22-09-2024 Essgestört

Ich war heute _so_ kurz davor, mich bei den Weight Wat­chers anzu­mel­den. Weil Freun­din I. schrieb, dass sie jetzt ein UHU ist. Weil ich sie unend­lich beneide um die Dis­zi­plin, die sie dafür auf­bringt. Weil es grade ein Ange­bot gibt und 6 Monate Mit­glied­schaft “nur” 72 Euro kos­ten. Weil ich es nicht allein schaffe, diese Masse an zu viel Gewicht los zu wer­den, deren Aus­wir­kun­gen mich an so vie­lem hin­dern, was ich doch so gerne tun würde.
Ich hab es nicht getan, hab die Anmel­dung kurz vor Schluss abge­bro­chen. Ich schaff das nicht., Ich glaube nicht an mich. 

22-09-2024 Von Sekundenträumen und Endlichkeit

Und dann hat der Herbst nach einer Woche dem Som­mer doch noch eine kleine Ver­län­ge­rung gewährt und uns (zumin­dest hier im Nor­den) milde Tem­pe­ra­tu­ren bis 25° und rich­tig viel Sonne gebracht. Ich genieße es, so gut ich kann, sauge die Wärme auf und das leuch­tende Grün der Bäume und gehe wei­ter­hin bar­fuß oder auf San­da­len. Die­ses Jahr mag ich den Som­mer nicht los las­sen, ich weiß nicht, was danach kommt, was nach dem Win­ter kommt. 

Die Phy­sio­the­ra­pie tat dem Rücken gut, aber wird das hal­ten und wie lange? Die Arthrose im lin­ken Knie kommt grade wie­der, der rechte Fuß schmerzt inzwi­schen ohne Anlass von ganz allein, es wird mit jedem Jahr schlim­mer. Wie lange kann ich noch alleine raus?

Auf glei­cher Höhe wohnt seit ein paar Jah­ren im Neben­haus ein Paar, etwas jün­ger als ich, die saßen immer den gan­zen Som­mer über auf ihrem Bal­kon. Die­ses Jahr sieht man den Mann fast gar nicht mehr, dafür hört man sei­nen schlim­men Hus­ten (COPD ver­mut­lich) und ich ver­su­che mir vor­zu­stel­len, wie das ist, nicht ein­mal mehr die paar Schritte auf den Bal­kon machen zu kön­nen geschweige denn es nach unten vor die Tür zu schaf­fen. Hält man das aus? Gefan­gen in der Wohnung?

Und ich? Geh auch nicht raus. Mag nicht alleine los, mag nicht unter vie­len Men­schen sein, hab Sorge, den Heim­weg nicht mehr zu schaf­fen. Ich hab so viele Ziele im Kopf, wo ich gerne mit der Kamera hin möchte und schaff es nicht über alle Hür­den, echte und vor­ge­stellte. Was hin­dert mich denn daran, mich gleich noch “anstän­dig” anzu­zie­hen, die Kamera ein­zu­pa­cken und los zu gehen? Oder müsste ich lie­ber fra­gen: WER hin­dert mich außer ich mich selbst in mei­ner Unbe­weg­lich­keit, mei­ner Bequem­lich­keit?
Aber es ist ja auch nett, hier bei offe­ner Bal­kon­tür am Schreib­tisch zu sit­zen, Fotos für die Toch­ter zu bear­bei­ten, hier zu lesen und da zu schrei­ben, schöne Musik dazu … Da will nie­mand was von mir, da ver­geht die Zeit ganz wun­der­bar - und am Ende steh ich da und denke “das war alles?”

hatte so ein kur­zes seh­nen, wie ein vibrato, nach mehr, nach dem gro­ßen gan­zen, dem ande­ren, aber dann hatte der all­tag mich wieder.

