08-07-2025 Verlängerung?

Letz­ten Mitt­woch (am 02.Juli) erwähnte Frau A., meine Bezugs­the­ra­peu­tin hier, dass es ja die Mög­lich­keit einer Ver­län­ge­rung von zwei Wochen gäbe. Weil es am Ende der Stunde war und sie keine Zeit mehr hatte, wol­len wir es beim nächs­ten Tref­fen bespre­chen. Das ist über­mor­gen, am Don­ners­tag. Seit­dem über­lege ich hin und her.

Der Ver­stand sagt, nimm mit, was du krie­gen kannst. Das Herz hat Heim­weh. Der Kör­per sagt, da geht noch mehr. Und ich bin ein­fach nur unfass­bar müde von dem gan­zen Input, der seit inzwi­schen drei Wochen auf mich ein­pras­selt, auch wenn das alles wirk­lich rich­tig gut und hilf­reich ist. Aber ich hätte eben zwei Wochen mehr Zeit, um an mei­nem Thema zu arbei­ten und von allen Sei­ten anzu­gu­cken. Jetzt, wo ich sehe, worum es geht und wohin es geht *), wäre das bestimmt hilf­reich. Hier habe ich die rich­tige, ablen­kungs­freie Umge­bung dafür, zuhause hab ich nur mich, aber kein Feed­back. Ich wäre also eigent­lich echt blöd, würde ich das Ange­bot nicht annehmen.

Aber noch hab ich ja zwei Tage Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen.

(Zu einer Mit­pa­ti­en­tin sagte ich: “ich hab ein biß­chen Angst, dass das nur so daher gesagt war und ich die Ver­län­ge­rung doch nicht bekomme.” Ihre Ant­wort: “Wenn du Angst hast, dass es nicht klappt, hast du dich doch eigent­lich schon ent­schie­den, oder?”)

***

Es ist schon ein selt­sa­mes Leben hier, so abge­schirmt. Ich gehe durch die Flure, durch das Haus, als wäre ich schon immer hier und als wäre es völ­lig nor­mal, dass sich mein Lebens­be­reich auf das hier beschränkt. Ich treffe Men­schen, die ich nor­ma­ler­weise nie und nir­gends getrof­fen hätte. Ich höre Lebens­ge­schich­ten und erfahre von Befind­lich­kei­ten, mit denen ich sonst nichts zu tun hätte. Wir sit­zen in Schlab­ber­kla­mot­ten in den Grup­pen­räu­men und erzäh­len uns Dinge, die wir “drau­ßen” nie und nim­mer preis geben wür­den. Als wür­den wir uns schon ewig ken­nen und nicht in weni­gen Wochen auf Nim­mer­wie­der­se­hen aus­ein­an­der gehen. Das macht was mit einem und wenn ich mir vor­stelle, wie das von außen aus­se­hen muss, müsste ich anfan­gen, irre zu lachen.
(Halte ich das wirk­lich noch vier Wochen aus? Oder bin ich viel­leicht schon viel zu lange hier?)

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*) Mein Thema, das sich hier immer mehr zeigt, ist, her­aus zu fin­den, wie ich mit Wut, Trotz und Zurück­wei­sung umge­hen kann, ohne mir und ande­ren zu scha­den. Wie ich das alte Kin­der­ge­fühl des Allein­ge­las­sen Wer­dens tren­nen kann von mir als Erwach­se­ner und damit die erlen­ten Mus­ter durch­bre­chen und neue Wege gehen. Wie ich meine für mich schäd­li­chen Gefühle und Bedürf­nisse regu­lie­ren und ändern kann und sie nicht mehr mit Essen jeder Art run­ter­schlu­cken muss.

2 Kommentare

  1. Heim­weh könn­test Du in “Vor-Freude auf Dein Zuhause” umswit­chen, die dann noch 2 Wochen län­ger andau­ert 😉 Müde, erschöpft sein, over­whel­med, erschla­gen… gibt’s auch kos­ten­los in der Hei­mat, nur- ohne See! - ohne, dass jemand anders “drauf­schaut” & ohne “Flug­lot­sen”. So eine Kli­nik-Bubble hat natür­lich wenig-nichts mit All­tag zu tun, ist aber ja genau des­halb so auf­ge­stellt, um Dich unab­ge­lenkt auf DICH zu besin­nen, um Deine Flug­ko­or­di­na­ten zu korrigieren/ optimieren…
    Wei­ter­hin viel Erfolge, Erfah­run­gen, Erkennt­nisse, Erklä­run­gen, Errei­chun­gen & am E wie Ende Erinnerungen 🍀

    1. Ach, ich denke, das Heim­weh ver­geht, wenn die Ent­schei­dung mal getrof­fen ist. Ich bin ja auch gerne hier. Und ich bin bereits zum vier­ten Mal in einer Kli­nik und kenne die gan­zen Sei­ten - die guten, die doo­fen und die anstrengenden.
      Danke für die vie­len E’s! 🙂

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