Ziemlich oft schon hab ich hier geschrieben, dass ich schlechte, verrückte, wirre und vor allem anstrengende Träume hatte. Heute war im Blog von Maximilian Buddenbohm ein Link zu einem Beitrag im Deutschlandfunk über verschiedene Schlafphänomene, von denen ich zwei ziemlich gut kenne. Ich weiß jetzt, dass diese Träume nicht an meiner blühenden Phantasie liegen, sondern sogar Namen haben. Das Wissen, dass ich damit nicht alleine bin, macht es nicht weniger doof, hat aber auch was beruhigendes.
Das eine Phänomen ist das “Exploding Head Syndrome” und drückt sich bei den meisten Menschen, die es erleben, als lauter Knall im Kopf oder als Explosionen und Lichtblitze vor den Augen aus. Es tritt bei mir selten auf und wenn, dann nur zwischen Wachen und Schlafen; es tut nicht weh oder sowas, ist aber sehr unangenehm und erschreckend. Meistens wache ich dann nochmal auf und brauche eine Weile, um wieder einschlafen zu können.
Das andere nennt sich “Epic Dreaming” und bedeutet, dass die Träume einerseits langatmig, ausufernd und manchmal dramatisch sind, andererseits aber auch durchzogen von Tätigkeiten oder Handlungen, die sich endlos wiederholen. Vor allem dauern sie gefühlt die ganze Nacht, man fällt nach jedem kurzen Erwachen (oder manchmal sogar nach einem Toilettengang im Halbschlaf) sofort wieder zurück in den Traum und fühlt sich nach dem Aufstehen total erschöpft und überhaupt nicht erholt.
Solche Träume kenne ich nur zu gut, den letzten dieser Sorte hatte ich grade eben in der vergangenen Nacht. Wieder einmal lief ich endlos durch die Gänge eines Gebäudes (mal ist es eine Schule, mal die Psychoklinik in Bad B.; beides sieht im Traum natürlich völlig anders aus als in der Wirklichkeit), fand den Raum nicht, wo ich hin sollte, stieg unzählige Treppen rauf und runter, eine Zeitlang in Begleitung der Tochter, dann wieder allein, aber überall waren wahnsinnig viele fremde Menschen und der, zu dem ich sollte, durfte mich nicht sehen. Diesmal kam zu allem sogar noch eine Schießerei im Matrix-Stil dazu, d.h. die Kugeln flogen nur so um mich herum, aber ich bin allen durch äußerst seltsame Verrenkungen ausgewichen.
Beim Aufwachen konnte ich mich an keinen anderen Traum als diesen erinnern und war so erledigt, als wäre ich wirklich die ganze Nacht kilometerlang gerannt.
Andere Szenarien sind bekannte oder fremde Städte, durch die ich endlos wandere, auf der Suche nach etwas, das ich im Traum selbst nicht genau weiß. Meistens sind es immer wieder die gleichen Städte - ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon durch Berlin und Lissabon gelaufen bin. Oder es ist ein labyrinthartiges U- und S-Bahn-System, bei dem ich das richtige Gleis suche, Fahrpläne zu hoch angebracht und in einer fremden Sprache beschriftet sind, Züge woanders halten als angekündigt und ich einfach nie da ankomme, wo ich hin will.
Eine weitere Variante, die ich vorhin vergessen hatte, ist: ich muss Tiere - meistens Mäuse oder Hamster, manchmal Katzenkinder - in riesiger Menge von einem Behältnis in ein anderes oder auch mehrere umsortieren, aber während ich das mache, brechen die ersten wieder aus und hauen ab oder gehen in den alten Käfig zurück und ich bin am verzweifeln, weil das einfach kein Ende nimmt und die Viecher nur so um mich rumwuseln und manchmal sterben und niemand hilft mir.
Und wenn ich mir das alles so angucke, dann ähneln sich alle diese Träume in zwei Punkten. Erstens: sie dauern die ganze Nacht und erschöpfen extrem, körperlich und mental.
Zweitens: ich habe ein Ziel vor Augen und komme nicht an oder schaffe es nicht.
Womöglich sollte ich das mal in die Therapie mitnehmen. Aber wenigstens hab ich jetzt einen Namen dafür, das ist ja auch was.
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Als ich darüber heute auf meinem sozialen Medium schrieb, bekam ich von Christian Tipps, wie ich solche (epischen) Träume lernen kann zu ändern. Sie klingen erstmal herausfordernd, aber gut und auf jeden Fall machbar. Ich denke, ich werde das versuchen.
(Nochmal Dank an dieser Stelle!)
Ich habe kurze Geschichten (als MP3) für Traumreisen, Geschichten, die aber irgendwo kippen (Sommertag kippt in schlimmes Gewitter o.ä.) und habe damit a) meine Phantasie geübt und b) in dem Moment des Kippens geübt, die Situation in der Phantasie zu steuern und vom äußeren Reiz (der Erzählerstimme zu lösen). Also zB in der Traumreise am Strand die Kontrolle zu übernehmen und in der Phantasie unter ein Dach/zum Auto zu gehen, auch wenn die Stimme noch was von Strand und Gewitter erzählt.
Außerdem habe ich im Traum – sicher hilfreich – Muster, die sich wiederholen. ZB lässt sich in meinen Träumen niemals ein Handy bedienen. Aus dem Wissen habe ich mir ein Einschlaf-Mantra gebaut: Wenn das Handy nicht geht, ist es ein Traum (einfacher Satz). Es gibt natürlich weitere Muster und weitere Mantren. Folge: Und wenn ich im Traum zur Handy-Nutzung komme, spreche ich im Traum „Es ist nur ein Traum, ich wache jetzt auf“. Funktioniert sehr oft.
Mit Imaginationen kenne ich mich ja gut aus und konnte früher schon Alpträume verändern oder beenden. Jetzt muss ich nur noch entsprechende Texte finden - oder ich schreib sie einfach selbst und lass sie mir vorlesen 😉
