24-07-2023 Abschied von Twitter

Viel­leicht ist das jetzt der Moment, wo es reicht. Eigent­lich mag ich schon lange nicht mehr an die­sem Ort sein, an dem mit Elon Musk ein Ein­zel­ner meint, alles bestim­men zu kön­nen - zumal der ja poli­tisch und gesell­schaft­lich gese­hen auf einer für mich völ­lig fal­schen Seite steht.
Lange Zeit wollte ich den­noch blei­ben, aus ver­schie­de­nen Grün­den; ich schrieb im Okto­ber schon ein­mal dar­über, mochte mich dem Thema aber eigent­lich nie stel­len und hab den Bei­trag darum erst heute (nach­träg­lich) veröffentlicht.

An ers­ter Stelle steht natür­lich meine “bekloppte” Bubble, die ich nicht ver­lie­ren will. Die ich mor­gens beim Früh­stück lese, die ich schon so lange begleite, der ich mich zuge­hö­rig fühle und die mir immer wie­der Mut macht und Auf­trieb gibt, wenn es bei mir mal wie­der dun­kel ist. Auch wenn ich so gut wie nie­man­den live kenne und viele nichts von mir wis­sen, sind es doch die, die mir am Her­zen lie­gen und ohne die ich nicht sein möchte. 

Extrem wich­tig sind für mich aber auch all die klu­gen Men­schen aus Poli­tik, Wis­sen­schaft, Gesell­schaft & Kul­tur, von denen ich so viel gelernt habe und die aus­drü­cken, was ich denke. Hier lese ich, was in der Welt geschieht und hier bekomme ich alle Infos, die ich brau­che, um mir eine Mei­nung zu bil­den. Vor allem des­we­gen werde ich mei­nen Twit­ter­ac­count vor­erst nicht löschen.

Inzwi­schen gab es aber so viele Ände­run­gen an Funk­tio­nen und Optik, die ein­zig dem Spiel­trieb und Ver­dienst des Besit­zers die­nen (wobei der Ver­dienst, so ein Pech, lei­der wohl aus­bleibt, weil sehr viele Unter­neh­men nicht mehr auf Twit­ter wer­ben wol­len) und ein­fach ner­ven. Der neu­este Streich ist die Umbe­nen­nung von “Twit­ter” in “X”. Ein Thread von Linda Yac­ca­rino (Nach­fol­ge­rin von Elon Musk als Chief Exe­cu­tive Offi­cer von X Corp., dem Anbie­ter von Twit­ter) ver­heißt wei­tere Ent­wick­lun­gen in eine Rich­tung, die ich nicht mehr mit­ma­chen will. 

Darum ist es jetzt wohl an der Zeit, mir die­sen ande­ren Ort doch so gut wie mög­lich ein­zu­rich­ten. Seit letz­tem Okto­ber (doch schon) April 2022 hab ich dort einen Account, hab mich umge­se­hen und aus­pro­biert, eine Hand­voll Men­schen von Twit­ter gefun­den und dem Ding immer wie­der neue Chan­cen gege­ben. Ich mag da immer noch eini­ges nicht, aber es gibt wenigs­tens nicht ganz so vie­les da, das ich aus­blen­den muss, um mich nicht per­ma­nent auf­zu­re­gen.
Kürz­lich hab ich eine App für den Desk­top gefun­den, die es mir etwas leich­ter macht, weil sie das Mam­mut mit Hilfe eines Elches optisch in einen Vogel ver­wan­delt. Ich bin ein visu­el­ler Mensch, ich brau­che sowas.

Damit ver­än­dert sich jetzt ganz lang­sam auch mein Gefühl zu dem neuen “Fedi­verse” — die trot­zige Abwehr­hal­tung weicht der Neu­gier. Ganz im Sinn von Open Soft­ware mache ich für mich dar­aus einen Ort, an dem ich mich wohl fühle, der viel­leicht ein neues Zuhause wird. Ich nehme mir die Frei­heit, bestimmte Begriffe zu erset­zen mit eige­nen. Ich like, wenn ich etwas mag. Ich re-poste, was mir wich­tig ist. Auch dort werde ich in mei­nem klei­nen Tante-Emma-Laden ste­hen und Pri­va­tes und Poli­ti­sches schrei­ben und tei­len. Nach und nach richte ich mich ein zwi­schen Lis­ten, Fil­tern, Vor­lie­ben und neuen Räu­men. Ich bin glück­lich über Jede*n, die*den ich dort aus mei­ner Fami­lie wie­der treffe und inzwi­schen auch gespannt auf neue Gesich­ter. Und viel­leicht gewöhne ich mich ja all­mäh­lich sogar an ein paar die­ser komi­schen Aus­drü­cke und finde raus, wie das da funktioniert.

23-07-2023 Dies und Das

(Es ist doch auch Tage­buch. MEIN Tage­buch. Es ist nicht wich­tig, ob es jemand liest - es ist nur wich­tig, dass ich es schreibe.)

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Manch­mal fällt mir ein, dass ich inzwi­schen näher an der 80 als an der 40 bin und dann fühl ich mich ganz schön alt. Mein Kör­per nickt dann an mit ver­schie­de­nen schmer­zen­den Stellen.

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Vor lan­ger Zeit schrieb M. eine Notiz für mich.

Wer am Ende war­tet:
nur die, die du sein sollst

und ich frage mich, ob da noch ein­mal eine gra­vie­rende Wen­dung kommt oder ob ich jetzt schon ange­kom­men bin und wenn ja, ob ich denn damit schon ein­ver­stan­den bin? Bin ich, obwohl doch anders als der­zeit gedacht, die gewor­den, die ich sein sollte?

