10 minus 1.
Ab heute sind die (regulären) Therapiestunden abgezählt.
Puh. Herzklopfen.
10 minus 1.
Ab heute sind die (regulären) Therapiestunden abgezählt.
Puh. Herzklopfen.
Letzte Nacht schon wieder so ein Traum, dass ich sterbe. Ich weiß es, ich nehme es einfach hin und an. Diesmal war es ein riesiger Betonpfahl, der umkippte und ich stand genau darunter. Ich wußte, dass ich da nicht mehr rechtzeitig weg komme, dass es das jetzt war. Ich atmete noch einmal tief ein und dachte an mein Kind und dass ich sie liebe - und wachte auf.
Das ist im Traum zu real, ich will das nicht. Und das hängt sich an den weiteren Tag und macht alles irgendwie unschön und angespannt.
Seit zwei Tagen bin ich wieder halb krank, der Kopf ist schnupfendicht und tut weh, der Kreislauf möchte bitte aufs Sofa und der Gedanke an Draußen ist sowieso im Angesicht der #aktuellenSituation einfach nur gruselig. Das Treffen mit Frau R. gestern hab ich dann abgesagt und das fühlte sich okay an. Heute wollte ich den Wocheneinkauf machen, aber dann fing es an zu schneien und alles ist nass und kalt und ich bin echt jammerig, aber so richtig.
Jetzt steht die Frage im Raum, ob ich morgen zur Therapie fahre oder nicht und wie ich das dann regeln kann, weil es zum absagen eigentlich zu spät ist. Andererseits darf sie beim Lockdown wieder Telefontermine abrechnen und ich denke, das wäre sehr vernünftig, jetzt gleich eine Mail zu schreiben und drauf zu hoffen, dass das so kurzfristig machbar ist. Denn andererseits will ich ja auch niemandem meinen blöden Schnupfen weiter geben.
(Woran ich noch merke, dass ich irgendwie krank bin: dass ich mich nicht entscheiden kann.)
Die gute Nachricht des Tages: der “Clown” aus den USA ist dann wohl Geschichte. Hoffentlich ohne schlimmere Auswirkungen, das scheint im Moment etwas unklar.
Die schlechte Nachricht: die Maßnahmen zur Pandemiebewältigung sind weiterhin komplett unsinnig und bestimmt von den Machtfantasien der Ministerpräsidenten der einzelnen Länder und die Medien kämpfen anscheinend darum, wer den dümmsten Artikel schreibt. So kriegen wir das nie in den Griff.
Sascha Lobo regt sich mit besseren Worten darüber auf.
Ich hab lange ausgehalten, weil es mich ja nie soo doll betroffen hat, aber ich merke, dass ich müde und immer genervter werde angesichts dessen, was überall läuft oder vielmehr schief läuft. Die sollen 4 oder 6 Wochen alles dicht machen, alles runter fahren, den kompletten Lockdown für alle, bis niemand mehr jemanden anstecken kann. So wie es jetzt ist, dauert das noch Jahre und am Ende ist alles kaputt: Mensch und Wirtschaft. Aber was weiß ich denn schon …
Wenn das stimmt, was über die Träume in den Rauhnächten erzählt wird – dass sie vorhersagen, wie das neue Jahr wird –, dann möchte ich bitte nochmal zurück zum Anfang. Sonst irre ich nämlich in den nächsten Monaten hin und her auf der Suche nach irgendwas, verpasse dabei sämtliche Züge, ziehe tatsächlich um und um mich herum fallen reihenweise Menschen aus Fenstern. Das muss doch alles nicht sein.
Die Stimmung ist seltsam dieser Tage. Wie unterwegs zu sein, ohne zu wissen, woher und wohin. “Zwischen den Jahren” trifft es ganz gut, vor allem, wenn ich lese, was Mitzi Irsaj dazu schreibt.
Frau Iwanov erklärt, dass ich einfach noch zwischen den Jahren festhänge. So etwas kann passieren und wenn ich ihr glauben darf, dann gar nicht einmal so selten. Wir Menschen sind für dies Tage zwischen Weihnachten und hl. Drei König einfach nicht gemacht. Tief in unserem inneren folgen wir dem Mondjahr, sagt Frau Iwanov, und nicht dem Sonnenjahr. Es sei also kein Wunder wenn man in diesen seltsamen Nicht-Tagen ein wenig aus dem Takt gerät.
https://mitziirsaj.com/2021/01/03/zwischen-den-jahren/
Bei Herrn Buddenbohm gab es einen Link, dem ich am Abend gefolgt bin: “Welt auf Abstand”, ein Dokumentarfilm auf Arte, der sich “… auf eine Reise durch ein außergewöhnliches Jahr begibt: quer über den ganzen Globus, zu unterschiedlichsten Menschen, durch eine Welt im Ausnahmezustand.”
