Vor einiger Zeit schrieb Yvonne auf ihrem Blog über “Ein Beweisstück, um die Depression und den inneren Richter zum Schweigen zu bringen”, wozu sie wiederum angeregt wurde durch die “Liste mit den 100 guten Eigenschaften” von Blütenstille.
Meine - nein, eigentlich Igors erste Reaktion war natürlich: “100!?! So viele würdest du ja NIE schaffen! Kannst froh sein, wenn dir 20 einfallen!” und ich war mehr als geneigt, ihm zuzustimmen. Aber dann packte mich der Ehrgeiz (und der Größenwahn und der Übermut und was weiß ich sonst noch) und ich dachte nur: das wollen wir doch mal sehen. Challenge accepted!
Ja, es muss einer dieser Momente gewesen sein, die alle 7 Jahre einmal kommen und für ca. 7 Sekunden bleiben, in denen der Geist ungefähr 70000 mal höher fliegt als sonst. Aber wenn ich sowieso warten muss auf eine Nachricht von der Klinik, kann ich mich ja auch mal sinnvoll selbst beschäftigen…
Also dann. Hier die Liste mit *eswirdsichzeigenwievielen* Eigenschaften und Fähigkeiten (in nicht wertender Reihenfolge), die ich an mir selbst als gut empfinde.
Ich kann
- Gänsehaut mit Wörtern erzeugen
- 3-stimmig hören
- Menschen “lesen”
- mir selbst Zöpfe flechten
- Melodien pfeifen
- freihändig Fahrrad fahren
- Kuchen ohne Rezept backen
- Schreibfehler beim Überfliegen finden
- so lange an einer Grafik arbeiten, bis jeder Pixel stimmt
- auf portugiesisch eine Zugfahrkarte kaufen
- sehr gut alleine sein
- gut zuhören
- neue Computersoftware sehr schnell verstehen
- leckere Sachen kochen
- Socken stricken
- vom Blatt singen
- schnell und zielsicher recherchieren
- den Unterschied zwischen b- und Kreuztonarten durch Hören erkennen
- mich gut in einer fremden Stadt orientieren
- auch nach vielen Jahren ohne Praxis ohne Probleme Autofahren
- platzsparend Koffer packen
- Gedichte schreiben
- Handschmeichler aus Speckstein herstellen
- sehr lange mit wenig Geld auskommen
Außerdem bin ich
- empathisch und mitfühlend
- schlagfertig
- komisch
- weich und kuschelig
- sentimental
- offen
- hochsensibel
(To be continued…?!)
Ich gebe zu: so unüberwindlich schwer, wie ich befürchtet habe, war es nicht, die Liste zu schreiben.
Viel schwerer ist es, sie so stehen zu lassen. Nicht zu denken “na, einen Job findest du damit aber nicht” oder “ach komm, das ist doch nichts besonders erwähnenswertes” oder gerne auch “das kann doch Jede*r”.
Viel schwerer ist es, mich nicht klein zu machen. Auch, weil manche der Fähigkeiten inzwischen tief verschüttet sind. Weil ich mir einiges davon nicht mehr zutraue, auch wenn ich weiß, dass die Fähigkeit noch irgendwo in mir steckt.
Ich lasse sie dennoch so stehen. Denn vielleicht hilft mir diese Liste irgendwann einmal über ein Tief hinweg. Das wäre schön.
Veil Glueck damit. Weil Du es wert bist!
Danke vielmals! <3