08-07-2020 Mittwochsgruppe

Ent­we­der ich hab letzte Nacht super fest geschla­fen oder meine Ober­nach­barn lesen hier mit, jeden­falls bin ich nur 5 Minu­ten vor dem Wecker auf­ge­wacht. Das tat gut. 


Am Mit­tag dann los zur Mitt­wochs­gruppe, mit immer noch ordent­lich Hib­beln im Bauch. Immer­hin haben wir uns ewig nicht gese­hen und die letz­ten Tref­fen waren so, dass ich über­legt hatte, nicht mehr hin zu gehen. Nur weil meine The­ra­peu­tin der Mei­nung ist, dass mir Kon­takte zu “ech­ten” Men­schen gut tun wür­den, muss ich die Zeit nicht mit wel­chen ver­brin­gen, mit denen ich nichts gemein­sam hab oder die Che­mie ein­fach so gar nicht stimmt. Das waren aber genau die, die über den Win­ter noch übrig waren.

Und das war meine Befürch­tung für heute: dass genau die wie­der da sind. Ich nehm es mal vor­weg: waren sie nicht bzw. nur eine davon. Aber zum Glück waren auch drei andere Frauen da, näm­lich genau die, die ich sehr gerne mag, mit denen ich was gemein­sam hab, mit denen ich gut reden kann. Und anschei­nend beruht das auf Gegen­sei­tig­keit, wenn ich die herz­li­che Begrü­ßung und die Stim­mung rich­tig inter­pre­tiere. Mit der einen ande­ren Frau kann ich irgend­wie klar kommen. 

Die ein­ein­halb Stun­den waren dann gefühlt schnell vor­bei, aber den­noch ganz schön anstren­gend. Viel Aus­tausch, viel reden, so unge­wohnt viele Men­schen um mich rum, das ver­braucht ent­spre­chend viel Akku - im Moment noch mehr, als gleich­zei­tig auf­ge­la­den wird. Aber ich bin ganz hoff­nungs­voll, dass sich das wie­der ein­pen­delt mit der Zeit.


Danach dann schnell bei Rewe rein und mei­nen Gut­schein in Lebens­mit­tel umge­wan­delt, voll bepackt nach Hause gera­delt und aufs Sofa geplumpst. Naja, so war es jeden­falls geplant.
Lei­der haben die Ober­nach­barn die Ruhe von heute mor­gen am Nach­mit­tag dann wie­der wett gemacht mit ca. 2 Stun­den Getrap­pel und Getram­pel und Gerenne, weil zwei Müt­ter und ein Vater nicht in der Lage sind, mit zwei klei­nen Kin­dern mal eine Weile nach drau­ßen zu gehen, damit die sich da aus­to­ben kön­nen, aber immer­hin bin ich heute rela­tiv ruhig geblie­ben, als ich oben Bescheid gesagt hab, dass ich jetzt echt die Nase voll hab von dem Lärm und ich hoffe sehr, dass jetzt wie­der für ein paar Wochen Ruhe ist.


Am Mor­gen gele­sen: Eli­sa­beth Rank mit einem sehr schö­nen Text. Ich kann mich gar nicht ent­schei­den, was und wie­viel ich zitie­ren soll, ich mag ein­fach so so gerne, wie sie schreibt. Lest es, hier und dann wei­ter bei ihr.

Als ich mit S. vor dem Café sitze, stel­len wir im Gespräch fest, über wie viel es immer noch ent­setzt zu sein gilt und sich zu empö­ren. Man wird so müde davon, aber noch trä­ger wird alles, wenn wir damit auf­hö­ren. Wenn wir es nicht mehr bes­ser machen wol­len als die vor und neben uns. Ich bemerke in den klei­nen Momen­ten immer wie­der die Schief­la­gen, über die gro­ßen kann man sich gebüh­rend laut aus­las­sen, kniff­lig wird es dort, wo wir mit Gefüh­len argu­men­tie­ren und mit einer Erfah­rungs­welt, die zum Bei­spiel Män­ner häu­fig nicht nach­voll­zie­hen kön­nen, weil sie bestimmte Dinge ein­fach nie erlebt oder nicht ein­mal gese­hen haben. An der Stelle muss man sich immer wie­der selbst über­win­den und hin­tra­gen zu dem Punkt, an dem man trotz­dem etwas sagt, nach­fragt, erforscht, was pas­siert, wenn man anspricht, was man evtl. nicht mit sie­ben­hun­dert Fak­ten bele­gen, aber den­noch mit einem ungu­ten Gefühl bezeu­gen kann. Denn so, glaube ich, funk­tio­niert die Annä­he­rung an etwas, das sich ändern muss, und an das Ziel die­ser Änderung.