Wenn man die Corona-Viren der ganzen Welt zusammen trägt, wiegen sie zusammen gerade mal 2 Gramm. Zwei Gramm Viren haben den Planeten zum Erliegen gebracht.
aus dem Dokumentarfilm “Welt auf Abstand”
“Es ist eine Zeit voller Widersprüche: Stille und Chaos, Schönheit und Tod, Hoffnung und Verzweiflung, Nähe und Einsamkeit, Gehorsam und Protest existieren nebeneinander und miteinander. Unsere Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Doch was passiert, wenn Menschen sich nicht mehr in die Arme schließen dürfen, wenn Nähe verboten ist?
Der Dokumentarfilm „Welt auf Abstand - Eine Reise durch ein besonderes Jahr“ taucht in unterschiedliche Lebenswelten ein und beobachtet, was die Pandemie mit den Menschen macht.” (aus der Filmbeschreibung)
Der Film ist in der Mediathek noch bis zum 08.03.2021 abrufbar.
Neu entdeckt hab ich die - wie sie sich selbst beschreibt - Künstlerin, Autorin, Fotografin und Wandlerin zwischen den Zeilen Anne Seubert, die nicht nur ihre Webseite mit einem unfassbar schönen WordPress Theme gebaut hat, sondern vor allem eben sehr spannende, teils ungewöhnliche Sachen schreibt. Von “Ein-Wort-Gedichten” über Notizen, Lyrik und losen Sammlungen im Zettelkasten bis zu kurzen und längeren Texten ist da viel zu lesen, auf das ich mich freue.
Manchmal entstehen diese Momente, in denen einer zieht, schneller als sein Schatten. Diese Schatten der Zeit, in denen einer Ja sagt, noch ehe die Frage entworfen. In denen einer den Ton trifft ohne das Lied zu kennen und in dem du tanzt, als wäre der Ball dein erster und du Erbin eines Talents.
https://www.wortlaute.de/2020/12/28/der-naechste-bitte/
Es gibt sie diese Momente, in denen mein Auge ein Lächeln warhnimmt, das noch nicht gelächelt, das noch nicht in Auftrag gegeben, das sich unter der Tür durchgeschmuggelt hat wie einer dieser vorwitzigen Sonnenstrahlen früh morgens, bevor der Wecker seine Stimme erhebt.
Und dann war da noch ein weiterer Link bei Herrn Buddenbohm zum Blog von der Kaltmamsell, wo mich beim Lesen des Beitrags aber etwas anderes viel mehr ansprang als das von Herrn B. verlinkte.
Da ging es um eine Yogaübung, die diesen Hinweis beinhaltete: „Be the best version of yourself“. Sie schreibt dann weiter:
[…] dass ich eher Gegenteiliges brauche, weil mich vermutlich genau dieses Ziel, „die beste Version meiner selbst sein“, zermürbt hat: Es ist für mich (!), die von klein auf auf Leistungsgesellschaft gedrillt ist, in erster Linie unerreichbar, weil immer eine weitere Verbesserung möglich ist, was das Leben automatisch zu einer Abfolge von Scheitern und Enttäuschungen macht; mühelose Errungenschaften sind wertlos, wenn nicht sogar ein Versehen, nur Mühe zählt. Als mögliches Ziel fiel mir letztendlich für mich ganz persönlich ein: Accept failure, no matter what, it doesn’t take away your worth – akzeptiere Scheitern, egal welches, akzeptiere, deinen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, nichts davon verringert deinen Wert.
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2021/01/journal-freitag-1-januar-2021-unerreichbare-beste-versionen.htm
und das ist ja etwas, das ich so wahnsinnig gut von mir selbst kenne, von frühester Kindheit an, dass nur zählt, wofür du (hart) gearbeitet hast und dass überhaupt ein Mensch nur zählt, der auch was leistet. Gepaart war das allerdings mit der Einstellung “Was geklappt hat, war Zufall - was schief ging, lag nur an dir selbst”. Ein - wenn ich das so geschrieben sehe - scheinbares Paradoxum, das aber bestens funktioniert hat, uns jegliches Selbstvertrauen zu nehmen.