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In mei­nem Her­zen sehne ich mich nach nichts mehr als nach Zwei­sam­keit, Gebor­gen­heit, Für­sorge. Nach einem Zuhause. Meine Seele aber ist eine Ere­mi­tin und eine Vaga­bundin, die nach einer Weile wei­ter wan­dern muss, wenn sie nicht fin­det, wonach das Herz sucht.
Das ist die Ambi­va­lenz, die mich schon mein gan­zes Leben begleitet.

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Was schön ist in die­sem Jahr: die Wild­nis auf mei­nem Bal­kon. Zum Sit­zen bleibt nur wenig Platz, aber auch vom Schreib­tisch aus genieße ich den Blick in meine grüne Oase.

Und: der Reha-Antrag ist weg. Dau­men dür­fen gedrückt werden.

30-05-2023 Training für den alten Körper

Das ist der posi­tive Trotz, den ich in mei­nem Bei­trag ges­tern meinte.

“Trai­ning für mei­nen Som­mer­kör­per? Scheiße, nein! Ich trai­niere für mei­nen alten Frau­en­kör­per. Dichte Kno­chen. Starke Mus­keln. Ein gesun­des Herz. Gute Balance. Funk­tio­nale Unab­hän­gig­keit.

Ich bin noch nicht bereit, die­sen Kör­per auf­zu­ge­ben. Ein paar Jahre werd ich ihn noch brauchen.

29-05-2023 Gedanken, einzelne

So schade, dass ich den Trotz, den ich auf­bringe, wenn ich etwas tun soll, was ich nicht will, nicht umdre­hen und für mich ver­wen­den kann.
Zum Bei­spiel in Bezug auf das Gewicht: “mir doch egal, was die Fol­gen sind, ich ess den Rest jetzt auf” vs. “scheixx auf die Gelüste, ich ess das jetzt nicht”. Oder beim Ergo­me­ter, bei der Ins-Bett-geh-Zeit, beim Schrei­ben der Begrün­dung für den Reha-Antrag.

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Ich würde so gerne posi­tiv den­ken. Das Gute als die Nor­ma­li­tät sehen. Aber wenn die Zahl der okayen und schlech­ten Tage über­wiegt, dann sind die guten eben immer nur die Aus­nahme und rei­chen nicht aus, um die Sicht dau­er­haft umzu­dre­hen. So lange das so ist, werde ich immer eher und schnel­ler im Gra­ben lan­den als auf Berge zu stei­gen.
Das Gute ist, dass ich inzwi­schen dar­auf ver­trauen kann, dass ich aus dem Gra­ben wie­der raus finde.

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Wie kann ich meine Ver­gan­gen­heit hin­ter mir las­sen, wenn ich jede Nacht davon träume? Wie kann ich den Einen los las­sen, wenn er sich dau­ernd in meine Träume schleicht und mir dort gibt, für was er im Leben nicht bereit war?
Ich weine wie­der viel zu oft beim Aufwachen.

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Anstatt mit dem Ver­gan­ge­nen abzu­schlie­ßen, ver­gesse ich immer schnel­ler in der Gegen­wart. Grade noch hatte ich einen Gedan­ken im Kopf per­fekt aus­for­mu­liert - kaum will ich ihn auf­schrei­ben, ist er fort­ge­flo­gen. Wenn ich Dinge nicht sofort erle­dige, sind sie ver­ges­sen. In mei­nem Kalen­der ste­hen inzwi­schen Erin­ne­run­gen daran, dass ich etwas tun will.
Werde ich alt? Oder habe ich in mei­nem Leben schon so viel gedacht, dass jetzt kein Platz mehr ist in mei­nem Kopf?

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Ich wün­sche mir eine KI, die die Gedan­ken aus mei­nem Kopf direkt hier in den Blog überträgt.

23-05-2023 Überwindung

Min­des­tens zwei Monate war ich nicht mehr auf dem Ergo­me­ter. Über­groß der Wider­wil­len, das Gefühl, dass es doch sowieso nicht hilft. Dazu der Hass auf alles, was mit Sport & Leis­tung zu tun hat und natür­lich auf mei­nen Kör­per mit dem ver­damm­ten Gewicht und den Schmer­zen. Grade die­sem Kör­per würde das Trai­ning gut tun, aber dann muss ich mich auch mit ihm beschäf­ti­gen und das ver­su­che ich ja zu ver­mei­den. Katze - Schwanz und so. Ja, ist scheisse, weiß ich.

Ges­tern nach­mit­tag hab ich mich drauf gesetzt. Ich dachte noch, dass die Bat­te­rien bestimmt leer sein wür­den, aber es funk­tio­nierte alles und der Com­pu­ter in dem Ding hat mich wie­der erkannt.
Ich hatte mir vor­ge­nom­men, ohne Stress und Geschwin­dig­keit zu fah­ren, ein­fach so. Als wäre ich drau­ßen in der Natur unter­wegs. Hände weg vom Puls­mes­ser, auf keine der Anzei­gen für Stre­cke und Tempo ach­ten, nur ruhig und regel­mä­ßig tre­ten. 15 Minu­ten hab ich geschafft, dann war die Pizza fer­tig. Und naja, es war in Ord­nung. Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass es Spaß gemacht hat, aber es war okay.
Klar, ohne Anstren­gung nützt es dem Kör­per nicht wirk­lich was, aber viel­leicht hilft es, über­haupt wie­der auf das Rad zu stei­gen, wenn ich es so lang­sam angehe. Und viel­leicht wer­den die Schmer­zen in den Knien damit schon ein biß­chen weniger.