http://mevme.com/lizblog/everything-you-say-has-water-under-it/

07-07-2020 Hibbelig

Bes­ten Dank an meine rei­zen­den Ober­nach­barn: das mit dem Wecken klappt ja wie­der her­vor­ra­gend. Nur mit der Uhr­zeit muss bei Euch da was falsch ange­kom­men sein. Ich hatte eigent­lich zehn Uhr gemeint, nicht halb acht. Und auch den Klin­gel­ton mit dem Vogel­ge­zwit­scher hatte ich mir irgend­wie anders vor­ge­stellt. Kön­nen wir das mor­gen viel­leicht noch­mal ver­su­chen? Mit etwas weni­ger Geschrei und Getram­pel? Danke, das wär toll.


Aber wenn ich dann schon wach war, konnte ich ja auch auf­ste­hen und heute erle­di­gen, was ich der Toch­ter ver­spro­chen hatte.

Nur so rich­tig fün­dig bin ich immer noch nicht gewor­den. Im Prin­zip suche ich nach einer kos­ten­freien oder güns­ti­gen Lösung für ihre Kun­den­ver­wal­tung; gerne mit Kalen­der / Ter­min­pla­nung, Auf­ga­ben, Rech­nungs­ver­sand und wenn sie dann noch Mails ver­schi­cken könnte vom glei­chen Ort, wäre das sehr effi­zi­ent. Immer­hin hab ich schon gelernt, dass sich das “CRM” nennt: Cus­to­mer-Rela­ti­onship-Manage­ment. Bloß sind die gan­zen Sys­teme, die es da gibt, ent­we­der zu teuer, zu unüber­sicht­lich, zu unfle­xi­bel oder nur auf Eng­lisch. Und das eine, das den Anfor­de­run­gen eigent­lich ent­spricht, ist so umfang­reich, dass ich Monate brau­chen werde, um es auf das Mini­un­ter­neh­men der Toch­ter run­ter zu schrau­ben. Das ist grad echt frustrierend. 


Ande­rer­seits hat mich die Beschäf­ti­gung damit schön abge­lenkt von dem, was da im Inne­ren schon wie­der rumort. Nach 5 Mona­ten Pause wird sich mor­gen die Mitt­wochs­gruppe vom Hilfe-Dings näm­lich wie­der tref­fen. Und ich hib­bel rum wie beim ers­ten Mal.
Wer­den von den net­ten Frauen wel­che da sein oder hock ich wie­der mit denen alleine, die ich nicht beson­ders mag? Haben die neuen Lei­te­rin­nen sich ein neues Kon­zept über­legt und wer­den damit alle ein­ver­stan­den sein? Hof­fent­lich wird es kein Bas­tel-Kaf­fee-Klön-Kränz­chen mit Mal­e­fiz und Weih­nachts­lie­dern.
Ich würde mir sehr wün­schen, dass wir auch mal über “ernst­hafte” The­men reden, die uns wirk­lich betref­fen. Immer­hin haben wir alle einen ähn­li­chen Grund, warum wir diese Hilfe erhal­ten. Ich brauch keine The­ra­pie­gruppe - obwohl: doch, eigent­lich wäre das schön, aber die Lei­te­rin­nen sind dafür nicht aus­ge­bil­det - aber ein Aus­tausch über uns, über All­tags- oder spe­zi­elle Pro­bleme wäre nicht schlecht. Mal zu fra­gen, wie die ande­ren was machen, wie es denen geht, viel­leicht hat eine einen Tipp, den eine andere brau­chen kann. Sowas eben. Aber ob das geht mit all den Frauen dort? Ob die Wün­sche über­ein­stim­men? Und wie­viele Kom­pro­misse bin ich bereit, einzugehen?

Und über­haupt: nach so lan­ger Zeit fast alleine wie­der mit halb­wegs frem­den Men­schen zusam­men sein! Wo ich Men­schen doch eigent­lich gar nicht mag …

06-07-2020 Nichts getan - oder vielleicht doch?