Zu dem Beitrag gibt es einen Kommentar, den ich spannend finde:
Mir hat beim Umgang mit meinem eigenen übertriebenen Perfektionismus und Leistungsdenken irgendwann geholfen, dass diese nicht nur in meiner Erziehung und teilweise meinem Charakter begründet sind, sondern in den kapitalistischen Strukturen, die mich durchdringen, in denen es eben keine Wertschätzung oder Toleranz für Pausen, Nichtstun und Versagen gibt.
Des Weiteren hab ich mir zu Herzen genommen, was ich irgendwann im Studium gelernt habe: In etlichen rituellen Kontexten (Bauten, Ritualen etc) in verschiedenen Ecken dieser Welt werden kleine Fehler oder Unregelmäßigkeiten eingebaut oder absichtlich nicht perfekt gemacht, um Götter, Geister, Ahnen nicht zu erzürnen. Menschen können und dürfen im Gegensatz zu diesen nämlich nicht perfekt sein.
Das ganze Thema ist auf jeden Fall eins, das in meiner Therapiearbeit noch dran kommen muss. Das erste, was mir dazu spontan einfällt, ist: nur in den Momenten oder Situationen, wenn ich mich klein und nutzlos fühle, bekommt überlasse ich Igor den Raum zu wachsen und mich unter seinem Gewicht zu begraben. Wenn ich aber mein Selbstbewußtsein stärke, mich stärke, kann ich ihm etwas entgegen setzen. Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, perfekt zu sein.
(Das mit den Links zu Seiten, Texten, Filmen etc., die ich interessant finde, könnte jetzt öfter vorkommen. Dann find ich sowas vielleicht auch mal irgendwann wieder …)
Eigentlich steht hier heute nur deshalb was, weil ich dieses Datum schreiben wollte. Ansonsten verlief der erste Tag des Jahres völlig ereignislos.
Nur für einen Moment hat es mich mal wieder getroffen. Das passiert manchmal, wenn ich Musik höre, dann berührt eine bestimmte Stimme oder ein Ton, eine Melodie etwas in mir und versetzt mich in eine andere Welt. Dann bin ich ein sentimentaler Emotionshaufen mit Erinnerungen an durchtanzte Sommernächte und Sehnsucht nach Liebe. Das ist traurig und schön zugleich.
Als Ergänzung zu gestern wollte ich noch festhalten:
Natürlich gab es die üblichen Blödmänner (die vermutlich wenigen Frauen diesmal mitgemeint), die um Mitternacht unbedingt knallen und böllern und Raketen abschießen mussten. Aber es war deutlich weniger als sonst. Auf der Straße standen kleine Grüppchen, die Wunderkerzen anzündeten und Musik dabei hatten oder selbst sangen. Neujahrswünsche wurden von Balkon zu Balkon gerufen und waren zu hören. Nur einmal fuhr die Feuerwehr vorbei. Allerdings hatte ich mich drauf gefreut, endlich die Kirchenglocken mal richtig gut zu hören - und dann haben die gar nicht geläutet, keine Ahnung warum.
Heute morgen das zweite “Ahhh”-Erlebnis beim Gang auf den Balkon: die Luft ist (großstadt-)rein, es stinkt nicht und die Straßen und Gehwege sind relativ sauber. Es ist wenig davon zu sehen, dass grade Silvester war. So darf das bitte bitte bleiben. Alternativ kann ich mir immer noch gut vorstellen, dass die Gemeinden und Städte das organisieren, so dass es zwar Feuerwerk am Himmel gibt, aber koordiniert und sicher. Vielleicht wird ja jetzt endlich mal über sowas nachgedacht.
Das könnte zu einem kleinen Ritual für den letzten Tag eines Jahres werden. Weil es mich dazu bringt, mich einmal umzudrehen und zu gucken, wieviel Weg ich im Laufe der Zeit gegangen bin, was ich geschafft und erreicht habe, was sich verändert hat und was geblieben ist. Darum also auch heute die
(Disclaimer: Die Fragen sind teilweise durch die bekannten Fragebögen von Max Frisch und Marcel Proust inspiriert.)
Immer noch hier zu sein. Genug zum leben zu haben. So gesund zu sein, dass ich für das meiste alleine zurecht komme und für den Rest Unterstützung zu bekommen von verschiedenen Seiten.
