“Hör auf, dich dafür zu entschuldigen, dass du du bist.”
Dieser Satz begegnete mir heute auf Twitter und traf sofort einen Nerv.
So einfach kann es sein. Und das meine ich diesmal nicht ironisch. Im Gegenteil.
Warum sollte ich mich denn auch entschuldigen und vor allem: wofür? Dass ich unsicher bin, hochsensibel auf Stimmungen reagiere, blaue Augen habe, mit Fressanfällen meine innere Leere zugestopft habe, unsäglich müde bin? Dass ich nicht so gelitten habe unter unserer Kindheit wie meine anderen Schwestern, sondern anders? Dass ich nicht mehr funktioniere für diese Gesellschaft, sondern nach meinen eigenen Regeln und Bedürfnissen leben und arbeiten möchte, weil ich sonst auch für mich nicht mehr funktioniere? Dass ich so bin, wie ich (geworden) bin?
Wenn ich mich den Tag über beobachte, fällt mir auf, dass es kaum eine Situation gibt, in der ich mich nicht dafür entschuldige resp. rechtfertige,
- wer ich bin
- wie ich bin
- was ich mache
- warum ich etwas mache
- dass ich nicht anders bin
- dass ich etwas nicht getan habe
- dass ich nicht besser bin
- .…
Ich bin so daran gewöhnt, mich nicht in Ordnung zu finden, dass die innere Entschuldigung / Rechtfertigung automatisch und oft unbemerkt geschieht. Dabei gelten die Regeln der Bewertung nur für mich, niemals für andere. Nur ich mache etwas falsch, nur ich liebe zuviel, nur ich kann das alles nicht, nur ich bin so blöd.
Es braucht dazu noch nicht einmal ein Gegenüber, das mich in irgendeiner Art in Frage stellen oder bewerten würde: ich kann das ganz allein.
Und natürlich schaue ich schon mein Leben lang danach, was andere von mir erwarten (könnten), um nur ja nicht falsch zu sein, abgelehnt zu werden, missachtet zu werden. Gleichzeitig aber rebelliere ich gegen dieses Verhalten, weil ich ja irgendwo in mir weiß, dass es falsch ist und dumm und unnütz. Dieses Wissen und die Reaktion der Mitmenschen auf diesen Widerspruch bestätigt mich in meiner Annahme, dass ich falsch bin und blöd und nicht wert, geliebt zu werden.
Dieser Teufelskreis hat mich einsam und müde gemacht.
Ich möchte mich nicht mehr dafür entschuldigen, dass ich so bin. Ich möchte mich so gerne anerkennen, wie ich bin.