Das schrieb vor kur­zem eine Blog­ge­rin, die ich gerne lese. Es kam mir so ver­traut vor, ich kenne die­ses Gefühl so sehr. Diese Sekun­den­träume, diese kur­zen Momente von tiefs­ter Sehn­sucht nach etwas, das nicht zu fas­sen ist. Dann geht das Fens­ter wie­der zu und du machst eben wei­ter wie sonst auch.

Ich spüre meine End­lich­keit, immer mehr. Nicht so, als ob ich nächste Woche ster­ben würde, aber das Wis­sen, dass die rest­li­che Zeit begrenzt ist, wird deut­li­cher, prä­sen­ter. Gleich­zei­tig damit die Fra­gen “was will ich noch?” und “was schaffe ich noch?” Sor­tie­ren, wel­che Ansprü­che wirk­lich meine sind und wel­che ich glaube, erfül­len zu müs­sen.
(Aber rede ich mir damit nicht schön, dass ich mich vor Ver­än­de­rung, vor Anstren­gung drü­cke und davor, dass ich mei­nen eige­nen Ansprü­chen nicht gerecht werde?)

***

Die Musik, die heute hier lief, ist von Clau­dio Con­stan­tini, einem perua­ni­schen Ban­deon-Spie­ler, der sowohl (argen­ti­ni­schen) Tango als auch klas­si­sche Stü­cke wie z.B. von Bach spielt. Es klingt ein klei­nes biß­chen wie in die­sen Träumen.

21-09-2024 Haustreffen

[nach­ge­tra­gen am 29.09.2024]

Mitte August waren es 40 Jahre, seit ich in die­sem Haus wohne. Erst mit Freun­din B. in einer WG im 2. Stock; dort hab ich auch meine Toch­ter auf die Welt gebracht. Ein drei­vier­tel Jahr spä­ter war ich mit dem Vater der Toch­ter wie­der zusam­men, die Freun­din selbst schwan­ger und im 1. Stock auf der ande­ren Seite wurde eine Woh­nung frei, in die wir zie­hen konn­ten. Per­fek­tes Timing, um den Traum vom Woh­nen mit Freun­den im glei­chen Haus wahr zu machen. Der Traum hielt aus diver­sen Grün­den nicht sehr lange, übrig blie­ben die Toch­ter und ich.

Seit­dem gab es natür­lich immer wie­der neue Nachbar:innen. Man­che waren selt­sam, man­che ner­vig, viele rich­tig nett; ein paar leben nicht mehr oder sind weg gezo­gen. Meis­tens ver­stan­den wir uns gut, es gab immer wie­der kleine Trep­pen­haus­ge­sprä­che, aber eher sel­ten gegen­sei­tige Besu­che, außer es han­delte sich vor­her schon um Freund:innen oder es war wie mit C. aus dem Hoch­par­terre, mit dem ich ja mal - lei­der erfolg­los - ein Arbeits­pro­jekt gestar­tet hatte. So rich­tige Tref­fen mit allen Hausbewohner:innen kamen aber lei­der nie zustande.

Dann zog letz­tes Jahr R. in die Woh­nung im Sou­ter­rain, es kam der unend­lich heiße Som­mer 2024 und R. und C., die beide kei­nen Bal­kon o.ä. haben, tra­fen sich immer öfter auf der Treppe drau­ßen vorm Haus. Irgend­wann kamen die bei­den auf eine Idee und vor vier Wochen saßen wir das erste Mal rich­tig mit Ankün­di­gung für ein paar Stun­den zusam­men. Ein ech­tes Haus­tref­fen!
R. hatte Tisch & Bänke, die wir vors Haus stell­ten, jede:r brachte Getränke mit, ich hab Avo­ca­do­creme zu Mais­chips gemacht. Lei­der waren nicht alle aus unse­rem Haus dabei, aber dafür kamen Men­schen aus Nach­bar­häu­sern dazu und es war ein­fach super schön. 