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Danach dann die übli­che Unter­hal­tung zwi­schen mir und der Stimme in mei­nem Kopf.

Ich: Hey, das war doch ganz okay.
Stimme: Jaja. War ja auch nicht viel. Und du hast über­haupt nicht geschwitzt! So bringt das doch nix.
Ich: Aber zum Wie­der­ein­stieg war es gut! Ich bin jeden­falls stolz auf mich, dass ich es gemacht hab.
Stimme: Stolz??? 5 km in 15 Minu­ten sind echt kein Grund, stolz zu sein! Und warte mal ab, wie lange du es dies­mal durch­hälst oder eben auch nicht. Wenn du irgend­wann viel­leicht mal 10 kg abge­nom­men hast, kannst du stolz sein, aber vor­her doch nicht.
Ich: …
Stimme: Du weißt, dass ich Recht habe!
Ich: …
Stimme: …
Ich: Weißte was, Stimme, ich war auf dem blö­den Gerät, ich bin gefah­ren, also bin ich stolz auf mich und darf das auch. Ver­piss dich doch ein­fach.
Stimme: *grum­mel* Aber …
Ich: Geh weg!

21-05-2023

Inter­esse, das: Gefühl oder Ein­stel­lung, von etwas mehr wis­sen zu wollen.

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Ich finde nicht zurück ins Schrei­ben. Den gan­zen wachen Tag lang denke ich Sätze im Kopf, schreibe in Gedan­ken, was ich denke, for­mu­liere hin und her, öffne immer wie­der mei­nen Blog und am Ende steht hier doch wie­der nichts. (Wen inter­es­siert das schon, was ich so denke.)

So oft tippe ich Ant­wor­ten auf Bei­träge von ande­ren und lösche sie wie­der, weil: ich will ja nicht stö­ren, mich auf­drän­gen, unge­be­ten rein quat­schen. Nur weil ich Men­schen in den sozia­len Medien folge, ken­nen die mich ja nicht. (Warum sollte die denn inter­es­sie­ren, was ich sage?)

Immer noch wun­dere ich mich immer wie­der, dass es Men­schen gibt, die mich anschei­nend mögen und schät­zen. Dass ich voll­wer­ti­ger Teil der Mitt­wochs­gruppe sein soll. Dass es jeman­den wie D. gibt, die mich damals bewußt ange­schrie­ben hat und mit mir Kon­takt haben wollte und die jetzt beste Freun­din ist, schon so lange. (Wer inter­es­siert sich denn schon für mich?)

Immer schon lebe ich in der Angst, jeder­zeit ver­las­sen wer­den zu kön­nen, weil jemand Bes­se­res kommt. Dass ich als Freun­din nur zur Über­brü­ckung diene. Ganz nett zwar für eine Weile, aber nicht auf Dauer. So oft schon habe ich genau das erlebt.
Ich bin eben nicht inter­es­sant, wich­tig, klug, wit­zig, weg­wei­send, was­wei­ßich. Ich bin nur ein klei­ner Mensch, der nicht allein sein will.

14-05-2023 Wie es - immer noch - ist

Kurz nach­ge­tra­gen:

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Im April den 12. Geburts­tag vom bes­ten Enkel der Welt gefei­ert. Soo ein tol­ler Junge! Wit­zig, klug, phan­ta­sie­voll, anmu­tig, sen­si­bel und mit so viel Gefühl.
Und so große Schwie­rig­kei­ten in der Schule, weil er mit all sei­nem Anders-Sein nicht wirk­lich akzep­tiert und unter­stützt wird. Dazu ein Schul­sys­tem, das kein Wie­der­ho­len einer Klasse mehr erlaubt, Kin­der aber auf­grund einer schlech­ten Note in einem Fach abstu­fen und dann an eine völ­lig belie­bige Schule irgendwo im gro­ßen Stadt­ge­biet ste­cken darf. Ich möchte abwech­selnd kot­zen und noch­mal auf die Bar­ri­ka­den gehen.

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Es gab eine Frage von Mar­tin Gom­mel auf Twit­ter zum Thema Sport, auf die ich ant­wor­ten will und statt des­sen inner­halb kür­zes­ter Zeit tief in mei­ner Ver­gan­gen­heit & in Trä­nen auf­ge­löst bin. Ich mach seit 12 Jah­ren inten­siv The­ra­pie und denk, ich weiß alles, aber es fin­det sich immer wie­der ein neues Minen­feld. Da muss ich dann wohl auch noch­mal ran.

Aber ich geh wie­der schwim­men ein­mal in der Woche! Mit viel Wider­wil­len, aber ich zieh das jetzt durch. Und auf den Ergo­me­ter find ich auch wie­der zurück, doch, bestimmt. Versprochen.

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So lang­sam gewöhne ich mich daran, dass ich mehr­mals in der Woche mit Bahn&Bus unter­wegs bin. Eigent­lich ist es sogar ganz nett, wie­der drau­ßen zu sein, was ande­res zu sehen und vor allem natür­lich die Men­schen beim Hilfe-Dings zu tref­fen (und neben­bei meine uralte Hei­mat Otten­sen wie­der zu ent­de­cken, wohin sie ja umge­zo­gen sind).
Seit Mai gibt es nun auch das Deutsch­land­ti­cket, für das ich als Bür­ger­geld­emp­fän­ge­rin nur 19 Euro im Monat zahle und mit dem ich über­all hin und vor allem jeder­zeit fah­ren kann. Ich nutze es noch nicht viel, weil das Wet­ter so lange ein­fach mies war, aber dass ich z.B. nach der Mitt­wochs­gruppe ein­fach mal mit dem Bus nach Övel­gönne fah­ren, dort blei­ben, solange ich will und dann von da aus mit der Fähre über die Elbe zurück zu den Lan­dungs­brü­cken schip­pern kann, ist ein­fach Gold wert. Auf mei­ner Liste ste­hen noch viele Orte, an die ich gerne will; ich hoffe, ich krieg das dann auch hin. 