Eine Nacht, die so kusche­lig gemüt­lich und voll mit net­ten Träu­men ist wie meine letzte, muss nicht zwin­gend enden, nur weil ein Wecker klin­gelt, der nur gestellt wurde, um einen selbst aus­ge­dach­ten Ryth­mus ein­zu­hal­ten. Finde ich.


Auf Twit­ter geht’s wie­der rund, weil dumme Poli­ti­ker (nicht gegen­dert) aus dem Wirt­schafts­be­reich mei­nen, dass zu wenig ein­ge­kauft wird, weil die aktu­ell immer noch zu tra­gen­den Mund-Nasen-Schutze “den Spaß am Shop­pen neh­men”. Die Idio­ten “ich lass mir doch meine Frei­heit nicht neh­men und vor­schrei­ben was ich zu tun hab” fei­ern das natür­lich und rot­zen ihren Müll unter jeden Kom­men­tar.
Jaja, ich sollte es bes­ser wis­sen. Dann wächst eben meine Block­liste, was soll’s.


Ich bin zur Zeit nicht wirk­lich pro­duk­tiv, aber dann denk ich inzwi­schen öfter, dass das doch auch okay ist und ich nichts schaf­fen muss, was irgend­ei­nen Mehr­wert für irgend­wen hat, solange es mir dabei gut geht. Ich hab kei­nen bezahl­ten Job, ich muss nichts lie­fern, ich muss - nein, ich darf nach mir gucken, was ich kann und was nicht und was ich möchte oder nicht. Ich tu nie­man­dem weh, wenn ich so lebe.

Und: was heißt “pro­duk­tiv” über­haupt? Warum ist es so schreck­lich wich­tig, am Ende des Tages sagen zu kön­nen “ich hab was geschafft”? Und wer defi­niert, was dazu zählt und was nicht? Wenn ich keine Liste abar­beite, die ver­spro­che­nen Dinge für die Toch­ter erle­dige, mei­nen Haus­halt mache etc., dann heißt das in unse­rer Gesell­schaft (und ja, oft genug noch immer auch in mei­nem Den­ken), dass ich nichts tue. Aber das ist eigent­lich Quark, weil die­ses Nichts, das ich tue, ja auch Tun ist. Lesen, Nach­den­ken, blog­gen, Blu­men auf dem Bal­kon zup­fen, mich ver­sor­gen, mit der liebs­ten Freun­din schrei­ben … all das tue ich und es tut mir gut. Nur das zählt wirk­lich. Der Maß­stab bin nur ich selbst in die­sen Dingen.


Was ich heute u.a. gele­sen habe: Das Mikro­aben­teuer der Freun­din in groß und in Farbe, bei dem auch ganz wun­der­bare brum­se­lige Kühe vorkommen.

05-07-2020

Ges­tern Nacht noch Net­flix geguckt und rum­ge­dad­delt, irgend­wann sehr müde ins Bett - und wach. Hell­wach. Dabei aber immer noch hun­de­müde. Ein Zustand, den ich ver­ab­scheue. Aber es hilft dann meis­tens nichts ande­res, als wie­der auf­zu­ste­hen, mich anzu­zie­hen und mit dem Tablet aufs Sofa. Lesen, spie­len, rich­tig müde wer­den.
Gegen halb fünf war es dann end­lich soweit und dann klappte es auch irgend­wie mit dem Schla­fen - vor allem, nach­dem der Lütte von oben nach dem Früh­stück end­lich raus durfte und damit das Getram­pel über mir auf­hörte. Ent­spre­chend bin ich erst gegen 2 am Nach­mit­tag auf­ge­stan­den und muss in den nächs­ten Tagen ver­su­chen, den Ryth­mus wie­der wenigs­tens auf mein Nor­mal zu brin­gen.
Nein, schön geht anders. Aber ande­rer­seits: es zwingt mich ja nix und niemand.

Wenn die Nacht so blöd war, dann geht halt auch den Tag über nicht wirk­lich viel. Haken wir das also ab unter “ist eben so”.


Und dann seh ich im Vor­über­ge­hen eine Todes­nach­richt mit einem aus alten Zei­ten ver­trauen Namen *) und mir wird wie­der klar, wie alt ich bin und dass sol­che Nach­rich­ten nun näher kommen. 