Heute (also am 21.09.) gab es eine Wie­der­ho­lung in ähn­li­cher Beset­zung. Das Wet­ter spielte mit, so dass wir bis halb 12 nachts drau­ßen sein konn­ten. Wie­der setz­ten sich Men­schen aus den Häu­sern drum herum dazu, blie­ben eine Weile, gin­gen wie­der. Wir erzähl­ten, tausch­ten uns aus, lach­ten, genos­sen die schöne Stim­mung. Und wir wer­den das defi­ni­tiv wie­der­ho­len, viel­leicht noch ein­mal in die­sem Jahr, auf jeden Fall im nächsten.

Was mir so gut tut daran, ist, dass ich wie­der gese­hen werde. Dass ich unter Men­schen bin, die mich neh­men, wie ich bin, die mich nicht bewer­ten nach Aus­se­hen, Alter, Beruf oder was immer, für die es ein­fach selbst­ver­ständ­lich ist, dass ich dazwi­schen sitze.
Ich hab mich damals mit Beginn der Depres­sion so von allem und allen zurück gezo­gen, dass ich kaum noch Kon­takte hatte. Hab mit nie­man­dem wirk­lich gere­det, konnte nicht über die Krank­heit spre­chen, aber auch kei­nen Small­talk machen. Das ging so weit, dass ich mich erschro­cken habe, wenn mich jemand ansprach. Dass ich abends im Dun­keln ein­kau­fen ging, damit mich nur ja nie­mand sieht. Ich hab alles abge­lehnt, was über Hallo und Tschüss hin­aus ging. Und irgend­wann war ich ver­dammt alleine.
Dank The­ra­pie und dem Hilfe-Dings bin ich heute wie­der ein sozia­les Wesen mit dem Bedürf­nis nach Kon­takt. Dank der vie­len Arbeit an mir bin ich auch wie­der in der Lage, soziale Kon­takte anzu­neh­men und zu genie­ßen. Und dazu gehört eben auch das Haus, in dem ich lebe und die Men­schen dort.
Nach­dem der Som­mer erträg­lich war, was den Lärm der Knei­pen und Restau­rants angeht, bin ich jetzt wie­der rich­tig froh, hier zu leben. Ich hoffe, das hält eine Weile. Irgend­wann, wenn ich die Trep­pen nicht mehr schaffe, muss ich mich ander­wei­tig umgu­cken, aber bis dahin ist es gut, hier zu sein.

11-09-2024 Herbstanfang

Das ging jetzt wirk­lich schnell. Am Sonn­tag noch brül­lende Hitze mit über 30°, nur einen Tag spä­ter zeigt das Ther­mo­me­ter auf mei­nem Bal­kon dank Regen und Gewit­ter nur noch 15°. Heute hab ich das erste Mal schon gleich mor­gens die Woll­so­cken ange­zo­gen und auch noch die Woll­ja­cke dazu. Statt einer Schüs­sel fri­schem und vor allem küh­lem Salat wie noch vor drei Tagen steht jetzt grade ein Topf Kar­tof­fel­suppe auf dem Herd. Die Bal­kon­tür ist zu, die Sonne schafft es nicht mehr über das Dach vom Haus gegen­über und die Luft fühlt sich wirk­lich kalt an, auch hier drin­nen.
Kein Zwei­fel: der Herbst ist da. Nun dann. Es gibt noch mehr Far­ben und schöne Momente, die gesam­melt wer­den wollen.

P.S. Nur die Mücken haben noch nicht ver­stan­den, dass der Som­mer vor­bei ist. Ver­dammte Mistviecher.