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Dann war da aber lei­der noch Igor, der sich ja schon seit län­ge­rem nicht mehr bli­cken ließ und sich dann doch nach einem sehr schö­nen Mitt­woch (s.o.) ein­fach wie­der mit in meine Woh­nung geschli­chen und seine Kof­fer aus­ge­packt hat. Da hin­ein stopfte er dann meine Freude, meine Kraft und mei­nen sowieso nur rudi­men­tär vor­han­de­nen Opti­mis­mus. Dau­ernd stand da wie­der die Frage nach dem “Wozu” im Raum und ich fand keine Ant­wort und ehr­lich, ich hasse das so sehr. Ich weiß, dass es nicht “echt” ist, dass es Igor ist und kein Dau­er­zu­stand, aber es fühlt sich jedes Mal so an, als könnte ich rein gar nichts bewir­ken. Ich kann immer nur aus­hal­ten und abwar­ten, bis es ihm zu blöd wird und er sich lang­sam von mei­nen Schul­tern löst. Natür­lich habe ich einige sog. “Res­sour­cen”, die gegen ihn hel­fen, aber in der ers­ten Zeit sei­nes Besuchs kann ich die ein­fach nicht ein­set­zen. Bin wie gelähmt, bin hilf­los und macht­los. Ich kann nichts Posi­ti­ves den­ken, wenn ich ein ein­zi­ges NEIN bin. Das ist ein biß­chen wie bei Little Bri­tain, wo es immer heißt “Com­pu­ter sagt Nein”, nur dass es bei mir eben Igor ist.
Aber natür­lich geht es irgend­wann wie­der vor­bei wie immer und ich kann das dumme Hun­de­vieh immer mehr igno­rie­ren, bis es sich ver­zieht. Ich gerate nicht mehr Panik, aber schön ist das nicht.

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Aber: es wurde ein “Ich stelle einen Reha-Antrag”-Beschluß gefasst. Ich kann so auf Dauer nicht wei­ter machen, die­ser Kreis­lauf aus Depres­sion - Fress­an­fälle - Über­ge­wicht - Schmer­zen in Bei­nen, Füßen, Rücken - Mut- und Hoff­nungs­lo­sig­keit - Depres­sion etc. nimmt mir zuviel. Es braucht natür­lich wie immer viel Zeit und Über­zeu­gung, bis ich mir erlaube zu sagen, dass ich Hilfe brau­che. Dazu bei­getra­gen hat etwas, das auf der Web­seite der Kli­nik steht, in die ich gerne gehen würde:

Das ist das Gesetz: Jeder, der sozi­al­ver­si­chert ist, hat das Recht auf eine Reha­bi­li­ta­tion. Genauer gesagt, auf not­wen­dige Reha­bi­li­ta­ti­ons­maß­nah­men zur Erhal­tung, Bes­se­rung und Wie­der­her­stel­lung der Gesund­heit und Leis­tungs­fä­hig­keit. Ob Krank­heit oder Behin­de­rung – Haupt­sa­che, die Reha­bi­li­ta­tion ver­spricht Erfolg! Egal, ob für Senio­ren, Erwach­sene, Jugend­li­che oder Kinder.

https://www.strandklinik-spo.de/ihr-weg-zur-reha

Ich darf Leis­tun­gen in Anspruch neh­men, die mei­ner Gesund­heit und mei­nem Wohl­be­fin­den die­nen, obwohl ich der Gesell­schaft nicht mehr mit Arbeit zur Ver­fü­gung stehe. Ich habe ein Recht dar­auf, dass es mir kör­per­lich und see­lisch gut geht, egal aus wel­chen Grün­den - selbst- oder fremd­ver­schul­det - ich krank bin. Ich ver­gesse das nur zu oft.

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Und damit bin ich wie­der im Heute ange­kom­men, bzw. im Ges­tern, als ich das hier an Freun­din D. schrieb:

