- So viel Energie, wie ich brauche! So müde, wie ich immer bin! Ist ja echt nicht schön. - Naja, ich bin ja mit bald 64 inzwischen auch schon ein bißchen älter. - Ja, aber doch nicht _so_ alt. Wenn ich mir andere Mittsechziger:innen angucke, wie fit da viele sind. - Die sind dann vielleicht auch nicht krank. - Daran bin ich ja auch nicht ganz unschuldig. Hätte ich halt mal früher was gemacht. - Ja, schon, körperlich auf jeden Fall. Aber da kommt ja noch die Depression dazu und die HSP Geschichte und beides hab ich ja schon sehr lange, ohne dass es eine Diagnose gab oder überhaupt jemand das in Betracht gezogen hat. Ich musste eben damit zurecht kommen, aber ich hab dafür sicher auch für vieles einiges an Energie mehr aufwenden müssen und wenn dann nichts da ist, was die Energie zurück bringt, dann ist man eben mit 63 nicht mehr so fit wie andere. - Ja, das ist wohl so. Dann muss ich lernen, das zu akzeptieren. - Ich will mich nicht mehr verurteilen für das, was ich nicht (mehr) kann, sondern mich freuen über alles, was (noch) geht. Ich will gut zu mir sein, liebevoll und fürsorglich. Mich annehmen, mit allem - auch dem alten, müden Körper. Daneben gibt es ja weiterhin vieles, bei dem das Alter keine Rolle spielt. Außerdem hab ich jetzt Zeit. Dann geh ich eben 10 Minuten früher los oder mach langsamer, das stört ja niemanden. Und wenn ich mal wieder eine Weile überlegen muss, wie jemand/etwas heißt oder wann was war und was ich in der Küche grade nochmal wollte, dann komm ich doch irgendwann drauf und das ist die Hauptsache. Solange ich wach bin und interessiert und mich nicht abstumpfen lasse, ist doch eigentlich alles gut. - Ich sollte trotzdem versuchen, Sport zu machen den Verfall etwas aufzuhalten. - Ist ja gut, ich hab es verstanden.
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Bestandsaufnahme, von unten nach oben:
Rechter Fuß: chronische Sehnenscheidenentzündung (seit Februar 2013) Beide Füße: permanentes Kribbeln (links seit ca. 2021 oder 2022, rechts seit 2023) Linkes Knie: angerissener Meniskus nach Fahrradunfall (Juli 2020), eventuell inzwischen verheilt Beide Knie: Leichte Arthrose Linke Hand: permanente leichte Taubheit im kleinen und im Ringfinger Unterer Rücken: Schmerzen beim Stehen und Gehen Wirbelsäule: 2-fache Skoliose seit Jugend (herzlichen Dank an meine erste Flötenlehrerin, die nie meine schiefe Haltung korrigiert hat) Schultern und Nacken: verspannt bis in alle Ewigkeit (gefühlt schon immer) Kopf: in letzter Zeit wieder häufiger Kopfschmerzen, meistens nur auf der linken Seite; Drehschwindel Augen, beide: “Mouches volantes” oder auch Glaskörpertrübung (seit mind. 10 Jahren) Ohren: permanenter Tinnitus (seit ca. 2008) Übergewicht: ja Diabetes Typ II (seit 2015), erhöhte Cholesterinwerte
Manches ist nicht ständig spürbar, die Schmerzen in den Knien und im Rücken vor allem beim Gehen und Treppensteigen; vieles andere dagegen ist eben immer vorhanden. Ich drücke weg, so gut es geht, aber wenn der Schmerz mal wieder plötzlich in irgendwelche Gliedmaßen fährt oder der Tinnitus extrem laut brüllt und der Kopf sticht, dann wünsch ich mir ganz dringend ein “Repair Center” für Körperteile. Und dass ich mich früher um mich hätte kümmern können, aber das ist ja müßig.
Wenn ich die Liste angucke, versteh ich, warum ich mich manchmal furchtbar alt fühle. Aber immerhin bin ich noch da - meine Mutter hat ihren 63sten Geburtstag nicht mehr erlebt.