08-09-2024 Der letzte Sommertag

Mit nur weni­gen Aus­nah­men lagen die Tem­pe­ra­tu­ren hier in Ham­burg seit Mitte Juni zwi­schen 20° und 25°, an vie­len Tagen bei mehr als 30°. End­lose Hitze, ohne Wind keine Abküh­lung, selbst in der Nacht nicht. Mein Gehirn fühlte sich zwi­schen­durch an, als sei es auf Wal­nuß­größe geschmol­zen. An sol­chen Tagen dreht der Kreis­lauf im Kreis, brummt der Kopf dau­er­haft (und es ist nicht der nor­male 24/7 Tin­ni­tus), alles klebt und ich möchte die ganze Zeit unter lau­war­mem Was­ser ste­hen. Ich war wirk­lich froh, dass ich nicht mehr arbei­ten und was leis­ten muss.
Aber irgend­wie war es auch schön. So viel Licht, so viel Wärme bis tief in die alten Kno­chen. Die Men­schen da drau­ßen schie­nen - zumin­dest aus mei­nem Blick­win­kel vom Bal­kon aus - oft gelas­se­ner zu sein, locke­rer und offe­ner, nicht nur was die Klei­dung anging. Das Leben fand drau­ßen statt und ja, manch­mal war mir das viel zu laut, aber es erin­nert eben auch an den Süden und an Urlaub und das ist ja gut.

Aber nun: der letzte Som­mer­tag soll es gewe­sen sein heute. Noch­mal 30°, dank etwas Wind aber aus­halt­bar, nicht drü­ckend. Ein ruhi­ger Sonn­tag, ohne gro­ßes Tun, aber immer mit die­sem Abschieds­ge­dan­ken im Kopf. Die Abküh­lung in den nächs­ten zwei Wochen wird uns in den Herbst brin­gen und irgend­wie finde ich es grade schade. Hab ich denn schon genug Sonne und Wärme getankt, ist der Spei­cher voll gewor­den? Wird es rei­chen über die lange dunkle Jah­res­zeit?
Herbst ist ja an sich nicht schlimm, ich mag den ja sogar rich­tig gerne mit allen Far­ben und dem blauen Him­mel mit den dicken Wol­ken­ber­gen und wenn es mor­gens frisch ist und wür­zig nach gefal­le­nen Blät­tern riecht und viel­leicht, hof­fent­lich wird er ja mal wie­der etwas schö­ner als in den letz­ten Jah­ren (Kli­ma­wan­del sei Dank) – aber er dau­ert halt nie lange und dann kommt der Win­ter und die Zeit bis zum nächs­ten Früh­ling ist end­los lang.

Aber es ist zu akzep­tie­ren, was wir nicht ändern kön­nen und grade freu ich mich, dass ich noch ein paar­mal unter­wegs sein konnte. 

Neu­lich nach der The­ra­pie erst am Fisch­markt und dann die große Tour mit der Fähre (Altona - Fin­ken­wer­der - Landungsbrücken).

Mit mei­nem Hilfe-Dings zum Rüsch­park (auch wenn das Pick­nick ins Was­ser fiel, war es ein wirk­lich tol­ler Aus­flug mit lie­ben, zum Teil bis dahin unbe­kann­ten Menschen).

Am Mon­tag mit Freun­din I. wie letzte Woche spon­tan beschlos­sen für einen Tag nach Tra­ve­münde, inkl. Strand­korb und Sonnenbrand.

Mit der Mitt­wochs­gruppe end­lich in den Bota­ni­schen Gar­ten, nach­dem die­ser Aus­flug vor­her bereits zwei­mal nicht statt­fin­den konnte. 

Dass ich nicht lange gehen kann, ist ziem­lich doof, aber es gibt auch gute Ziele ohne weite Wege. Haupt­sa­che, ich seh was ande­res als mein Zuhause. Haupt­sa­che, ich hab genug Wärme, Far­ben und Bil­der gesam­melt. Und wenn ich mir die Fotos so anschaue, dann sieht es ganz gut aus.

29-08-2024 Hochsommerhitze

Die Luft steht, kein Wind­hauch, nirgends.

(Ist das eigent­lich aus einem Gedicht oder einem Song oder warum kommt mir die Phrase so ver­traut vor?)