(Mat­thias Kaul, Schlag­zeu­ger und Kom­po­nist, Ehe­mann von Astrid Schme­ling, mei­ner Flö­ten­do­zen­tin am Kon­ser­va­to­rium, lebens­fro­her, lie­bens­wer­ter und unfass­bar krea­ti­ver Mensch. Ich bin traurig.)

04-07-2020 Erdbeermarmelade und Twitteraufreger

Rela­tiv gut geschla­fen, viel­leicht ein klei­nes biß­chen kühl nur mit Bett­be­zug ohne Decke, aber lie­ber so als schwit­zen. Im Traum konnte ich flie­gen und hab rie­sige Wel­len in Por­tu­gal foto­gra­fiert, das war schön.


Auch schön ist, dass ich die Erd­bee­ren ges­tern noch ver­ar­bei­tet hab und es darum heute leckere Mar­me­lade aufs Früh­stücks­bröt­chen gab. Noch bes­ser ist, dass es die mor­gen auch wie­der gibt und über­mor­gen und so lange, bis die 3einhalb Glä­ser leer sind und inzwi­schen wird es sicher noch mehr Erd­bee­ren zu klei­nem Preis geben. Und dann kom­men ja noch Johan­nis­bee­ren und Kir­schen und Pflau­men und ich liebe den Som­mer, weil ich dann Mar­me­lade kochen kann mit ganz ohne Zucker, hab ich das eigent­lich mal erwähnt?


Nach dem Früh­stück war dann auch die Wäsche bereit zum Auf­hän­gen und meine Ver­nunft brüllte mir ins Ohr, dass das Staub­saugen nur 10 Minu­ten dau­ert und das Bad ja auch ganz schnell geputzt ist und jeden­falls ist es hier wie­der sau­ber sau­be­rer als vor­her und ich bin zufrie­den. Vom Boden kann immer noch nicht geges­sen wer­den, aber ich meine, wer will denn schon vom Boden essen?


Und dann musste ich mich auf Twit­ter noch kurz auf­re­gen und wie­der­mal wun­dern, obwohl ich es doch bes­ser weiß, weil sich das alles sicher nicht mehr ändern wird in der Zeit, in der ich es noch mit­krie­gen werde, weil Män­ner *) sich so unglaub­lich lang­sam bewe­gen und schon gar nicht, wenn es um ihre Vor­machts­stel­lung geht und darum, den klei­nen dum­men Frauen zu zei­gen, wer hier immer noch das Sagen hat.

*) Jaja, nicht alle Män­ner, schon klar.

Da hat so ein Typ, irgend­was um die 30, angeb­lich im Zuge einer Pod­cast-Recher­che, sich mal mit der Anti-Baby-Pille beschäf­tigt und fragt dar­auf­hin, ob sich eigent­lich schon­mal jemand den Bei­pack­zet­tel durch­ge­le­sen hätte und warum Frauen so selbst­ver­ständ­lich so einen Mist neh­men wür­den.
Abge­se­hen davon, dass es ers­tens tau­send Gründe gibt, warum Frauen die Pille neh­men und unzu­ver­läs­sige, faule, ego­is­ti­sche Män­ner nur einer davon sind, dass zwei­tens diese Frauen natür­lich (hoffe ich wenigs­tens) Bescheid wis­sen über die Neben­wir­kun­gen und drit­tens die ganze Ver­hü­tungs­ge­schichte bis hin zu (gewollt oder nicht) Schwan­ger­schaft etc. auch 2020 noch haupt­säch­lich Frau­en­sa­che ist, regt mich ein­fach auf, dass ein Typ sich selbst so dafür fei­ert, dass er was über ein Frau­en­thema her­aus­ge­fun­den hat und meint, er wäre der erste und ein­zige und die Offen­ba­rung schlecht­hin und alle müss­ten ihm dank­bar sein, obwohl wir schon seit 100 Jah­ren dar­über reden und sie ein­fach nur hät­ten zuhö­ren müs­sen. Und wenn ihnen das gesagt wird, kommt immer “Hey, ich bin doch hier der Gute! Ich spre­che doch für euch!” Klar, Dude, weil wir das ja nicht kön­nen. Und zu blöd zum Lesen sind wir auch.

