 

Der Kurz­trip an die Ost­see. Weil er im Ver­hält­nis zum Nut­zen zu viel Geld gekos­tet hat.

4. Wann warst du glücklich?

Wenn ich mit mei­ner Fami­lie zusam­men war. Bei vir­tu­el­len Spa­zier­gän­gen mit D. durch Wald und Wiese. Mit den Kla­vier­kon­zer­ten von Bach auf den Ohren. Am Wasser.

5. Warum hast du das nicht öfter gemacht?

Weil ich es noch nicht schaffe, mich oft genug gut um mich zu kümmern.

6. Was hat sich verändert?

Die Depres­sion hatte in die­sem Jahr mehr Raum als vor­her, weil ich sie nicht mehr so oft ver­dränge und mich mehr mit ihr aus­ein­an­der setze. Es gab - ver­mut­lich des­we­gen - mehr, tie­fere und län­gere dunkle Pha­sen als im letz­ten Jahr. Selt­sa­mer­weise fühlt sich das aber nicht nega­tiv an.

7. Worauf bist du stolz?

Dass ich in mei­nem Hil­fe­dings ange­kom­men bin und mich auf andere, neue Men­schen ein­ge­las­sen habe. Dass ich es ande­rer­seits geschafft habe, mich von Men­schen zu tren­nen, die mir nicht (mehr) gut tun, auch wenn das sau­mä­ßig weh tut. Dass ich lang­sam lerne, Hilfe anzu­neh­men. Dass ich immer noch einen Rest Hoff­nung habe.

8. Wer waren in diesem Jahr die 3 wichtigsten Menschen für dich?

Meine Toch­ter, immer. Meine liebe Freun­din D. Meine Therapeutin.

9. Wissen diese Menschen das?

Ich glaube, ja. Ich hoffe es.

10. Mit wem hättest du gern mehr Zeit verbracht?

Mit mei­ner ers­ten Bezugs­frau vom Hilfedings.

11. Und mit wem weniger?

Mit all den lau­ten, recht­ha­be­ri­schen, rück­sichts­lo­sen Men­schen draußen.

12. Was hast du zum ersten Mal gemacht?

Einem Pferd ohne Worte gesagt, wo es lang geht.

13. Magst du dein Leben?

In weni­gen Momen­ten ja, aber ins­ge­samt (zu) selten.

14. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die du in diesem Jahr gelernt hast?

Dass 60 die neuen 100 sind. Dass die andere 60 nicht so schlimm ist wie gedacht. Dass ich Hilfe anneh­men darf.

15. Mit welchem Satz lässt sich dein Jahr zusammenfassen?

Ich ver­stehe Igor nicht.


Also dann, wei­ter geht’s. Weil auf­ge­ben immer noch keine Lösung ist.

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