Letzten Mittwoch (am 02.Juli) erwähnte Frau A., meine Bezugstherapeutin hier, dass es ja die Möglichkeit einer Verlängerung von zwei Wochen gäbe. Weil es am Ende der Stunde war und sie keine Zeit mehr hatte, wollen wir es beim nächsten Treffen besprechen. Das ist übermorgen, am Donnerstag. Seitdem überlege ich hin und her.
Der Verstand sagt, nimm mit, was du kriegen kannst. Das Herz hat Heimweh. Der Körper sagt, da geht noch mehr. Und ich bin einfach nur unfassbar müde von dem ganzen Input, der seit inzwischen drei Wochen auf mich einprasselt, auch wenn das alles wirklich richtig gut und hilfreich ist. Aber ich hätte eben zwei Wochen mehr Zeit, um an meinem Thema zu arbeiten und von allen Seiten anzugucken. Jetzt, wo ich sehe, worum es geht und wohin es geht *), wäre das bestimmt hilfreich. Hier habe ich die richtige, ablenkungsfreie Umgebung dafür, zuhause hab ich nur mich, aber kein Feedback. Ich wäre also eigentlich echt blöd, würde ich das Angebot nicht annehmen.
Aber noch hab ich ja zwei Tage Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen.
(Zu einer Mitpatientin sagte ich: “ich hab ein bißchen Angst, dass das nur so daher gesagt war und ich die Verlängerung doch nicht bekomme.” Ihre Antwort: “Wenn du Angst hast, dass es nicht klappt, hast du dich doch eigentlich schon entschieden, oder?”)
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Es ist schon ein seltsames Leben hier, so abgeschirmt. Ich gehe durch die Flure, durch das Haus, als wäre ich schon immer hier und als wäre es völlig normal, dass sich mein Lebensbereich auf das hier beschränkt. Ich treffe Menschen, die ich normalerweise nie und nirgends getroffen hätte. Ich höre Lebensgeschichten und erfahre von Befindlichkeiten, mit denen ich sonst nichts zu tun hätte. Wir sitzen in Schlabberklamotten in den Gruppenräumen und erzählen uns Dinge, die wir “draußen” nie und nimmer preis geben würden. Als würden wir uns schon ewig kennen und nicht in wenigen Wochen auf Nimmerwiedersehen auseinander gehen. Das macht was mit einem und wenn ich mir vorstelle, wie das von außen aussehen muss, müsste ich anfangen, irre zu lachen.
(Halte ich das wirklich noch vier Wochen aus? Oder bin ich vielleicht schon viel zu lange hier?)
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*) Mein Thema, das sich hier immer mehr zeigt, ist, heraus zu finden, wie ich mit Wut, Trotz und Zurückweisung umgehen kann, ohne mir und anderen zu schaden. Wie ich das alte Kindergefühl des Alleingelassen Werdens trennen kann von mir als Erwachsener und damit die erlenten Muster durchbrechen und neue Wege gehen. Wie ich meine für mich schädlichen Gefühle und Bedürfnisse regulieren und ändern kann und sie nicht mehr mit Essen jeder Art runterschlucken muss.
Heimweh könntest Du in “Vor-Freude auf Dein Zuhause” umswitchen, die dann noch 2 Wochen länger andauert 😉 Müde, erschöpft sein, overwhelmed, erschlagen… gibt’s auch kostenlos in der Heimat, nur- ohne See! - ohne, dass jemand anders “draufschaut” & ohne “Fluglotsen”. So eine Klinik-Bubble hat natürlich wenig-nichts mit Alltag zu tun, ist aber ja genau deshalb so aufgestellt, um Dich unabgelenkt auf DICH zu besinnen, um Deine Flugkoordinaten zu korrigieren/ optimieren…
Weiterhin viel Erfolge, Erfahrungen, Erkenntnisse, Erklärungen, Erreichungen & am E wie Ende Erinnerungen 🍀
Ach, ich denke, das Heimweh vergeht, wenn die Entscheidung mal getroffen ist. Ich bin ja auch gerne hier. Und ich bin bereits zum vierten Mal in einer Klinik und kenne die ganzen Seiten - die guten, die doofen und die anstrengenden.
Danke für die vielen E’s! 🙂