Die Antwort wird immer so oder ähnlich lauten:
• lesen (Twitter, Blogs, Bücher),
• schreiben (Blog, Twitter, viel zu wenig Lyrik: das muss sich ändern),
• hören [eins] (Die größte Entdeckung in diesem Jahr war Igor Levit für mich, vor allem mit Bach und hier den Goldbergvariationen, aber auch die Nacht mit Erik Satie: die bleibt unvergleichlich und unvergessen),
• hören [zwei] (Die zweitgrößte Neuentdeckung für mich: HAEVN, zwei Musiker aus den Niederlanden, für die ich sogar meine Abneigung gegen Elektro-Pop aufgegeben habe, weil sie so viel mehr machen und weil sie etwas in mir zum klingen bringen, das mich jung und sehnsüchtig und sentimental und glücklich auf einmal macht und ja, vor allem ist es Marijns besondere Stimme und ja, manchmal wär ich gerne nochmal 20 *hach*)
• sehen (Fotos, überall und inzwischen auch viel auf Instagram; weiterhin gerne Serien und Filme),
• arbeiten (an eigenen Webseiten und vor allem der der Tochter: Danke für dein Vertrauen!).
Einer, der eigentlich nicht meiner war: am Mittwoch, 15. Juli 2020 nicht getrödelt zu haben. Dann wäre die Dame schon aus ihrem Auto ausgestiegen gewesen und hätte mich nicht mit der Tür vom Rad geschubst.
In jedem Moment mit Musik in den Ohren. Wenn ich meine Familie umarmen konnte. Wenn es still war draußen.
Es war so oft, wie es möglich war.
Ich sehe Igor nicht mehr als meinen Feind.
Dass ich in wichtigen Momenten “Nein” sagen konnte. Dass ich mich wieder mehr getraut und mir wieder mehr zugetraut habe. Auf meine Tochter.
Meine Tochter, immer. Meine beste Freundin D. Meine Therapeutin und meine Bezugsfrau vom HilfeDings (die zählen zusammen wie eins).
Ja. Ja (und inzwischen glaubt sie das vielleicht auch mal 😉 ). Ich denke, ja.
Mit Freundinnen und der Mittwochsgruppe vom HilfeDings.
Mit Ärzten (männl. Form) und Physiotherapeut:innen.
Einem Arzt meine Meinung gesagt.
Stück für Stück wird es mehr. Zur Zeit würde ich die zweite Möglichkeit mit den 25 Jahren wählen.
Dass Wut nichts Schlechtes ist, sondern einen Sinn und eine Berechtigung hat, dass ich aber manches (noch) nicht verzeihen kann. Dass ich weiter bin, als ich oft denke. Dass es okay ist, nicht okay zu sein.
Schon ganz gut, aber da geht noch mehr.
Letzter Tag in diesem Jahr. Noch einmal beschissen geschlafen, das wird sich auch im neuen nicht großartig ändern, denke ich. Aber da ich gestern alles erledigt habe, was noch zu tun war (Wocheneinkauf, Bad geputzt, Staub gesaugt, Wäsche weg geräumt …), konnte ich mir Zeit lassen heute und - meine Lieblingsbeschäftigung auf immer - gemütlich frühstücken und dabei lesen (Twitter und Jahresrückblicke auf diversen Blogs), Musik hören (den zweiten Teil vom Bach’schen WO, wie sich das gehört) und mit Photoshop spielen.
Die Bundesregierung hat landesweit für heute ein Böllerverbot verhängt und noch nie war ich so dankbar für eine Verordnung von oben. Ich bin in den letzten Jahren so schreckhaft geworden in dieser Beziehung dank der HS *), dass die Silvesterabende kaum noch zu ertragen waren. Am liebsten hätte ich mich immer in Lilis alte Höhle in der Kammer verzogen, aber da ist es für mich dann doch zu eng.
Aber tatsächlich halten sich fast alle an das Verbot und es tut so unendlich gut, an diesem Tag nicht alle paar Minuten den Herzkasper beruhigen zu müssen. Einzig die Elefantennachbarn haben auf dem Balkon ein kleines Kinderfeuerwerk gezündet und einen Böller geschossen, aber da ist nun auch Ruhe. Ich bin gespannt, wie es um Mitternacht wird …
*) Mit HS ist auch hier wie immer die HochSensibilität gemeint.
Einen ausführlichen Jahresrückblick wird es hier nicht geben, dazu hab ich im vergangenen halben Jahr zu viel schon geschrieben. Es ist alles nachzulesen.