Angesichts der weltweiten Klimalage trau ich mich eigentlich nicht, über das Wetter zu jammern, aber das jetzt grade ist echt Mist. Zwei- oder dreimal gab es seit Sommeranfang ein paar Tage, so extrem heiß, dass es kaum auszuhalten war. In der restlichen Zeit aber Schweizer-Wollsocken-Kälte, Dauerregen, Sturm, wenig Sonne. Es ist nicht wirklich kalt, zum Glück, aber Sommergefühle kommen nicht auf. Dabei hätte ich die nach dem langen Winter wirklich gebraucht. (Ja, das ist egoistisch, ich weiß.)
Mein wilder Balkon ist inzwischen vom Wind zerfleddert und nicht mehr wirklich schön. Die vier anfangs so gut wachsenden Tomaten haben insgesamt weniger als 20 Früchte, von denen grade mal zwei ganz langsam rot werden. Dafür stehen die beiden großen Töpfe ganz schön im Weg. Der Oleander blüht noch toll, wirft aber nach und nach alle Blätter ab. Selbst wenn mal die Sonne für einen Moment scheint und es draußen vielleicht sogar halbwegs ruhig ist, mag ich da nicht gerne sitzen. Das hatte ich mir im Frühjahr auch anders vorgestellt.
Kann sein, dass ich zimperlich bin, aber wenn für den ganzen Tag Schietwetter angesagt ist, mag ich nicht wirklich was unternehmen und schon gar nicht weiter weg. Für die Regenjacke ist es zu warm, mit Schirm fehlt mir eine Hand zum fotografieren, patschnass mag ich auch nicht werden und irgendwelche Museen oder Ausstellungen, nur um raus zu kommen, sind einfach nicht meins. Wenn ich es nicht sowieso für die wöchentlichen Fahrten bräuchte, wäre es fast schade um das Deutschlandticket und den Ärger, den ich deswegen mit dem HVV hatte. Leider hab ich z.Zt. auch keine Termine von außen, die mich zwingen würden, raus zu gehen. Meine Bezugsfrau beim Hilfe-Dings hat vier Wochen Urlaub, die Mittwochsgruppe fiel zwischendurch aus, Therapie ist ja eh nur einmal im Monat …
So eine terminfreie Zeit ist zwischendurch durchaus gut, aber sie darf für mich nicht zu lange dauern, sonst zieh ich mich zu sehr ins Schneckenhaus zurück. Dann rede ich nicht mehr, mag nicht mehr schreiben / formulieren und höre auch auf zu denken, weil alles ins Leere geht. Ich schlafe viel zu spät und viel zu lang, bin dauermüde und völlig lustlos.
Und dann sitz ich hier und fang wieder an zu träumen. Gucke Wohnungsanzeigen durch, die Google Map immer daneben, stelle mir vor, wie es wohl woanders wäre. Ob ich in einer anderen Stadt mehr raus gehen würde als hier? Oder vielleicht auch nur am Anfang, bis es vertraut ist? Ich sehne mich nach gemütlichem Gehen, Schauen, Entdecken. Ich bin schon viel zu lange hier, in meinem ewig gleichen Sumpf. Es ist bequem, aber auch langweilig und ich hab nicht genug Lebensenergie, um alles alleine und nur aus mir selbst zu holen.
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Mein schwarzer Hund Igor findet das dagegen übrigens richtig gut. Für ihn sind das beste Voraussetzungen, damit er aus seiner Ecke gekrochen kommt und es sich neben mir gemütlich macht. Ich muss grade ziemlich aufpassen, dass es nicht in die falsche Richtung kippt. Zum Glück hab ich morgen Therapie und übermorgen macht das Hilfe-Ding einen Ausflug in den Wildpark und nein, Igor, du darfst wirklich nicht mit.
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5 Wochen seit ich den Reha-Antrag abgeschickt hab. Wie lange das wohl dauert, bis ich Nachricht bekomme?
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Ach, und was ich beim träumen und stöbern sah: die untere Wohnung in dem blauen Haus in FL kann man:frau sogar mieten. *hach*
(Posting zur anhaltenden Erinnerung von Mastodon hierher geholt und um einige Zeichen ergänzt.)
