15 Fragen für einen persönlichen Jahresrückblick
(Disclaimer: Die Fragen sind teilweise durch die bekannten Fragebögen von Max Frisch und Marcel Proust inspiriert.)
1 Wofür bist du dankbar?
Für die Unterstützung und Begleitung einiger Menschen auf meinem immer noch dornigen Weg. Ohne Euch würde die Option des Aufgebens so manches Mal in den Bereich des Möglichen rücken. Von Herzen Danke für Euch.
Für alles, was das Leben erträglich macht: Musik, Literatur in vielerlei Form, Natur, das Meer. Schreiben, lesen, sehen und weiterhin auf eigenen Füßen gehen zu können. Immer wieder etwas Neues zu lernen und Altes hinter mir zu lassen. Dass die Hoffnung nicht vergeht.
Aber auch dafür, dass ich trotz der immer heftiger werdenden Tendenz der aktuellen Politik nach ganz weit rechts immer noch Geld zum Leben zur Verfügung gestellt bekomme. Über die materielle Qualität dieses Lebens und das Ansehen von uns Bürgergeldbezieher:innen reden wir besser nicht, aber ich habe ein Dach über meinem Kopf und mein Schneckenhaus ist geheizt. Ich bin krankenversichert, mein ASP wird auch bezahlt und mit gewissen Einschränkungen habe ich immer noch genug zu essen im Kühlschrank. Wer weiß, wie lange das noch so sein wird angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung.
2 Was war in diesem Jahr deine Lieblingsbeschäftigung?
Schlafen.
Haha, ja, schon gut.
Eigentlich wie immer: Musik hören, lesen (soziale Medien, Blogs und so), schreiben, fotografieren, Filme und Serien gucken, Fotos bearbeiten, an Webseiten rumwerkeln. Irgendwie finde ich doch meistens was, was ich gerne mache, auch wenn ich inzwischen sehr oft sehr müde dabei werde.
3 Was war dein größter Fehler?
Dass ich gestern, am letzten Samstag des Jahres, unbedingt das Spanngummi am Bettlaken grade machen wollte und mir das blöde Ding so auf die Brille geknallt ist, dass das eine Glas zersplitterte und ich darum um 5 Uhr abends noch in die Stadt fahren musste, damit ich jetzt mit einer Ersatz-Not-Brille hier sitze, die nicht meinen eigentlichen Werten entspricht und darum müde Augen und Kopfschmerzen macht. Aber lieber nur halb gucken mit einer heilen Brille als gar nicht mit einer kaputten. Trotzdem: das Geld hätte ich gerne für andere Notfälle gespart.
4 Wann warst du glücklich?
Am Meer. Wenn ich mit meiner Familie (Tochter, Enkel, Tochterfreund) zusammen war. Als Freundin D. mich im Sommer besucht hat. Wenn es draußen warm, sonnig und trotzdem ruhig war. Beim Finden von neuer Musik.
5 Warum hast du das nicht öfter gemacht?
Weil das meiste davon nicht nur von mir abhängt. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich im Süden am Meer leben, in ruhiger Umgebung mit meiner Familie und Freund:innen in der Nähe. Nur das mit der Musik würde bleiben, wie es ist.
(Wenn ich keine Träume mehr habe, bringt mich unter die Erde, denn dann ist es vorbei.)
6 Was hat sich verändert?
Die Depression ist kleiner geworden. Sie ist nicht weg, drängt sich aber nicht mehr dauernd in den Vordergrund. Ich kann mich mehr auf das Außen einlassen, auf das, was um mich herum statt findet, auf andere Menschen, Ideen. Das macht mein Leben nicht leichter, aber anders.
7 Worauf bist du stolz?
Dass ich das selbst geschafft habe. Dass ich mich immer wieder auf mache, los gehe, probiere und an mir arbeite. Dass ich eben nicht aufgebe und immer noch jeden Tag aufstehe.
8 Wer waren in diesem Jahr die 3 wichtigsten Menschen für dich?
Die Tochter, Freundin D., die Seelenfrauen.
Außerdem sagt meine Stimmungs App, dass der Mittwoch dieses Jahr der beste Tag war und aufmerksame Leser:innen wissen, dass da meine Gruppe beim Hilfe-Dings statt findet.
9 Wissen diese Menschen das?
Ja.
10 Mit wem hättest du gern mehr Zeit verbracht?
Mit D., nachdem wir uns in den zweieinhalb Tagen so gut aneinander gewöhnt hatten 😉
Nicht mit, aber am Meer und in der Natur. Das muss noch viel mehr werden, weil es einfach gut tut.
11 Und mit wem weniger?
Mit all den rücksichtslosen, lauten, egoistischen Menschen da draußen.
12 Was hast du zum ersten Mal gemacht?
Nicht zum ersten Mal, aber sehr selten: jemandem gesagt, wenn mich etwas sehr gestört oder verletzt hat und das Ganze dann durch offene Gespräche gelöst. Das ist für mich immer noch keine Normalität und braucht sehr viel Überwindung.
13 Magst du dein Leben?
Nein, aber ich geb mir Mühe und nicht auf.
14 Was sind die drei wichtigsten Dinge, die du in diesem Jahr gelernt hast?
Einen sehr lange schmerzenden Teil der Vergangenheit los zu lassen. Dass ich sagen kann, wenn mich etwas stört und eine Freundschaft deshalb nicht vorbei ist. Dass ich Hilfe annehmen darf.
15 Mit welchem Satz lässt sich dein Jahr zusammenfassen?
Das geht noch besser, oder? (Ich bin so müde.)
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Mein Zitat des Tages, heute von Herrn Buddenbohm:
“Es ist kein Naturgesetz, dass man ständig mit zupackender Energie Lust auf seine Zeit haben muss, wenn sie sich doch einfach nicht anständig entwickelt.”