Das erin­nert mich wie­der an diese Sache neu­lich von den “Komi­kern” Joko und Klaas, die ihre 15 Minu­ten Sen­de­zeit groß­zü­gig den Frauen über­las­sen haben, um mal zu zei­gen, wie abso­lut scheisse Frauen im Inter­net und im rea­len Leben behan­delt wer­den. Als ob wir nicht seit Ewig­kei­ten Tag für Tag dar­über reden und schrei­ben. Aber erst wenn so zwei Typen es sagen, wird es wahr und gehört. “Echt, so krass ist das? Hätt ich nicht gedacht. Wie gut, dass J&K das mal deut­lich gesagt haben!” Ja, bes­ten Dank auch für nichts.
Ich bin so müde. Ich bin es so leid. Und wun­dern sollte es mich eigent­lich nicht mehr.


Noch was Schö­nes zum Ende, weil es das braucht. 

Schrei­ben, so viel steht fest, ist eine wirk­lich abge­fah­rene Sache. Ich freue mich jeden­falls, irgend­wann wie­der Geschich­ten zu schrei­ben, das wird sehr unter­halt­sam – also zumin­dest für mich. 

https://www.buddenbohm-und-soehne.de/2020/07/04/wie-in-einem-buch/

Ich gehe davon aus, dass es dann auch für uns Leser:innen unter­halt­sam wird, denn das ist bei Herrn Bud­den­bohms Geschich­ten ja immer so. Ich freu mich jeden­falls dar­auf und in der Zwi­schen­zeit täg­lich über sei­nen Blog.

03-07-2020

Wenn ich es wirk­lich schaffe, hier (so ziem­lich) jeden Tag zu schrei­ben, muss ich irgend­was mit den Bei­trags­ti­teln über­le­gen. Heute zum Bei­spiel könnte ich eigent­lich schon wie­der “müde” drü­ber schrei­ben, aber das wird ja irgend­wann langweilig.


Gut geschla­fen, aber - wie gesagt - müde bin ich immer noch.
Wenigs­tens hab ich den Wochen­ein­kauf hin­ter mich gebracht; das drin­gend nötige Staub­saugen hab ich dann aber auf mor­gen ver­scho­ben, alle mög­li­chen Stel­len im Kör­per pro­tes­tier­ten vehe­ment. In der Küche war­ten jetzt noch 1,5 Pfund Erd­bee­ren dar­auf, geschnib­belt und zu Mar­me­lade ver­kocht zu werden.


Lidl hat anschei­nend dem Coro­na­vi­rus Haus­ver­bot erteilt, anders kann ich mir nicht erklä­ren, warum die Mitarbeiter:innen durch die Bank alle ohne MNS rum­lau­fen (wäh­rend sich die Kund:innen übri­gens alle daran hal­ten - heute sogar alle voll­stän­dig, also auch über die Nase).
Ich merke, wie ich abstumpfe. Dass es mir immer öfter egal ist, wie ver­ant­wor­tungs­los und dumm die Leute sich ver­hal­ten. Dann sol­len sie sich doch gegen­sei­tig anste­cken, es küm­mert mich nicht mehr. An mir liegt es nicht: ich trage den Schutz, ich halte Abstand, ich bleibe zuhause, ich nehme das Ding ernst. Ich schütze damit auch die Idio­ten, die das alles nicht tun. Aber ich hab kein Mit­leid mit ihnen und all­mäh­lich kann ich auch nicht mehr wütend sein.

Ich dachte aller­dings auch, dass die 5. Phase sich anders anfühlt. Bes­ser, pro­duk­ti­ver irgend­wie. Mit mehr Aus­sicht auf das, was “das neue Nor­mal” genannt wird über­all. Es wäre schön gewe­sen, hätte sich auch im Bewußt­sein der All­ge­mein­heit - der “da oben” und den “nor­ma­len” - zum Posi­ti­ven ver­än­dert. Aber es sind eben doch nur Men­schen und die meis­ten sind sich selbst am nächs­ten. Nein, ich erwarte nicht mehr viel.

02-07-2020 Müde

Zu spät ins Bett. Wilde Träume, unru­hi­ger Schlaf, 15 Minu­ten vor dem Wecker aufgewacht.


Don­ners­tag ist The­ra­pie­tag. Keine ande­ren Ter­mine an Don­ners­ta­gen, nur kurz bei Aldi rein auf dem Rück­weg, nor­ma­ler­weise gibt es da zwei Crois­sants (eins für gleich, eins für das Früh­stück am Frei­tag) und wenn noch was Fri­sches gebraucht wird. Heute gab es weder noch, schade eigentlich.