Alles klebt, vor allem die Arme an der Schreib­un­ter­lage. 32° zeigt das Ther­mo­me­ter an, das auf dem Bal­kon im Schat­ten hin­ter den Erd­bee­ren hängt. Ich müsste mal nach­for­schen, der wie­vielte Tag mit sol­chen Tem­pe­ra­tu­ren das ist die­ses Jahr, irgend­wer wird da sicher mit­ge­schrie­ben haben.

Ach guck, da ist ja eine Tabelle.

Tabelle mit den Temperaturen in Hamburg-Fuhlsbüttel in der Zeit zwischen dem 19.07. und dem 28.08.2024 im Vergleich zum Durchschnitt in den Jahren 1961 bis 1990. Man sieht, dass es in diesem Jahr deutlich wärmer ist und dass es viel mehr Wechsel zwischen Hoch und Tief gibt.

***

Die beste Anschaf­fung die­ses Jahr war der Ven­ti­la­tor. Ich gehe spar­sam damit um in Gedan­ken an die Strom­rech­nung im Herbst, aber zwi­schen­durch stell ich ihn an und genieße die Abküh­lung. Nach einer hal­ben Stunde muss er wie­der aus, dann muss die Sprüh­fla­sche mit dem küh­len Was­ser rei­chen. Ich mach da übri­gens einen Sprit­zer von mei­nem Lieb­lings­dusch­gel rein, das riecht so gut auf der Haut. Dann noch die Füße ins kalte Was­ser, danach gehts halb­wegs wie­der.
Ich tu mich ja immer noch immer wie­der mal schwer damit, kei­nen Job und damit keine “rich­tige” Auf­gabe mehr zu haben. Bei sol­chen Tem­pe­ra­tu­ren bin ich dann aber doch froh, dass ich nichts mehr leis­ten muss. Mein Gehirn ist mehr mit schwit­zen als mit den­ken beschäf­tigt. Wie hab ich das frü­her aus­ge­hal­ten beim arbeiten?

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Neu­lich war ich kurz davor, mir ein Kleid zu kau­fen, unter das ich dann nur noch eine Leg­gins zie­hen würde an den ganz hei­ßen Tagen. Mir doch egal, wie ich aus­sehe damit. Die Män­ner tra­gen ja auch ganz selbst­ver­ständ­lich ihre dicken Bäu­che in engen Shirts vor sich her, warum sollte ich nicht das glei­che tun dür­fen? Wer will es mir ver­bie­ten (außer ich mir selbst)? Ich hab eine Figur, es ist Som­mer, also hab ich eine Som­mer­fi­gur. Basta.
Aber weil ich mich natür­lich doch schäme für mein Aus­se­hen, hab ich das gelas­sen mit dem Kleid. Viel­leicht nächs­tes Jahr.

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Und wie ich so auf der Suche nach einem pas­sen­den Bei­trags­foto bin, fällt mir auf, dass ich die­ses Jahr über­haupt noch nicht am Meer war. Die Augen sind wie­der gut, der Rücken und die Füße mehr oder weni­ger auch, diese Woche sind die Ferien zu Ende, das D-Ticket will immer noch aus­ge­nutzt wer­den. Ich muss ans Meer, drin­gend. Sehr bald. Ost­see reicht, Haupt­sa­che Was­ser und Weite, so wie auf dem Foto oben, das letz­tes Jahr in Tra­ve­münde ent­stan­den ist.
Ja, ich fahr ans Meer. Freun­din I. wollte auch, die kommt ein­fach mit.