Wie es mir geht? Besch…eiden. Mit dem schö­nen Wet­ter kommt meine Ver­zweif­lung bezüg­lich des Lärms zurück. Es ist nicht nur der Bau­lärm von so vie­len Sei­ten (der mich auch heute mor­gen um 8 geweckt hat), son­dern eigent­lich alles vor mei­ner geöff­ne­ten Bal­kon­tür. Die Autofahrer:innen, die hier durch rasen, nach­dem die Sper­rung nun auf­ge­ho­ben ist und die Straße wie­der in beide Rich­tun­gen befah­ren wer­den kann. Die, die mit lau­fen­dem Motor ste­hen und auf irgend­was war­ten. Die, die dabei die Musik auf­dre­hen wie in der Disco. Die, die aus ihren SUVs kei­nen Blick haben und darum ein Warn­si­gnal beim rück­wärts fah­ren brau­chen, das dann ewig piept, weil sie eben wegen der ein­ge­schränk­ten Sicht nur lang­sam fah­ren kön­nen. Die, die ihre Karre so beschei­den abstel­len, dass nie­mand mehr durch kommt und wie blöd gehupt wird. Genauso auf die Ner­ven gehen die vie­len Men­schen mit ihrem dau­ern­den Geplap­per, Gega­cker, Geschrei in einer Laut­stärke, die keine Grenze mehr kennt.
Es ist eine per­ma­nente Kako­pho­nie von Geräu­schen, die sich wie Metall­split­ter auf meine Ner­ven legt und andau­ernd reibt, sticht, weh tut. Mein Rücken tut extrem weh von der Anspan­nung, die es braucht, das aus­zu­hal­ten. Und ich habe keine Lösung dafür.
Ich kann nicht andau­ernd weg gehen, den gan­zen Tag bis nachts außer Haus ver­brin­gen, so lange, wie der größte Lärm dau­ert. Ich will (abge­se­hen von mei­nen Ter­mi­nen) zuhause sein kön­nen, an mei­nem siche­ren Ort, an dem ich alles habe, was ich brau­che. Ich möchte meine Bal­kon­tür auf­ma­chen und die Sonne rein las­sen und die Som­mer­luft spü­ren, weil es mir gut tut und Igor ver­treibt. Ich kann aber nicht den gan­zen Som­mer über jeden Tag stun­den­lang mit Kopf­hö­rern oder Ohr­stöp­seln hier sit­zen — nicht nur wegen dem Tin­ni­tus, der dann noch lau­ter als sonst piepst. Ich fühle mich dar­un­ter abge­schot­tet, aus­ge­schal­tet und unsi­cher, ich hab Angst, dass ich eine even­tu­elle Gefahr nicht mit­be­komme. Ich weiß, das ist eigent­lich Quatsch, was soll mir schon pas­sie­ren in mei­ner eige­nen Woh­nung? Aber wann sind sol­che Ängste schon wirk­lich real?
Ich weiß nicht, wie ich mich an diese Geräu­sche wie­der gewöh­nen kann. Mir graust vor dem Som­mer, jetzt schon. Ich fühle mich hilf­los und aus­ge­lie­fert. Und neben­bei ist das natür­lich die Stim­mung, die Igor beson­ders liebt.

Ich wäre so gerne mutig genug, ein­fach z.B. nach Flens­burg oder irgendwo in die Pampa zu zie­hen. Oder wenigs­tens an den Rand von Ham­burg, weit weg von allem. Ich mag ja eh keine Men­schen und bin lie­ber allein. Aber ein­kau­fen muss ich trotz­dem und zum Arzt und zur Toch­ter; es muss also Ver­kehrs­an­bin­dung geben, denn auf Füße und Fahr­rad kann ich mich nicht ver­las­sen. Da bin ich also schon wie­der ein­ge­schränkt. Aber ich trau mich eh nicht, mich mit dem blö­den Hartz 4 auf eine Woh­nung zu bewer­ben. Eine Schufa-Aus­kunft wol­len die meis­ten Vermieter:innen auch haben, die kos­tet noch­mal viel Geld. Dann lass ich es doch lie­ber gleich und bleibe hier und halte aus und jam­mer und suche wie­der und ver­zweifle und und und.
Ich weiß keine Lösung.

Kennt nicht jemand jeman­den, der:die eine Gar­ten­laube zum Woh­nen hat oder eine Hütte im Wald oder ein Haus, das gehü­tet wer­den muss? Schenkt mir jemand Geld, so dass ich ver­rei­sen kann? *seufz*

***

So oder ähn­lich klingt das übri­gens auf mei­nem Bal­kon an einem Sams­tag­abend in unse­rem “Szene-Eck”. In der Haupt­straße nebenan war zwar Fest und damit auch mehr Besu­cher unter­wegs, aber die Knei­pen und Restau­rants sind auch sonst bei so schö­nem Wet­ter wie ges­tern bis zum letz­ten Platz gefüllt.

23-03-2023 Andere Muster weben

Vor Mit­ter­nacht im Bett, 12 Stun­den geschla­fen, mit Kopf­schmer­zen und schwe­rem Kör­per auf­ge­wacht: das ist, wie ich reagiere auf einen Tag wie ges­tern, an dem ich nicht nur die Mitt­wochs­gruppe, son­dern aus­nahms­weise auch mein monat­li­ches The­ra­pie­ge­spräch habe und dafür ins­ge­samt fast 2 Stun­den mit den Öffent­li­chen unter­wegs bin. Dann sinkt der Akku bis zum Abend auf 10% und braucht min­des­tens einen von allen Ver­pflich­tun­gen freien Tag, um wie­der auf ein akzep­ta­bles Level zu kommen.

Nein, ich beklage mich nicht, ich stelle nur fest. Und bin froh, dass ich mir einen sol­chen freien Tag heute neh­men kann.
(Fast hätte ich wie­der “erlau­ben” geschrie­ben, aber wo nie­mand etwas unter­sagt, kann auch nie­mand erlau­ben. So ein­fach ist das.)

***

Ges­tern in der The­ra­pie­stunde.
Ich: “Wie werde ich nur diese alten Glau­bens­sätze los, die immer und immer wie­der in mei­nem Kopf ent­ste­hen und mit denen ich mich klein und wert­los mache?“
The­ra­peu­tin: “Gar nicht. Die wer­den auf die ein oder andere Weise immer da sein.“
Ich: “Dann muss ich etwas fin­den, das ich dage­gen stel­len kann.“
The­ra­peu­tin: “Oder daneben.”