The­ra­pie­tage sind ganz oft müde Tage, haupt­säch­lich danach. Nicht nur psy­chisch und im Kopf, son­dern tat­säch­lich auch kör­per­lich. Manch­mal steh ich dort vom Stuhl auf nach den 50 Minu­ten und wiege plötz­lich 5 Ton­nen. Der Kör­per ist schwer, als hätte ich die ganze Zeit Sport gemacht und nicht ein­fach nur in mei­nem Inners­ten gewühlt, diverse Ver­gan­gen­heits­ge­schich­ten aus­ge­gra­ben und unzäh­lige Steine umge­dreht dafür. Ähm, warte mal …
Und so schlurfe ich heute vom Schreib­tisch zum Sofa in die Küche zum Online­lie­fer­dienst zur Tür zum Sofa. Müde.


Nach der heu­ti­gen hab ich jetzt noch 25 Stun­den übrig. Urlaub und Fei­er­tage ein­ge­rech­net wird die The­ra­pie also vor­aus­sicht­lich Anfang 2021 zu Ende gehen. Wir über­leg­ten heute, die letz­ten 10 Stun­den nur noch alle 2 Wochen zu machen, um mich lang­sam zu ent­wöh­nen.
Danach gibt es noch eine Mög­lich­keit für Gesprä­che, das muss ich Frau S. aber noch­mal genau fra­gen (die Info passte nicht mehr in mei­nen Kopf).

Es sind noch lange nicht alle The­men bear­bei­tet, aber im Rück­blick sehe ich, dass sich schon viel ver­än­dert hat in den letz­ten zwei Jah­ren. Dar­auf bin ich stolz. Und wenn ich es mal nicht sein kann, hat Frau S. meine Erlaub­nis, stell­ver­tre­tend für mich stolz zu sein.


Eine Idee, an der noch wei­ter zu den­ken ist: gezielt nach Kli­ni­ken für Ess­stö­rung zu suchen. Mir auch in die­sem Bereich Hilfe zu holen. Weil ich es wert bin?

01-07-2020 Lazy rainy wednesday

Eine blöde Nacht war das. Gefühlt stun­den­lang der glei­che Traum, der sich sogar über jedes kurze Auf­wa­chen hin­weg fort­setzte. Lei­der auch die Kopf­schmer­zen, weil ich ver­mut­lich wie­der­mal krumm und schief im Bett lag. Zum Glück ver­geht das meis­tens schnell nach dem Aufstehen.

Aber da heute nicht wirk­lich was auf der Liste stand, hab ich es ruhig ange­hen las­sen. Lange auf Twit­ter, in Zei­tun­gen und Blogs gestö­bert, mich trei­ben las­sen von hier nach da, Links gefolgt, schöne Musik (s.u.) gefun­den … Ich brau­che sol­che Tage, sie fül­len den Akku auf.


Einer der besag­ten Links führte zu einem ZEIT-Arti­kel vom Februar 2019 über intro­ver­tierte Men­schen im Job, der aber nicht nur da zutrifft, son­dern über­haupt im Leben. 

“Wis­sen­schaft­ler gehen davon aus, dass es zwi­schen 36 bis 50 Pro­zent der Men­schen so geht wie mir: Sie sind intro­ver­tiert. Extro­ver­sion (oder wis­sen­schaft­lich: Extra­ver­sion) und Intro­ver­sion sind die bei­den Pole eines mitt­ler­weile recht gut erforsch­ten Per­sön­lich­keits­merk­mals. Der Psy­cho­loge Carl Gus­tav Jung schrieb, Intro­ver­tierte seien von der inne­ren Welt der Gedan­ken und Gefühle ange­zo­gen, Extro­ver­tierte von der äuße­ren Welt der Men­schen und der Akti­vi­tät. Intro­ver­tierte ver­su­chen, das Leben zu ver­ste­hen, Extro­ver­tierte stür­zen sich hin­ein. Intro­ver­tierte schöp­fen ihre Ener­gie aus dem Allein­sein, wäh­rend Extro­ver­tierte am bes­ten unter Men­schen auf­tan­ken kön­nen. Dabei gilt: Intro- und Extra­ver­sion sind ein Spek­trum. Es gibt die Extreme an bei­den Enden – und dazwi­schen ganz viele Nuancen.”