26-08-2024 Wenn ich wollte

Wenn ich wollte, wie ich könnte und würde, wie ich wollte, dann stünde hier so viel mehr. Dann wäre das hier wirk­lich ein Tage­buch. Mein Leben ist nicht auf­re­gend, nicht beson­ders abwechs­lungs­reich und schon gar nicht bedeut­sam, aber es gibt ja doch das ein oder andere Erleb­nis, über das ich hier schrei­ben könnte für die Erin­ne­rung.
Vor allem aber gibt es Gedan­ken, hau­fen­weise, unzähl­bar. Vom Auf­wa­chen bis zum Ein­schla­fen sind Gedan­ken in mir, es gibt kei­nen Moment, in dem ich nicht irgend­was denke, for­mu­liere, sage ohne Ton. Ich könnte sie auf­schrei­ben, diese Gedan­ken alle, nicht für die Nach­welt, so beson­ders sind sie nicht, aber viel­leicht end­lich ein­fach nur für mich. Damit ich sie aus dem Kopf bekomme und da wie­der Platz für ande­res ist.

Wie oft hab ich das schon geschrie­ben hier und doch nicht getan.

02-08-2024

Immer wie­der mal frage ich mich, ob die ehe­ma­li­gen Freunde zwi­schen­durch auch an mich den­ken so wie ich an sie oder ob nur ich die mit dem Kopf vol­ler Erin­ne­run­gen bin.

(Heute Nacht ein über­aus schö­ner, durch­aus ero­ti­scher Traum von M., der lange nach­hallt. Nicht mehr so furcht­bar trau­rig wie noch vor ein, zwei Jah­ren, aber den­noch irgend­wie sen­ti­men­tal und eben bedau­ernd. Die­ses Gefühl für ihn wird ver­mut­lich nie vor­bei gehen.)

***

Wie es aktu­ell ist:
Nach­dem der Schmerz im Dau­men­ge­lenk am Sonn­tag­abend auf der Schmerz­skala von 1 - 10 die 12 erreicht hatte und ich nicht­mal mehr ein Blatt Papier hätte hal­ten kön­nen, bin ich am Mon­tag end­lich zur Haus­ärz­tin gegan­gen. Die gab mir den Tipp, es zuerst ein­mal mit Quark­wi­ckeln zu ver­su­chen, um den aku­ten Schmerz zu däm­men. Bis­her hab ich von die­sem Haus­mit­tel nur gehört, aber wenn ich gewußt hätte, was für Wun­der das voll­bringt, hätte ich es viel­leicht schon frü­her mal ein­ge­setzt. Ich hatte am glei­chen Abend einen Wickel gemacht und war am nächs­ten Mor­gen nahezu schmerz­frei. So ist es jetzt immer noch: ein paar Bewe­gun­gen tun blöd weh und ich kann nicht alles grei­fen, aber das sind die Aus­nah­men. Da der Quark ja ver­braucht wer­den muss und ich ihn nicht esse, will ich ihn ein­fach noch eine Weile abends auf den Dau­men packen, viel­leicht bekomme ich die Arthrose damit etwas gebän­digt. Und wenn das Knie mal wie­der meckert irgend­wann, weiß ich jetzt, was hilft.
Zusätz­lich hab ich ein Rezept für Phy­sio­the­ra­pie bekom­men und werde dort fra­gen nach ein­fa­chen Übun­gen, die ich im Sit­zen und Ste­hen machen kann, um wie­der etwas beweg­li­cher zu wer­den und den Rücken zu stärken.

Lus­ti­ger­weise (big brot­her is lis­tening!) bekam ich nach dem Ärz­tin­nen­be­such prompt auf Insta­gram einen Kanal emp­foh­len, auf dem ein älte­rer Mann sol­che Übun­gen zeigt. End­lich passt das mal. 

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Weil bis dahin alles so posi­tiv lief und meine Stim­mung ent­spre­chend gut war, bin ich nach der Mitt­wochs­gruppe spon­tan am Jung­fern­stieg nicht um-, son­dern aus­ge­stie­gen und hab ein wenig Tou­ris­tin in der eige­nen Stadt gespielt. Es war sau heiß, es war voll, aber es ist eben auch ein­fach schön da am Was­ser. Und es tut mir gut, drau­ßen zu sein.

26-07-2024 Das Nichts

Es ist so ein­fach, sich fal­len zu las­sen in das Nichts. Viel zu einfach. 

