Die Entscheidung ist getroffen, die Verträge unterschrieben: ein weiteres Mal werde ich für ein halbes Jahr in den Lern-Modus wechseln. Das Institut am Michel ist das gleiche wie im letzten Jahr, der Lernstoff spannend und schon etwas vertraut - ich freu mich drauf.
Ja, ich freu mich, auch wenn (oder gerade weil?) es bedeutet, dass ich die Disziplin wieder ins Haus lassen muss. Morgens im Dunkeln aufstehen, abends rechtzeitig ins Bett, um genug Schlaf zu bekommen, regelmäßige Mahlzeiten, ein großes Pensum an von außen auferlegter Arbeit bewältigen.
Es bedeutet auch, fremde Menschen in einer überfüllten, überheizten U-Bahn zu ertragen, den halben Tag unter Kopfhörern zu verbringen, neue Menschen kennen zu lernen und an mich ran zu lassen.
Beim ersten Mal hat es gut funktioniert - wird es das wieder? Darf ich darauf hoffen? Darf ich so viel Glück haben?
Darf ich so viel Glück haben? Steht mir das zu?
Ein anderer, wichtiger Schritt: ich hole mir Unterstützung für diese eine, so furchtbar ungeliebte Arbeit, die eben getan werden muss. Denn es hilft niemandem und am wenigsten mir, wenn ich regelmäßig Heulkrämpfe und Prokrastinierungsanfälle kriege und die Arbeit auf diese Weise auch nicht schaffe. Wenn ich an dieser Stelle nicht schnell einen Schnitt mache, bin ich irgendwann wieder da, wo ich vor fast fünf Jahren zusammen gebrochen auseinander gefallen bin.
Immer wieder muss ich das vor mir selbst rechtfertigen und akzeptieren: ich kann nur noch arbeiten, was ich kann. Ich habe Fähigkeiten und ich kann Neues lernen, aber nicht in allen Bereichen. Ich habe, wie jeder andere Mensch auch, Grenzen. Deswegen bin ich nicht unwert oder unfähig - oder?
Darf ich meine Grenzen setzen und Arbeit ablehnen? Steht mir das zu?