Als Eine, die in der zumeist asphaltierten Großstadt lebt, bin ich froh um die Natur, die ich hier von meinem Arbeitszimmer aus sehe. Die bald 50-jährige Platane vor unserem Haus ist gesund und verdeckt mit ihrem kräftigen Grün den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein das Haus gegenüber. Nicht so oft, aber immer mal wieder sehe und höre ich Vögel, die darin sitzen. Die Wildblumen, die Kräuter und die Wasserschale auf meinem Mini-Balkon locken jedes Jahr viele Insekten an. Im Hinterhof ist natürlich mehr los, aber ich freu mich, dass das auch an der Strassenseite möglich ist.
Gestern Abend war ich ganz besonders glücklich über einen überaus seltenen Besuch. Bei weit offener Balkontür hörte ich ziemlich nah etwas zwitschern. Als ich aufblickte, sah ich ein Dompfaff-Männchen, das auf meinem Balkon erst am Bambusstab der Tomaten rumkletterte, von da direkt in den fast verblühten Lavendel hüpfte, der auf dem Tisch steht, und sofort anfing zu knabbern. Wie froh war ich, dass ich erst kürzlich aus einem spontanen Gedanken heraus die Kamera griffbereit neben mich gelegt hatte!
Das kleine Kerlchen ließ sich überhaupt nicht stören, nicht mal, als ich aufstand und immer näher kam. Er guckte mich an mit seinen Knopfaugen, pickte dann wieder an den Blüten, guckte, drehte sich hin und her, turnte an dem Minzzweig, der sich in den Lavendel verirrt hat, und genoß sichtlich sein Abendessen. Und dann kam auch noch seine Gefährtin dazu, setzte sich neben ihn und war genauso wenig scheu wie er. Ich durfte sogar mit auf den Balkon kommen und sie ganz nah sehen. Das ganze dauerte über 20 Minuten. Ich schaute, fotografierte, ging einen Schritt weiter, schaute, fotografierte, ging noch näher, schaute … und hielt wahrscheinlich die meiste Zeit die Luft an. Ich bewegte mich so vorsichtig wie möglich, aber die Lavendelblüten schienen ihnen viel wichtiger zu sein als ich. Die Luft roch schwer danach - ob sie womöglich ein wenig berauscht waren davon? Irgendeine Bewegung von mir war dann aber doch zu viel und erst flog er, dann sie in die Platane. Dort saßen sie noch eine Weile, bevor sie ganz verschwanden. Und ich hatte den Rest des Tages ein glückliches Grinsen im Gesicht.
Die Fotos sind nur schnell aus der Hand gemacht, mit Teleobjektiv, aber ohne Stativ oder irgendwelche Hilfsmittel. Darum und weil es schon dämmerte, sind sie nicht 100% scharf (Photoshop hat ein bißchen nachgebessert), aber in diesem Fall stört mich das nicht. Irgendwann guck ich sie wieder an und freu mich über diesen wunderschönen Moment, der meiner Seele so gut getan hat.
Anfang Juli waren wir mit der Mittwochsgruppe im Speicherstadtmuseum und anschließend gemütlich Kaffee trinken. Weil das länger dauerte als eine normale Runde, fiel die Gruppe in der Woche darauf aus. Ziemlich spontan haben wir uns zu dritt zusammen getan und sind statt dessen einfach mal eben nach Flensburg gefahren - mit Deutschland- und Länderticket kein Problem. Ich wollte da ja sowieso schon ganz lange mal hin: zum gucken, aber auch ein bißchen mit der Frage im Hinterkopf, ob es sich da leben lassen könnte alternativ zu Hamburg.
So trafen wir - C., G. und ich - uns also am Mittwoch, den 12.07. um viertel vor zehn im Zug. Der Plan war, in Flensburg vom Bahnhof aus mit dem Bus zum ZOB zu fahren und ab da zu Fuß die Innenstadt zu erkunden: erst ein ganzes Stück am Wasser entlang bis zum Museumshafen, dann quer bis zum alten Stadttor und dort durch die Fußgängerzone zurück bis zum Bahnhof. Als wir aus dem Bahnhof kamen, stand da grade ein Bus, der wollte auch zum ZOB, akzeptierte aber das Schleswig-Holstein-Ticket von C. nicht und wollte auch dringend jetzt los. Wir schauten uns nur kurz an, ließen ihn fahren und machten uns zu Fuß auf den Weg. (Ich liebe es, wenn Kommunikation so einfach funktioniert!)