Nur dies: Insgesamt war 2020 für mich nicht so schlecht, da die Pandemie meinen persönlichen Alltag nur im Außen berührt. Als chronisch depressiver Mensch war ich vielen anderen gegenüber sogar im Vorteil. Ich arbeite schon lange wenn überhaupt, dann immer im Home-Office, ich muss keine Kinder betreuen, ich lebe zwar mit wenig Geld, das aber kommt regelmäßig und sicher, ich treffe sowieso nur so viele Menschen wie nötig und gehe selten an sehr bel(i)ebte Orte, ich kann super gut auch lange Zeit mit mir alleine sein, halte am liebsten viel Abstand - und gelte für all das endlich mal nicht als “irgendwie komisch”.
Natürlich ist auch an mir die immer noch #aktuelleSituation trotzdem nicht spurlos vorüber gegangen. Ich wollte dieses Jahr endlich wieder mehr unter Menschen gehen und überhaupt mehr raus, in die Natur. Das hat nicht nur der Fahrradunfall im Juli verhindert. Ich war dieses Jahr kein einziges Mal am Meer. Ich konnte meinem Enkel die meiste Zeit nur auf Fotos beim Groß-Werden zusehen. Ich mache mir viele Sorgen um meine Liebsten. Da sind einige, die mit der Kraft am Ende sind, deren Existenzen auf dem Spiel stehen, die psychisch und physisch leiden.
Und ich sehe mit großer Angst, wie unfassbar unsolidarisch, verquer und voller Hass so viele Menschen sind und wie gründlich die Politiker:innen an so vielen Stellen versagt haben.
Dennoch habe ich versucht, so viele gute Momente wie möglich zu finden: in der Musik, in Freundschaften, in meinem eigenen Lernen und Wachsen und immer wieder in den Farben der Natur. Weil es - für mich - anders nicht geht. Dafür stehen die Bilder, die ich von Instagram mit hierher hole.
So verrückt, seltsam und bescheuert 2020 für die Welt war, hat das neue Jahr also verdammt gute Voraussetzungen, besser zu werden. Helfen wir ihm dabei, indem wir besonnen, vernünftig und zum Wohle Aller handeln.
Das Wichtigste aber: bleibt gesund!
Länger geschlafen als geplant, aber schlimm ist das ja nicht. Draußen ist es regengrau und winterkalt - also Hamburger Winter, das heißt zu warm für die Jahreszeit, aber trotzdem kriecht einem die Kälte durch die Ärmel und macht das alles so ungemütlich, dass es wirklich nichts ausmacht, wenn der Bauch und die Psyche verrückt spielen und zum vorgenommenen Wocheneinkauf einfach mal ganz deutlich NEIN sagen. Dann dusch ich eben versuch ich es eben morgen nochmal.
Der Grund, warum die beiden so heftig rumgrummelten, ist wieder einmal das Thema Familie.
Heute ist der vorletzte meiner schwierigen Tage in dieser Zeit: die mittlere Schwester hat Geburtstag. Und natürlich möchte ich ihr meine guten Wünsche schreiben, nicht nur, weil “man das so macht”, sondern weil das eben ein spezieller Tag ist. Zu schreiben heißt auch von sich hören zu lassen und Kontakt aufzunehmen irgendwie und der ist nunmal seit vielen Jahren reichlich gestört. Aber nun sind die Wünsche und Gedanken geschrieben und versandt und ich kann nur hoffen, dass sie gut ankommen und mein Bauch wieder Ruhe gibt, erst mal.
Da wartet noch viel Therapiearbeit auf mich. Vielleicht finde ich im neuen Jahr einen Weg, damit umzugehen. Und vielleicht auch einen neuen, veränderten Kontakt mit den Schwestern.
Ich muss immer wieder an meine Großmutter väterlicherseits und ihre Schwestern denken, die sich so spinnefeind waren bis ins hohe Alter. So wollte ich das nie mit meinen erleben. Jetzt ist es doch so gekommen und ich weiß, dass ich zum größten Teil dafür verantwortlich bin, auch wenn ich mich damit “nur” selbst geschützt habe. Ich würde es wieder so machen, aber ich wäre auch sehr froh, wenn sich nochmal etwas zum Guten ändert.
Während ich dieses Thema im Kopf wälzte, hab ich Photoshop in Gang gesetzt und für Instagram eine kleine Collage aus meinen Fotos von diesem Jahr erstellt: 12 Stück, für jeden Monat eines. Ein bißchen musste ich schummeln, weil ich weder im Januar noch im Dezember brauchbare Bilder gemacht habe, aber so genau muss es ja auch nicht sein. Ich hol sie dann für den Jahresrückblick übermorgen hierher.