“Ich muss ja nichts” war lange Zeit mein Man­tra, weil ich das bedrü­ckende Pflicht­ge­fühl abschüt­teln, das ewige Leis­tungs­den­ken los wer­den musste, weil ich mir end­lich erlau­ben wollte, ein­fach nur zu sein. Weil ich ler­nen musste, dass ich jemand bin, auch ohne etwas dafür zu tun. Die­ser Lern­pro­zess - die Daseins­be­rech­ti­gung nicht aus einer erbrach­ten Leis­tung zu zie­hen - ist immer noch nicht abge­schlos­sen, ich arbeite wei­ter­hin daran.
Aber inzwi­schen hat sich das “ich muss ja nichts” aus­ge­brei­tet zu etwas, das nicht gut ist. Es ist zu einer Aus­rede ver­kom­men, zu einer Pau­schal­er­laub­nis, wich­tige Dinge und auch sol­che, die mir gut täten, ein­fach zu las­sen. Ich weiß das und dass das auf Dauer nicht gut geht, aber ich lasse mich fal­len in das Nichts. Weil es so viel ein­fa­cher ist, als mich zu bewe­gen und los zu gehen und etwas zu ändern.

Ich habe Rücken­schmer­zen, ich will meine Haus­ärz­tin fra­gen, ob sie mir Phy­sio­the­ra­pie ver­ord­nen kann. Ich schiebe es weg, weil es doch nicht so wich­tig ist. Mein Dau­men­ge­lenk tut seit Wochen weh, es wird immer schlim­mer. Heute kann ich kaum etwas hal­ten damit, aber naja, was solls, ist ja nicht so wich­tig, dann nehm ich eben die andere Hand. Ich muss das ja nicht ändern, ich muss ja nichts.
Seit mei­nem Sturz vor über sie­ben Wochen hab ich unge­fähr zwei­mal die Woh­nung gesaugt. Inzwi­schen ist es hier nicht mehr nur stau­big, son­dern dre­ckig. Meine schöne Tas­ta­tur ist im Müll gelan­det, weil sie so ver­sifft war. Mein Schreib­tisch klebt und krü­melt und zum Glück funk­tio­niert im Bade­zim­mer nur eine der bei­den Lam­pen, dann fällt der Dreck auf dem Boden nicht so auf. Aber ich muss ja nichts machen, weil ja nur ich es sehe und solange ich nie­man­dem etwas davon sage, weiß es nie­mand. Und ich bin nicht so wich­tig. Ich rei­che mir nicht als Grund, etwas zu tun.
Ich hätte das Recht auf eine Haus­halts­hilfe, aber dann müsste ich mir und ande­ren ein­ge­ste­hen, dass ich nicht alleine zurecht komme. Dann muss ich lie­ber nichts.

So geht es grade mit allem. Ich bin so unfit wie noch nie, weil ich im letz­ten hal­ben Jahr dank Brille, Augen und Sturz kaum drau­ßen war, aber ist doch egal, dann ist es eben so. Wenn ich wirk­lich in eine Tages­kli­nik will, muss ich da anru­fen und einen Fra­ge­bo­gen aus­fül­len, aber ich muss das ja nicht, ich will das ja nur. Es wäre posi­tiv, wenn ich wie­der etwas frü­her auf­ste­hen würde, damit ich mehr Stun­den habe, in denen ich was tun kann (Dinge, die ich tun will), aber eigent­lich ist es auch egal, wenn ich bis Mit­tag oder län­ger im Bett bin. Ich würde ja nur wol­len, aber ich muss ja nichts.

Die­ses Nichts ist ein wat­te­wei­ches, bon­bon­far­be­nes klei­nes Biest. So leicht, so ver­lo­ckend, so gefähr­lich, denn hin­ter dem Quietsch­bunt lau­ert das schwarze Loch. Da ist dann aber wirk­lich nichts.