Dadurch kehrte sich allerdings die Reihenfolge unserer Tour um, was sich im Nachhinein aber als goldrichtig heraus stellte. C. und G. wollten sowieso am allerliebsten Schaufenster gucken und waren damit mehr als glücklich und beschäftigt. Ich hab es ja nicht so mit Konsum und Einkaufen und so, darum hab ich mich auf ungefähr ein Drittel der Läden beschränkt mit dem Gucken (Bücher, Schreibwaren, Geschirr und sowas darf dann schon sein) und in der restlichen Zeit fotografiert. Zwischendurch gab es kleine und größere Pausen auf Bänken, auf anderen Bänken und eine in einem Café mit leckerem Kaffee & Kuchen (und einem Klo). Erstaunlicherweise war ich absolut nicht genervt davon, dass ich oft auf die Beiden gewartet hab, was sonst eigentlich schnell der Fall ist. Die Stimmung war einfach so gut, das Wetter entgegen aller Voraussagen mit fast durchgängig Sonne und nur ganz kurzen Tröpfeleinheiten perfekt, das Lauftempo auf unser aller Bedürfnisse - sprich: auf gemütliche Langsamkeit reduziert und natürlich sind wir uns inzwischen so vertraut, dass wir total entspannt miteinander sein können.
Vom Bahnhof aus sind wir also zuerst ein ganzes Stück an großen Straßen längs gelaufen, bis wir endlich am Südermarkt ankamen. Da war tatsächlich grade Markt, nicht sehr groß, aber bunt und mit vielen regionalen Ständen - und zu C.’s großer Freude auch einer mit Fischbrötchen. Wir saßen eine ganze Weile am Rand im Schatten und schauten dem bunten Treiben zu.
Flensburg BahnhofFlensburg Südermarkt mit der St. NikolaikircheFlensburg SüdermarktFlensburg SüdermarktFlensburg SüdermarktFlensburg Südermarkt
Ab hier ging es dann fast schnurgerade den Holm entlang — wobei das mit dem “grade” eigentlich nicht stimmt, denn es war eher ein Zick-Zack-Weg von einem Geschäft zum nächsten bzw. einer Hausfassade zur anderen, immer hin und her von rechts nach links nach rechts. Dazwischen gab es idyllische sog. “Kaufmannshöfe” zu gucken, manche breit und öffentlich, z.T. mit Cafés, andere ganz schmal und intim.
Die historischen Häuser am Holm, in der Großen Straße und der Norderstraße sind einfach wunderschön. Liebevoll restaurierte und instand gehaltene Kapitäns- und Kaufmannshäuser säumen den Weg vom Süder- bis zum Nordermarkt. Den Anfang markiert die St. Nikolaikirche, das Ende die St. Marienkirche, beide mit den hohen Türmen weit zu sehen, dazwischen steht auf halbem Weg die dänische Heiliggeistkirche. Die Straßen sind breit genug, so dass man nicht dauernd über fremde Füße stolpert (in der Hochsaison wird sich das aber vermutlich ändern), an der schattigen Seite stehen viele Bänke und es gibt reichlich Cafés und Restaurants. Fahrrad fahren ist in der Fußgängerzone übrigens nur von 22:00 bis 10:00 erlaubt! Bei den wenigen, die sich nicht daran halten, merkt man auch schnell, dass das sinnvoll ist. In fast jedem Haus sind Shops, natürlich überwiegend von den üblichen Ketten, die man in jeder Stadt findet. Es gibt aber auch kleine, inhabergeführte und besondere Läden mit Dingen, die in Flensburg oder in der Region hergestellt werden. Auch wenn das Angebot riesig ist und fast überwältigt, hat eine zentrale Einkaufsstraße natürlich den Vorteil, dass man eben wirklich alles dort einkaufen kann und nicht in diverse Stadtteile fahren muss.