Viel­leicht ist es genau das. So wie ich auf­ge­hört habe, gegen mei­nen Igor zu kämp­fen und statt des­sen gelernt habe, ihm zuzu­hö­ren und ihn anders wahr zu neh­men, kann ich viel­leicht ler­nen, diese Sätze in mei­nem Kopf nicht weg­ma­chen zu wol­len, son­dern ihnen zu ant­wor­ten. Ich kann sie hin­ter­fra­gen, gucken, wo sie her kom­men und ob sie wirk­lich immer noch gül­tig sind. Es gibt immer einen Spie­gel, der die andere Seite und Sicht­weise zeigt. Nur weil die alten Sätze immer gleich so los­brül­len und meine Auf­merk­sam­keit von dem Spie­gel ablen­ken, bedeu­tet es nicht, dass sie rich­tig sind. Ich darf sie in Frage stel­len - und ich darf neue Sätze finden.

  • Stell dich nicht so an! → Ich habe Schwie­rig­kei­ten damit. Das ist in Ordnung.
  • Dafür bist du nicht krank genug. → Es ist Unsinn, Krank­hei­ten zu ver­glei­chen. Wenn es mich ein­schränkt und Posi­ti­ves ver­hin­dert, ist es Grund genug, Ent­las­tung zu bekommen.
  • Das bist du nicht wert. → Doch.
  • Mach du mir nicht auch noch Pro­bleme! → Meine Pro­bleme sind genauso real wie die von ande­ren und las­sen sich nicht weg­re­den, weil sie unbe­quem sind. Bitte hilf mir.
  • Jam­mer nicht rum, mach ein­fach! → Aus­spre­chen zu kön­nen, dass etwas schlimm ist, hilft mir. Ich kann nur ändern, was mir bewußt ist.
  • Wenn du es nicht änderst, willst du es nur nicht genug! → Etwas nicht zu kön­nen, hat nichts mit dem Wil­len zu tun. 
  • Wer den ers­ten Schritt nicht geht, ist feige. → Wer den ers­ten Schritt nicht geht, hat viel­leicht keine Kraft dafür.
  • Das schaffst du sowieso nicht. → Wenn du auf­hörst, mich wei­ter mit dei­nen blö­den Sät­zen zu beläs­ti­gen, schaff ich alles, was ich kann.

Ein ers­ter Ver­such, ganz spon­tan. Ich bin sicher, dass ich noch viele andere finde.
Macht ihr mit? Schreibt gerne in den Kom­men­ta­ren, was euch einfällt!

***

Fliegen will ich!

Nicht mehr gebunden sein
an die alten Muster
die längst ausgeblichen sind
und ihre Gültigkeit
verloren haben (sollten).

Nicht mehr stehen bleiben
im Sumpf der Gedanken
die festhalten
und klein machen
und mir nichts zutrauen.

Nicht immer gleich aufgeben
aushalten und resignieren
weil der Mut fehlt
und die Hoffnung
dass ich etwas ändern kann.

Ich will los lassen
dem Lauf der Möglichkeiten folgen
vertrauen auf mich
und dass ich weiß
was richtig ist.

Ich will weiter gehen
auf meinem eigenen Weg
so wie es mir entspricht
und mir gut tut
weil ich es mir wert bin.

Fliegen will ich!
Weil ich es kann.

21-03-2023 Alte Muster, die hartnäckig um ihr Überleben kämpfen

In den letz­ten drei­ein­halb Wochen ist hier nichts pas­siert, wor­über ich hätte schrei­ben kön­nen. Die meiste Zeit hab ich nichts getan außer auf­zu­ste­hen, meine Ter­mine ein­zu­hal­ten und die Tage so zu ver­brin­gen, dass ich am Abend wenigs­tens nicht unzu­frie­den bin. Aber das ist okay, das darf so sein. 

Ges­tern wäre eigent­lich Schwimm­gruppe vom Hilfe-Dings gewe­sen, die fiel aller­dings wegen aku­tem Man­gel an Mit­schwim­me­rin­nen, viel zu wenig Platz im Innen­be­cken (wg. Bau­ar­bei­ten ist das zweite große Becken geschlos­sen), Regen im Außen­be­cken und aus all dem resul­tie­ren­der Unlust lei­der aus. Statt des­sen haben Frau R. (die auch die Schwimm­gruppe betreut) und ich unser für heute geplan­tes Tref­fen vor­ge­zo­gen und so hab ich einen uner­war­te­ten freien Tag. Zeit, mal wie­der was “rich­ti­ges” zu tun und an Pro­jekte zu gehen, die hier ange­fan­gen rum­lie­gen. Naja, und ein biß­chen schrei­ben hier, das auch.

***

Wie üblich wirkte die ganze Geschichte rund um das Ehren­amt noch lange nach. Die Ent­schei­dung, mich über­haupt zu bewer­ben, der Mut, nach drau­ßen zu gehen und mich zu zei­gen, die Auf­re­gung, neue / fremde Men­schen zu tref­fen, mit Über­zeu­gung für mich ein­zu­ste­hen und am Ende noch ein­mal die Ent­schei­dung, es nicht zu tun: jeder ein­zelne die­ser Punkte und alle klei­nen “Unter­punkte” brauch­ten viel Kraft und dann eben auch Zeit, um die Bat­te­rie wie­der aufzuladen. 