11-06-2024 Nicht mein Jahr

Ich glaub, ich hab es schon­mal erwähnt oder viel­leicht auch nur gedacht, weil ich ja schon seit Wochen nur im Kopf schreibe und nicht im Blog, also jeden­falls: die­ses Zwan­zig­vier­und­zwan­zig und ich, wir wer­den wohl keine Freun­din­nen mehr. Zu viele Steine und Knüp­pel, die da im Weg rum lie­gen. Zu viel abso­lut unnüt­zer Mist, der zu tra­gen und bewäl­ti­gen ist. Da lässt die Depres­sion natür­lich nicht lange auf sich war­ten und stürzt sich mit Freu­den mit­ten­rein. Ehr­lich gesagt würd ich die aber grade gerne län­ger neh­men, wenn ich sie tau­schen könnte gegen alle Schmer­zen und kör­per­li­chen Ein­schrän­kun­gen: mit der kenn ich mich wenigs­tens schon aus und weiß, dass ich nicht an ihr kaputt gehe.

Nein, die erste Hälfte von die­sem Jahr, auch wenn sie noch nicht ganz rum ist, war defi­ni­tiv nicht für mich gemacht. Da bleibt für die zweite Hälfte ver­dammt viel Poten­tial, wenigs­tens ein klei­nes biß­chen bes­ser zu werden.

Trotz­dem wei­ter gehen. Es hilft ja nix.

***

(Gefrus­tet geschrie­ben, weil ich am Mor­gen des 05.06. beim Gang zum Klo im Halb­schlaf hin­ge­fal­len bin und alles weh tut. Ich behaupte mal, es ist nichts gebro­chen, aber der ganze Hüft­be­reich wurde hef­tig geprellt und gestaucht. Jede Bewe­gung ist extrem schmerz­haft: bücken, heben, auf­ste­hen, hin­set­zen, selbst die Arme anzu­he­ben tut weh. weil da die Bauch­mus­keln noch mit­be­tei­ligt sind. Ste­hen und gehen geht kaum, sit­zen nur, wenn ich mich nicht bewege, im Lie­gen ist es erträg­lich.
Abge­se­hen von den Schmer­zen, die nur mit vie­len Ibus aus­zu­hal­ten sind, wirft das grade auch alle meine Pläne über den Hau­fen. Kein Tref­fen mit Frau R., keine Mitt­wochs­gruppe, kein Aus­flug nach Tra­ve­münde mit dem Hilfe-Dings. Den Ter­min für die neue Brille musste ich absa­gen und darum noch län­ger ertra­gen, dass ich nicht gut sehen kann. Alles schiebt sich wei­ter raus, wor­auf ich mich lang­sam wie­der gefreut hab. Die Kamera war­tet so drin­gend auf mich. Aus­flüge wollte ich machen, wenigs­tens so lange die Füße mich tra­gen, was ja eh nicht weit ist. So vie­les war­tet dar­auf, dass ich wie­der fit bin, vor allem auch men­tal. Die­ser blöde Sturz wirft mich wie­der aus der Bahn, im wahrs­ten Wort­sinn. Ich mag nicht mehr. Zwan­zig­vier­und­zwan­zig, du bist echt ein Arsch.)

(Das ein­zige, was an dem Sturz “gut” war: dass ich die Toch­ter fast jeden Tag gese­hen hab, nach­dem wir es vor­her so lange nicht geschafft hat­ten, uns zu tref­fen. Ich hab mich über­wun­den und sie um Hilfe gebe­ten, ob sie für mich ein­kau­fen kann. Das tat sie natür­lich gerne und selbst­ver­ständ­lich, meinte aller­dings, dass das mit dem Hin­fal­len des­we­gen trotz­dem lie­ber nicht zur Gewohn­heit wer­den sollte, nur damit wir uns sehen. Ich geb mir Mühe, mein liebs­tes Kind ;-))

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