Unsere gute Stimmung wurde mit Sicherheit auch von der allgemeinen Atmosphäre in Flensburg beeinflußt. Ich hab in Deutschland selten eine Stadt erlebt, in der man als Fremde nett angelächelt wird und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder, scheinbar völlig grundlos. Naja, vielleicht waren wir drei “Grazien” auch ein lustiger Anblick und strahlten unsere gute Laune nach außen, aber die Freundlichkeit der Menschen auf der Straße war wirklich besonders. Es wird gesagt, dass das auch daran liegt, dass Flensburg ganz nah an Dänemark liegt und sogar eine eigene dänische Gemeinde hat. Und wer das Wort “hyggelig” kennt, kann sich vielleicht vorstellen, welche Wirkung das auf eine Stadt und ihre Bewohner:innen haben kann.
Flensburg HolmFlensburg HolmFlensburg HolmFlensburg HolmFlensburg HolmFlensburg HolmFlensburg Große StraßeFlensburg Große StraßeFlensburg Große StraßeFlensburg Große Straße mit Blick zur St. MarienkircheFlensburg Große Straße mit Blick zur St. MarienkircheFlensburg Große StraßeFlensburg Große StraßeFlensburg NordermarktFlensburg SchiffbrückstraßeFlensburg Brunnen auf dem NordermarktFlensburg NordermarktFlensburg NordermarktFlensburg NordermarktFlensburg NorderstraßeFlensburg NorderstraßeFlensburg NorderstraßeFlensburg NorderstraßeFlensburg Oluf-Samson-GangFlensburg NorderstraßeFlensburg NorderstraßeFlensburg NorderstraßeFlensburg Alter KaufmannhofFlensburg Alter Kaufmannhof
Ursprünglich hatten wir überlegt, auf der Norderstraße bis zum Ende am Nordertor zu gehen, aber auf dem letzten Stück war so gut wie nichts mehr los. Vor allem wurde uns bewußt, dass wir mittlerweile schon seit vier Stunden unterwegs waren (plus eine Stunde Kaffeepause) und den ganzen Weg ja auch irgendwie wieder zurück müssen, aber auf jeden Fall auch noch ans Wasser wollen. Die nächste Querstraße führte uns also nach rechts und direkt zum kleinen Museumshafen. Dort stehend geht der Blick erst über die Förde auf das gegenüberliegende Ufer mit den vielen Segelbooten, die dort im Hafen liegen und auf den Stadtteil Jürgensby, dann nach rechts zur Hafenspitze und auf die Altstadt. Das alles ist so hübsch wie auf Postkarten, nur in echt. Ein bißchen wie Hamburg, nur kleiner.
Flensburg MuseumshafenFlensburg Blick vom Museumshafen über die Förde nach Jürgensby mit der St. JürgenskircheFlensburg Museumshafen
Nach einer letzten Pause gingen wir am Wasser entlang zurück, genoßen die letzte Sonne und die milde Wärme. Die Füße waren müde gelaufen und wir beschloßen darum, von hier mit dem Bus zum Bahnhof zu fahren. Den Zug um 18:15 würden wir nicht mehr schaffen, der nächste fuhr eine Stunde später; also überbrückten wir die Wartezeit in einem Café und waren dann rechtzeitig um kurz vor sieben am Bahnhof. Bevor wir zum Gleis hoch gingen, wollte G. noch schnell eine rauchen - ist ja genug Zeit, dachten wir. Dass die Bahn mal eben den Fahrplan geändert hat und der Zug nach Hamburg schon um 19:06 abfuhr, merkten wir leider erst beim Blick auf dessen Rücklichter. Tja, da standen wir nun und mussten eine weitere Stunde irgendwie rumbringen. In die Stadt zurück lohnte sich nicht, am Bahnhof gibt es nichts außer den Bänken am Gleis. Aber jammern und meckern hilft ja auch nicht, also liessen wir uns unsere gute Laune nicht verderben und quatschten einfach weiter. Der nächste Zug war dann auch schon 20 Minuten vor der Abfahrt bereit, so dass wir in aller Ruhe einen Platz suchen konnten. Die Rückfahrt war entspannt wie alles an diesem Tag, die Sonne ging nordisch-gemächlich unter, wir waren glücklich, müde und albern und gute zwei Stunden später endlich zu Hause. Ein schönes Erlebnis gab es noch an der U-Bahn, die grade losfahren wollte, als ich die Treppe runter kam: ich dachte, ich hätte sie jetzt eh verpasst und ging in aller Ruhe weiter, da öffnete sich neben mir die Tür und ich konnte noch schnell einsteigen. Herzlichen Dank an den Fahrer, der mich gesehen hatte!
