Gestern noch war alles gut.
In der Klinik angerufen und nachgefragt. Termin für’s Vorgespräch bekommen und damit ein Datum in Aussicht, wann es los geht.
Ein bißchen gearbeitet, ein paar gute Ideen im Kopf und diese nicht in Frage gestellt.
Ein schönes Telefonat, eine nette Begegnung im Treppenhaus, ein gutes selbstgekochtes Essen, ein lustiges Gespräch bei Twitter.
Die Nacht, der Schlaf okay, abgesehen von den üblichen chaotischen Träumen.
Der Morgen startet fröhlich mit einer Umarmung vom Kind und strahlender Sonne.
Und dann passe ich für einen kurzen Moment nicht auf und schon schleicht sich die Vergangenheit durch einen kleinen Spalt in die Gedanken und plötzlich hocke ich wieder weinend in der Ecke und sammle die Scherben auf.
Keiner will dich, keiner wird dich jemals wirklich wollen. Du bist es nicht wert.
Vertraue keinem, jeder geht irgendwann wieder, lässt dich zurück, wählt eine Andere. Du bist nicht genug, du wirst nie reichen. Du bist nur zweite, dritte, vierte Wahl.
Das ist, was mir die Vergangenheit beigebracht hat.
Wozu dann alles?
Achtsamkeitsübungen, um bei mir zu bleiben. Wozu? Lernen, mich selbst zu lieben, weil es kein anderer tut, Wozu? Kontakte knüpfen, Kommunikation üben, um nicht alleine zu sein. Wozu?
Es gibt keinen, der mich sieht, der mich meint, der mich will von sich aus. Schwester, Mutter, Nachbarin.… das bin ich, weil es die Rolle nunmal ist. Freundin bin ich nicht, weil ich dazu gewählt werden müsste, es aber keinen gibt, der mich wählen will. Der mich kennt, mich sieht, mich meint. Wozu dann also?
Für mich? Nein. Selbst wenn ich mir soviel wert wäre: es reicht nicht, wenn da kein anderer, kein Gegenüber ist. Es reicht auf Dauer nicht. Einsamkeit ist ein schlechter Antreiber: Einsamkeit zieht sich immer weiter in sich selbst zurück. Nicht gewollt, geliebt zu werden, macht unendlich einsam. Dass ich das schon mein Leben lang kenne, macht es nicht leichter.
Solange ich nicht daran denke, kann ich weiter existieren. Ich atme, esse, lache, rede, tu so als wäre alles in Ordnung und normal. Einen Tag nach dem anderen überleben, hinter mir lassen, abhaken. Solange ich existiere, muss sich niemand Gedanken machen.
Aber ich lebe nicht, ich überlebe nur. Und sammle von Zeit zu Zeit meine Scherben auf.