Der Sisyphos-Traum

Vor ein paar Näch­ten war er wie­der da, der Traum, den ich so oft in immer ähn­li­cher Form träume:

Ich sitze in einem Auto, neben mir eine Freun­din, und fahre zur Schule, weil die Toch­ter irgend­et­was braucht. Ich habe mein Ziel immer vor Augen, weiß genau, wo ich hin muss, aber die Straße ver­än­dert sich dau­ernd. Mal ist meine Fahr­spur weg, im nächs­ten Moment ist sie vol­ler Kur­ven, dann gerate ich in eine Sack­gasse und muss wen­den, ein­mal fahre ich direkt auf eine Wiese, wo es nicht wei­ter geht und zuletzt ist der Weg voll mit Geröll, Fel­sen und spit­zen Stei­nen und noch dazu so steil, dass ich das Gas­pe­dal bereits bis unten durch­ge­drückt habe und trotz­dem in weni­ger als Schritt­ge­schwin­dig­keit voran komme - selbst Men­schen, die zu Fuß unter­wegs sind, über­ho­len mich. Ich aber bleibe im Auto sit­zen und ver­folge beharr­lich mei­nen Weg; etwas ande­res kommt mir gar nicht in den Sinn.

So bin ich auch im Leben unter­wegs. Ich bestimme nicht selbst, wo es lang geht. Ich nehme jede Stö­rung von außen als gege­ben hin und ver­su­che mich anzu­pas­sen. Ich ver­folge ein mir auf­ge­leg­tes Ziel ohne nach­zu­fra­gen, ob es Sinn hat. Ich bleibe im Auto sit­zen, obwohl ich nicht vor­wärts komme.

Aber auch wenn ich mich irgend­wann ein­mal frei­wil­lig ins Auto gesetzt habe, darf ich jeder­zeit über­prü­fen, ob es noch das pas­sende Ver­kehrs­mit­tel ist. Ich darf aus­stei­gen und ein­fach mal eine Pause machen. Ich darf zurück­schauen, nach­den­ken, ent­span­nen, neu über­le­gen. Und wenn etwas kei­nen Sinne mehr hat, darf ich es auch sein lassen.

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