Auf dieser Karte kann, wer mag, unsere kleine Tour ansehen.
Und ich muss jetzt nachdenken. Ob das wohl eine Stadt zum wohnen und leben wäre für den Rest meiner Zeit? Dazu aber irgendwann mehr in einem extra Text.
Vielleicht ist das jetzt der Moment, wo es reicht. Eigentlich mag ich schon lange nicht mehr an diesem Ort sein, an dem mit Elon Musk ein Einzelner meint, alles bestimmen zu können - zumal der ja politisch und gesellschaftlich gesehen auf einer für mich völlig falschen Seite steht. Lange Zeit wollte ich dennoch bleiben, aus verschiedenen Gründen; ich schrieb im Oktober schon einmal darüber, mochte mich dem Thema aber eigentlich nie stellen und hab den Beitrag darum erst heute (nachträglich) veröffentlicht.
An erster Stelle steht natürlich meine “bekloppte” Bubble, die ich nicht verlieren will. Die ich morgens beim Frühstück lese, die ich schon so lange begleite, der ich mich zugehörig fühle und die mir immer wieder Mut macht und Auftrieb gibt, wenn es bei mir mal wieder dunkel ist. Auch wenn ich so gut wie niemanden live kenne und viele nichts von mir wissen, sind es doch die, die mir am Herzen liegen und ohne die ich nicht sein möchte.
Extrem wichtig sind für mich aber auch all die klugen Menschen aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft & Kultur, von denen ich so viel gelernt habe und die ausdrücken, was ich denke. Hier lese ich, was in der Welt geschieht und hier bekomme ich alle Infos, die ich brauche, um mir eine Meinung zu bilden. Vor allem deswegen werde ich meinen Twitteraccount vorerst nicht löschen.
Inzwischen gab es aber so viele Änderungen an Funktionen und Optik, die einzig dem Spieltrieb und Verdienst des Besitzers dienen (wobei der Verdienst, so ein Pech, leider wohl ausbleibt, weil sehr viele Unternehmen nicht mehr auf Twitter werben wollen) und einfach nerven. Der neueste Streich ist die Umbenennung von “Twitter” in “X”. Ein Thread von Linda Yaccarino(Nachfolgerin von Elon Musk als Chief Executive Officer von X Corp., dem Anbieter von Twitter) verheißt weitere Entwicklungen in eine Richtung, die ich nicht mehr mitmachen will.
Darum ist es jetzt wohl an der Zeit, mir diesen anderen Ort doch so gut wie möglich einzurichten. Seit letztem Oktober (doch schon) April 2022 hab ich dort einen Account, hab mich umgesehen und ausprobiert, eine Handvoll Menschen von Twitter gefunden und dem Ding immer wieder neue Chancen gegeben. Ich mag da immer noch einiges nicht, aber es gibt wenigstens nicht ganz so vieles da, das ich ausblenden muss, um mich nicht permanent aufzuregen. Kürzlich hab ich eine App für den Desktop gefunden, die es mir etwas leichter macht, weil sie das Mammut mit Hilfe eines Elches optisch in einen Vogel verwandelt. Ich bin ein visueller Mensch, ich brauche sowas.
Damit verändert sich jetzt ganz langsam auch mein Gefühl zu dem neuen “Fediverse” — die trotzige Abwehrhaltung weicht der Neugier. Ganz im Sinn von Open Software mache ich für mich daraus einen Ort, an dem ich mich wohl fühle, der vielleicht ein neues Zuhause wird. Ich nehme mir die Freiheit, bestimmte Begriffe zu ersetzen mit eigenen. Ich like, wenn ich etwas mag. Ich re-poste, was mir wichtig ist. Auch dort werde ich in meinem kleinen Tante-Emma-Laden stehen und Privates und Politisches schreiben und teilen. Nach und nach richte ich mich ein zwischen Listen, Filtern, Vorlieben und neuen Räumen. Ich bin glücklich über Jede*n, die*den ich dort aus meiner Familie wieder treffe und inzwischen auch gespannt auf neue Gesichter. Und vielleicht gewöhne ich mich ja allmählich sogar an ein paar dieser komischen Ausdrücke und finde raus, wie das da funktioniert.