Und wenn Silvester vorbei ist, sind alle schwierigen Jahrestage für diesmal überstanden. Ab da kann es eigentlich nur wieder aufwärts gehen. Eigentlich …
Die Schlafstörung scheint beseitigt. Ich schlafe wieder halbwegs gut und schnell ein, die HS hält sich in Grenzen, das darf bitte gerne so bleiben.
Heute also wieder einfach nur Sonntag. Die Tage, bis alles wieder normal geht, lassen sich nun an einer Hand abzählen. Die Pause von allem ist okay, aber diese letzte Zeit im Jahr ist einfach speziell und nie wirklich gut. Zu viele Gedanken über alles und kein Ventil dafür. Das ist das Dilemma, wenn du nur begrenzt Menschen aushalten kannst: dann ist halt auch selten jemand da, mit dem du reden kannst.
Und dann war da noch das:
Wenn sich das nicht ändert, werden wir noch das ganze nächste Jahr oder mehr mit Pandemie verbringen, trotz Impfstoff.
Ich denke darüber nach, das Nach-Weihnachtstreffen mit der Tochter & Co. abzusagen, weil der Enkel mit seinem Papa und dessen neuer Frau bei ihrer Familie war und ich keine Ahnung habe, wie die das mit Abstand und Vorsicht und allem gehalten haben. Es wäre auf jeden Fall vernünftig, einige Zeit abzuwarten, ob sie womöglich was mitgebracht haben von der Reise. Noch sind ja Schulferien, es sind also alle zuhause grade.
Ja, ich denke, ich sollte das so machen. Dann gibt es die Weihnachtsgeschenke für den Enkel eben erst im Januar, die werden ja nicht schlecht.
Was für ein verfluchter Scheiss das ist.
Weihnachten dauert echt ganz schön lange dieses Jahr.
Nach 7 Stunden tiefen Schlafs aufgewacht und festgestellt, dass ich keine Lust habe auf diese Feiertagswelt. Wieder umgedreht, ein paar Stunden weiter geschlafen. Geträumt, ich wäre in Portugal, vermutlich Lissabon, zusammen mit ein oder zwei anderen Menschen. Irgendwas verrücktes war da, aber ich habs vergessen. Das, was im Gefühl bleibt, ist schön.
Dann hab ich den Fehler gemacht, auf die Webseite von Butlers zu gehen, denn jetzt hab ich Bilder im Kopf, wie wunderschön meine Wohnung aussehen würde, wenn ich könnte und hätte, wie ich wollte.
Dabei stelle ich fest, dass ich anscheinend angekommen bin in einem Stil, der sich am ehesten mit “gemütlich-schlicht” beschreiben lässt. Helle Erd- und Holztöne mit sparsam gesetzten Akzenten in warmen Farben. Klare Linien und Formen. Aufgeräumt, aber nicht mehr alles offen. Und wenn ich das so schreibe und mir dabei bildlich vorstelle, merke ich, dass das lange nicht nur einen Wohnstil beschreibt, sondern mein ganzes Leben, mein Sein. Da möchte ich irgendwann ankommen, in naher Zukunft.
Wer hat sich dieses Konzept eigentlich ausgedacht, dass Weihnachten drei Tage dauert? So langsam ist doch mal gut mit der Feierei überall um mich herum.
(Ich fühle mich ein wenig wie ein Kind, das am Fenster steht und sehnsüchtig darauf wartet, dass die anderen Kinder endlich wieder zum Spielen raus kommen.)
Die Gedanken gingen gestern und heute zurück in meine vergangenen Beziehungen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie die damaligen Partner wohl heute leben und sah sie dann vor mir im Kreis ihrer Familien sitzen. Soweit ich weiß, hat jeder von denen, die mir wichtig waren, nach dem Ende der Beziehung mit mir eine andere Frau gefunden und Kinder bekommen. Eine Familie gegründet, einen Beruf gelernt, gearbeitet, gelebt. Warum hat das eigentlich bei mir nicht geklappt? Warum sitze ich heute alleine in meiner Wohnung und bin traurig, obwohl ich mir nichts sehnlicher gewünscht habe als meine eigene Familie? War, bin ich wirklich so wenig beziehungstauglich? Hätte ich mehr kämpfen sollen um M., den Traum(a)mann? War es wirklich so unerfüllbar, was ich mir wünschte?