Nach Panikausbrüchen, einer hundsmiserablen Nacht und erneuten Panikschüben heute morgen habe ich das Schwimmprojekt auf Eis gelegt. Ich schaffe es nicht, mein ängstliches Ich schreit und produziert Bauchschmerzen. Also zurück zu den Kinderschritten.
Das bedeutet erst einmal ein weiteres Gespräch mit Frau H. Ende der Woche, langsam Ankommen bei OdW, eins nach dem anderen. Aber: zum Reitprojekt in 2 Wochen! Ich muss zwar noch überlegen, wie ich mit meinem verfluchten kaputten Fuß und meiner unterirdischen Kondition einen Kilometer laufen kann, aber da will ich hin. Lieber fahr ich ne Stunde früher los und mache alle 5 Minuten Pause – Schmerzen werde ich sowieso haben für die drei Tage danach.
Ja, ich brauche Hilfe. Und ja, ich schäme mich dafür. Ich finde die Schuld auch ohne Suchen nur bei mir. Warum hab ich es soweit kommen lassen mit allem? Warum hab ich nicht früher angefangen, mich gegen den Druck von außen zu wehren und bin so lange über meine Grenzen gegangen? Warum hab ich so viel in mich reingefressen und den Kummer mit weiterem Essen zugestopft? Das Gewicht des Pakets, das ich nicht mehr tragen konnte, umgewandelt in Körpergewicht, so dass es mich jetzt behindert auf jedem Weg? Und warum hab ich damals in der Caduceusklinik nicht auf meinen Körper gehört und bin über die Schmerzen drüber weg gelatscht, so dass ich nicht mehr auf meinen Füßen stehen kann?
Ich habe im wörtlichen Sinn meinen Körper ausbaden lassen, was meine Seele nicht tragen konnte und jetzt ist er groß und schwer und übermächtig und doch am Ende und die Seele ist immer noch nicht heil. Ich schäme mich für das, was ich aus mir gemacht habe. Auch wenn ich weiß, dass es Gründe gibt für all das und ich die auch nachvollziehen und verstehen kann: die Schuld kann ich doch nur mir geben.
(Aber wofür brauche ich immer einen Schuldigen? Muss immer Ursache und Folge und Wirkung aufgerechnet werden? Was passiert, wenn ich “einfach” hinnehme, akzeptiere, dass etwas -gekommen- ist, wie es ist? Bleibe ich womöglich stehen, wenn ich den*die Schuldige*n gefunden habe und muss dann nicht weiter daran arbeiten?)
Es ist nicht mehr wie früher. Dadurch, dass ich der Depression den nötigen Raum gegeben habe, hat sich mein Leben extrem verändert. Manches ist gut, vieles andere ist schwer geworden. Wenn ich aber die letzten 20 Jahre noch halbwegs gut verbringen will, wenn ich irgendwie auf meinen wenn auch wackeligen Füssen stehen will, brauche ich Hilfe. Unterstützung. Jemanden, der für eine Weile im Hintergrund steht und bereit ist, mich aufzufangen, bevor ich wieder falle. Ich schaffe mich, mein Leben, nicht mehr alleine. In guten Momenten weiß ich, dass das keine Schande ist.