(Es ist doch auch Tagebuch. MEIN Tagebuch. Es ist nicht wichtig, ob es jemand liest - es ist nur wichtig, dass ich es schreibe.)
***
Manchmal fällt mir ein, dass ich inzwischen näher an der 80 als an der 40 bin und dann fühl ich mich ganz schön alt. Mein Körper nickt dann an mit verschiedenen schmerzenden Stellen.
***
Vor langer Zeit schrieb M. eine Notiz für mich.
Wer am Ende wartet: nur die, die du sein sollst
und ich frage mich, ob da noch einmal eine gravierende Wendung kommt oder ob ich jetzt schon angekommen bin und wenn ja, ob ich denn damit schon einverstanden bin? Bin ich, obwohl doch anders als derzeit gedacht, die geworden, die ich sein sollte?
***
In meinem Herzen sehne ich mich nach nichts mehr als nach Zweisamkeit, Geborgenheit, Fürsorge. Nach einem Zuhause. Meine Seele aber ist eine Eremitin und eine Vagabundin, die nach einer Weile weiter wandern muss, wenn sie nicht findet, wonach das Herz sucht. Das ist die Ambivalenz, die mich schon mein ganzes Leben begleitet.
***
Was schön ist in diesem Jahr: die Wildnis auf meinem Balkon. Zum Sitzen bleibt nur wenig Platz, aber auch vom Schreibtisch aus genieße ich den Blick in meine grüne Oase.
Und: der Reha-Antrag ist weg. Daumen dürfen gedrückt werden.
Training for my summer body? Fuck no! I’m training for my old lady body. Dense bones. Strong muscles. A healthy heart. Good balance. Functional independence.
“Training für meinen Sommerkörper? Scheiße, nein! Ich trainiere für meinen alten Frauenkörper. Dichte Knochen. Starke Muskeln. Ein gesundes Herz. Gute Balance. Funktionale Unabhängigkeit.”
Ich bin noch nicht bereit, diesen Körper aufzugeben. Ein paar Jahre werd ich ihn noch brauchen.
So schade, dass ich den Trotz, den ich aufbringe, wenn ich etwas tun soll, was ich nicht will, nicht umdrehen und für mich verwenden kann. Zum Beispiel in Bezug auf das Gewicht: “mir doch egal, was die Folgen sind, ich ess den Rest jetzt auf” vs. “scheixx auf die Gelüste, ich ess das jetzt nicht”. Oder beim Ergometer, bei der Ins-Bett-geh-Zeit, beim Schreiben der Begründung für den Reha-Antrag.
***
Ich würde so gerne positiv denken. Das Gute als die Normalität sehen. Aber wenn die Zahl der okayen und schlechten Tage überwiegt, dann sind die guten eben immer nur die Ausnahme und reichen nicht aus, um die Sicht dauerhaft umzudrehen. So lange das so ist, werde ich immer eher und schneller im Graben landen als auf Berge zu steigen. Das Gute ist, dass ich inzwischen darauf vertrauen kann, dass ich aus dem Graben wieder raus finde.
***
Wie kann ich meine Vergangenheit hinter mir lassen, wenn ich jede Nacht davon träume? Wie kann ich den Einen los lassen, wenn er sich dauernd in meine Träume schleicht und mir dort gibt, für was er im Leben nicht bereit war? Ich weine wieder viel zu oft beim Aufwachen.
***
Anstatt mit dem Vergangenen abzuschließen, vergesse ich immer schneller in der Gegenwart. Grade noch hatte ich einen Gedanken im Kopf perfekt ausformuliert - kaum will ich ihn aufschreiben, ist er fortgeflogen. Wenn ich Dinge nicht sofort erledige, sind sie vergessen. In meinem Kalender stehen inzwischen Erinnerungen daran, dass ich etwas tun will. Werde ich alt? Oder habe ich in meinem Leben schon so viel gedacht, dass jetzt kein Platz mehr ist in meinem Kopf?
***
Ich wünsche mir eine KI, die die Gedanken aus meinem Kopf direkt hier in den Blog überträgt.