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Ende Februar ist die Zweig­stelle von mei­nem Hilfe-Dings umge­zo­gen. Bis­her waren sie an der Grenze zwi­schen Eims­büt­tel und Altona auf zwei Orte ver­teilt, die ich beide schnell und ein­fach mit dem Rad oder bei schlech­tem Wet­ter mit dem Bus errei­chen konnte. Jetzt gibt es einen ein­zi­gen gro­ßen Stand­ort mit­ten in Altona mit vie­len unter­schied­lich gro­ßen Räu­men auf einer Etage. Das ist für alle rich­tig gut und es ist wun­der­schön und hell und freund­lich dort, aber der Stand­ort ist für mich (und viele andere) viel wei­ter weg als vor­her - mit dem Rad bräuchte ich über eine halbe Stunde für einen Weg, das ist nicht wirk­lich mach­bar. Es bleibt also nur Bahn & Bus und wie sehr ich dank Corona ver­lernt habe, dass da im öffent­li­chen Raum unglaub­lich viele andere Men­schen sind, die einem auf die Pelle rücken und laut sind und rück­sichts­los, merkte ich so rich­tig, nach­dem ich in der ers­ten Woche nach dem Umzug an 3 Tagen hin­ter­ein­an­der unter­wegs war. Und das sind nur die ganz nor­ma­len Ter­mine: mon­tags zum Schwim­men, am Diens­tag der Ein­zel­ter­min und mitt­wochs die Gruppe. Wenn dann noch die The­ra­pie dazu kommt, sind es sogar 4 Tage und immer zwi­schen Mit­tag und Nach­mit­tag, wenn sowieso am meis­ten los ist. Das aus­zu­hal­ten und mich abzu­gren­zen raubt extrem viel Ener­gie.
Glück­li­cher­weise hat meine gute Frau R. vor­ge­schla­gen, dass wir unsere wöchent­li­chen Ter­mine abwech­selnd tele­fo­nisch und life machen kön­nen und eines der bei­den Tref­fen auch in mei­ner Nähe statt fin­den kann. Das ent­las­tet wenigs­tens ein bißchen.

Was Frau R. noch macht: sie drän­gelt grade - natür­lich ganz lie­be­voll und mit Unter­stüt­zung! -, dass ich eine Beför­de­rungs­pau­schale bean­tra­gen soll, die mir erlau­ben würde, einige Fahr­ten mit dem Taxi zu machen. Was da sofort für uralte Glau­bens­sätze in mir hoch kom­men! “Dafür bist du nicht krank / geschä­digt genug”, “das biß­chen Bus­fah­ren ist doch nicht so schlimm”, “sei froh, dass du über­haupt Geld zum Leben bekommst” und natür­lich der Lieb­lings­satz “stell dich doch nicht so an”. Alle ande­ren hät­ten das ver­dient, aber ich doch nicht. Und wenn ich das in Anspruch neh­men würde, dann müsste ich ja wirk­lich akzep­tie­ren, dass ich krank bin.

Ich hab in den letz­ten zwei Jah­ren hart daran gear­bei­tet, dass ich mein Leben anneh­men kann, wie es eben gewor­den ist. Trotz­dem sind da noch unzäh­lige alte Sätze und Mus­ter in mir, die die voll­stän­dige Akzep­tanz blo­ckie­ren. Es macht mich immer noch trau­rig und wütend, wie klein und wert­los wir gemacht und gehal­ten wur­den und dass alles weh­ren dage­gen alles nur noch schlim­mer gemacht hat. Ich glaube nicht­mal, dass meine Mut­ter uns absicht­lich damit scha­den wollte, aber es war zu der Zeit eben nicht anders und sie war froh, wenn sie nicht noch mehr Pro­bleme hatte als die, die eh schon reich­lich da waren. Irgend­wie kann ich es aus ihrer Sicht ver­ste­hen, aber ich sitze hier 60 Jahre spä­ter und hab immer noch damit zu kämp­fen. Und wenn ich eins geschafft hab, dann kommt der nächste Satz um die Ecke und macht mich wie­der klein. Und wie­der halte ich aus und gestehe mir Sachen nicht zu und ordne mich ganz nach unten, weil ich es ja nicht anders kenne und nicht anders ver­dient habe, denn: wer bin ich denn schon.

Ich bin wütend - aber noch grö­ßer als die Wut ist die Resi­gna­tion. Was kann ich denn schon ändern, jetzt noch, wo schon so viel Leben hin­ter mir liegt. Wenn ich es mit mei­nen Mit­teln und mei­ner Kraft bis jetzt nicht geschafft habe, wie sollte es denn gehen?
So ganz all­ge­mein gese­hen läuft es ja okay, damit könnte ich doch zufrie­den sein, oder?

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Ich wünschte manch­mal, ich wüßte nicht so viel, dann könnte ich mir viel­leicht nicht vor­stel­len, dass es auch anders sein könnte.

25-02-2023 Wenn das Nein ein Ja ist

Du machst deine Ent­schei­dung zu der rich­ti­gen Ent­schei­dung, indem du dich entscheidest.

(Freun­din D. im Chat gestern)

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Nach eini­gen Tagen mit Bauch­schmer­zen, schlech­tem Schlaf, end­los krei­sen­den Gedan­ken und vie­len Zwei­feln hab ich jetzt die hof­fent­lich rich­tige Ent­schei­dung getrof­fen, das Ehren­amt, für das ich mich bewor­ben hatte, nicht anzu­tre­ten.
Aber der Reihe nach.