Mindestens zwei Monate war ich nicht mehr auf dem Ergometer. Übergroß der Widerwillen, das Gefühl, dass es doch sowieso nicht hilft. Dazu der Hass auf alles, was mit Sport & Leistung zu tun hat und natürlich auf meinen Körper mit dem verdammten Gewicht und den Schmerzen. Grade diesem Körper würde das Training gut tun, aber dann muss ich mich auch mit ihm beschäftigen und das versuche ich ja zu vermeiden. Katze - Schwanz und so. Ja, ist scheisse, weiß ich.
Gestern nachmittag hab ich mich drauf gesetzt. Ich dachte noch, dass die Batterien bestimmt leer sein würden, aber es funktionierte alles und der Computer in dem Ding hat mich wieder erkannt. Ich hatte mir vorgenommen, ohne Stress und Geschwindigkeit zu fahren, einfach so. Als wäre ich draußen in der Natur unterwegs. Hände weg vom Pulsmesser, auf keine der Anzeigen für Strecke und Tempo achten, nur ruhig und regelmäßig treten. 15 Minuten hab ich geschafft, dann war die Pizza fertig. Und naja, es war in Ordnung. Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass es Spaß gemacht hat, aber es war okay. Klar, ohne Anstrengung nützt es dem Körper nicht wirklich was, aber vielleicht hilft es, überhaupt wieder auf das Rad zu steigen, wenn ich es so langsam angehe. Und vielleicht werden die Schmerzen in den Knien damit schon ein bißchen weniger.
***
Danach dann die übliche Unterhaltung zwischen mir und der Stimme in meinem Kopf.
Ich: Hey, das war doch ganz okay. Stimme: Jaja. War ja auch nicht viel. Und du hast überhaupt nicht geschwitzt! So bringt das doch nix. Ich: Aber zum Wiedereinstieg war es gut! Ich bin jedenfalls stolz auf mich, dass ich es gemacht hab. Stimme: Stolz??? 5 km in 15 Minuten sind echt kein Grund, stolz zu sein! Und warte mal ab, wie lange du es diesmal durchhälst oder eben auch nicht. Wenn du irgendwann vielleicht mal 10 kg abgenommen hast, kannst du stolz sein, aber vorher doch nicht. Ich: … Stimme: Du weißt, dass ich Recht habe! Ich: … Stimme: … Ich: Weißte was, Stimme, ich war auf dem blöden Gerät, ich bin gefahren, also bin ich stolz auf mich und darf das auch. Verpiss dich doch einfach. Stimme: *grummel* Aber … Ich: Geh weg!
Interesse, das: Gefühl oder Einstellung, von etwas mehr wissen zu wollen.
***
Ich finde nicht zurück ins Schreiben. Den ganzen wachen Tag lang denke ich Sätze im Kopf, schreibe in Gedanken, was ich denke, formuliere hin und her, öffne immer wieder meinen Blog und am Ende steht hier doch wieder nichts. (Wen interessiert das schon, was ich so denke.)
So oft tippe ich Antworten auf Beiträge von anderen und lösche sie wieder, weil: ich will ja nicht stören, mich aufdrängen, ungebeten rein quatschen. Nur weil ich Menschen in den sozialen Medien folge, kennen die mich ja nicht. (Warum sollte die denn interessieren, was ich sage?)
Immer noch wundere ich mich immer wieder, dass es Menschen gibt, die mich anscheinend mögen und schätzen. Dass ich vollwertiger Teil der Mittwochsgruppe sein soll. Dass es jemanden wie D. gibt, die mich damals bewußt angeschrieben hat und mit mir Kontakt haben wollte und die jetzt beste Freundin ist, schon so lange. (Wer interessiert sich denn schon für mich?)
Immer schon lebe ich in der Angst, jederzeit verlassen werden zu können, weil jemand Besseres kommt. Dass ich als Freundin nur zur Überbrückung diene. Ganz nett zwar für eine Weile, aber nicht auf Dauer. So oft schon habe ich genau das erlebt. Ich bin eben nicht interessant, wichtig, klug, witzig, wegweisend, wasweißich. Ich bin nur ein kleiner Mensch, der nicht allein sein will.
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