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Letz­ten Diens­tag traf ich mich also mit B., einem der Vor­sit­zen­den des Ver­eins. Ein sehr sym­pa­thi­scher Mann, der an diver­sen Stel­len gleich­zei­tig agiert und viel­leicht darum etwas chao­tisch wirkt. Wir spra­chen über mich, meine Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart, meine Vor­stel­lung, was ich tun kann und will. Er erzählte vom Ver­ein, zeigte mir das Backend von der Web­seite und die diver­sen zusätz­li­chen Anwen­dun­gen, mit denen da gear­bei­tet wird (News­let­ter, Daten­bank, Spen­den­samm­lung u.a.).
Das war ein wirk­lich tol­les, anre­gen­des Gespräch, er hat sich viel Zeit genom­men, die Atmo­sphäre war locker und ange­nehm. Was mich etwas störte, war, dass die Auf­ga­ben irgend­wie vage blie­ben. “Da könn­test du was machen oder viel­leicht da und hier gäbe es auch noch was oder viel­leicht lie­ber dort?” So viele Mög­lich­kei­ten, mich ein­zu­brin­gen, aber eben nichts konkretes.

Am Abend kam bereits die erste Mail mit Infos, einem E-Mail-Account beim Ver­ein, einem ande­ren anzu­le­gen­den für den inter­nen Chat, der Zugang zu einem Teil­be­reich vom WP Backend. Und da war ich dann erst­mal über­for­dert. Was für ein Chaos.
X Sei­ten und Bei­träge im Ent­wür­fe­ord­ner, zum Teil seit 2 Jah­ren. Uralte Kom­men­tare, die nie frei­ge­ge­ben, aber auch nicht gelöscht wur­den. Nicht aktua­li­sierte Plug­ins. Yoast SEO wurde instal­liert, aber kom­plett igno­riert. Noch dazu wurde nie umge­stellt vom Clas­sic Edi­tor auf Guten­berg, die ganze Seite aber mit dem Theme “Enfold” gebaut, was ja selbst ein Page Buil­der ist. Viele der Sei­ten beinhal­ten also Teile aus allen drei Ele­men­ten, was natür­lich zu einem heil­lo­sen Durch­ein­an­der führt. Das sieht man auf der Web­site selbst nicht, aber es macht das arbei­ten eben schwer.
Es gab noch einen ande­ren Web­wor­ker, der sich gemel­det hat für das Ehren­amt, der meinte wohl sofort, dass er die Seite kom­plett neu bauen würde. Nach­dem ich das Backend gese­hen hab, stimme ich dem zu 100% zu. Jemand muss da echt mal grün­dich auf­räu­men — aber ich bin das nicht. Noch ein­mal kann ich mich nicht mit Kraft und Herz­blut in ein Pro­jekt wer­fen, das bekommt mei­ner Depres­sion nicht.

Wo das eine also wirk­lich eine Num­mer zu groß ist für mich, sind andere Auf­ga­ben aber zu klein. Zwi­schen­durch mal Kor­rek­tur zu lesen oder einen News­let­ter zu lay­ou­ten reicht mir nicht. Alle paar Wochen oder Monate nur eine Klei­nig­keit zu machen, kann ich mir nicht vor­stel­len. Was, wenn da grade Igor zu Besuch ist? Den kann ich nun­mal nicht abstim­men darauf. 

Schwe­ren Her­zens hab ich also heute bei B. abge­sagt. Er hat schnell reagiert, alles gut, kein Pro­blem und ich kann mich ja noch­mal mel­den, wenn sich was bei mir ändert. Wer weiß, was im Leben so alles passiert.

(Aber die Auf­re­gung beim Schrei­ben und vor allem Absen­den der Mail! Immer wie­der muss ich es mir wie ein Man­tra vor­sa­gen: ich bin nie­man­dem was schul­dig, ich muss mich nicht recht­fer­ti­gen oder ent­schul­di­gen, ich sorge für mich und meine Gesund­heit, ich tue, was mir gut tut. Das alte Mus­ter, das mir ein­re­det, dass ich immer per­fekt sein muss, dass ich nie jeman­den ent­täu­schen darf, dass ich schlecht bin, wenn ich was nur für mich mache etc., das sitzt ganz tief.)

Aber auch ein Nein kann ein Ja sein. Die Ent­schei­dung gegen etwas bringt mich auch wei­ter, weil ich dann weiß, was ich nicht will. Und bei allem Über­le­gen ist mir klar gewor­den: ich will weder eine große Auf­gabe noch eine unre­gel­mä­ßige, son­dern eine kleine, regel­mä­ßige. Am liebs­ten wären mir abge­schlos­sene Pro­jekte, aber etwas dau­er­haf­tes käme auch in Frage, wenn es nicht mehr als ca. 3 bis 5 Wochen­stun­den Arbeit braucht und klar struk­tu­riert ist. Ich glaube, damit könnte ich umge­hen, auch in einer nicht guten Phase.

Und jetzt hab ich etwas mehr Zeit, meine Job-Web­site neu zu machen (das alte Theme ist lei­der nicht mehr kom­pa­ti­bel mit der neuen PHP-Ver­sion), den Lebens­lauf rich­tig gut zu gestal­ten und mich in Ruhe nach ande­ren ehren­amt­li­chen Auf­ga­ben umzu­se­hen. Es gibt wel­che für mich, da bin ich sicher.
Was mir diese Aktion gebracht hat, ist auf jeden Fall das: ich hab einen ers­ten Schritt nach drau­ßen gewagt. Ich hab mich getraut, mich zu zei­gen (und kam, laut B., “sehr sym­pa­thisch” an)! Und ich hab - s.o. - eine deut­li­chere Vor­stel­lung, was ich will. Alleine dafür hat sich alles gelohnt.

Ja, es ist gut.

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