Zufäl­li­ger­weise begeg­nete mir einige Stun­den spä­ter ein ande­rer Bei­trag zu Intro­ver­tiert­heit und dort wie­derum gibt es einen Test, um her­aus zu fin­den, ob man:frau intro­ver­tiert ist. Was soll ich sagen: 19 von 20 Punk­ten sind ziem­lich ein­deu­tig, oder?
Nur falls sich jemand wun­dert, dass ich so oft an meine Grenze komme, wenn ich mit Men­schen zu tun habe.

Letzte Woche im Bus zur The­ra­pie hab ich mich wie­der daran erin­nert, dass ich für sol­che mich stres­sende Situa­tio­nen doch eine super gute Res­source habe, die ich nur kon­se­quent anwen­den muss: mei­nen inne­ren siche­ren Ort. Den hab ich mir im Laufe der Jahre so gut ein­ge­rich­tet, dass er mir viel Schutz gibt, wenn wie­der­mal zu viele fremde Men­schen um mich herum sind, denen ich nicht aus­wei­chen kann. Ich muss nur recht­zei­tig daran denken.


Ges­tern Nacht noch las ich auf Twit­ter einen Bei­trag, der mich ziem­lich geär­gert hat. Min­des­tens genauso sehr ärgert es mich, dass ich nichts dazu geschrie­ben habe. Ich sollte es tun und trau mich nicht, auch wenn es eine hohe Wahr­schein­lich­keit gibt, dass die Twit­te­rin posi­tiv reagiert. Und jetzt grade beim Schrei­ben merke ich, dass es mir des­halb schwer fällt, weil ich sie - naja, “mag” ist viel­leicht über­trie­ben, so gut ken­nen wir uns nicht, aber ich hab zumin­dest eine posi­tive Ein­stel­lung zu ihr (wir fol­gen uns gegen­sei­tig). Wäre das irgend­ein mir unbe­kann­ter, womög­lich auch noch blö­der Jemand, hätte ich kein Pro­blem oder kein so gro­ßes, was dage­gen zu sagen. Aber Men­schen, die ich kenne, kann ich nur ganz schwer kri­ti­sie­ren. Dann zit­tert meine Stimme, ich kriege schlecht Luft, selbst wenn ich schreibe statt zu reden, hab ich Schiss vor der Reak­tion. Hab Schiss davor, als blöd abge­tan zu wer­den, als “ach, was willst DU denn” und “stell dich doch nicht so an”, “nimm doch nicht alles per­sön­lich”, “da musst du doch drü­ber ste­hen”, “das bil­dest du dir nur ein” und — huch, was da plötz­lich für Sätze in mei­nem Kopf sind, nur weil ich etwas als falsch oder schlecht durch­dacht emp­finde, was eine andere gesagt hat. Ich habe - in mei­nen Augen - nie das Recht, meine eigene Mei­nung zu ver­tre­ten, wenn ich alleine damit bin (oder denke, dass ich es bin). Ich habe nicht die Stel­lung dafür, weil ich in der Hier­ar­chie immer unten stehe.

Es scheint so, als hätte ich grade das The­ra­pie­thema für mor­gen gefun­den. Uff.


Musik. Ich brauch noch was Schönes.

30-06-2020 Regengrau

Als wäre dem Som­mer plötz­lich bewußt gewor­den, dass er noch zu früh dran war, zieht er sich zurück, nimmt so einige Grad Wärme mit und über­läßt dem Regen­grau das Feld. Der Vor­teil ist, dass ich wie­der schla­fen kann, ohne zu schwit­zen wie blöd.
Dann eben Fens­ter zu, die Woll­so­cken wie­der raus­ge­kramt – und dem Bedürf­nis, den Tag mit Buch im kusche­li­gen Bett zu ver­brin­gen doch widerstanden.


Wie jeden Diens­tag traf ich mich am Mit­tag mit Frau R. vom Hilfe-Dings, heute das erste Mal seit März aber nicht coro­na­mä­ßig drau­ßen im Park, son­dern - dank des Regens - wie­der in den Räu­men dort.
Spä­ter kam dann die Nach­richt von einer ande­ren Mit­ar­bei­te­rin, dass die Mitt­wochs­gruppe ab nächs­ter Woche wie­der statt fin­det. Stimmt ja, da war ja noch eine Ent­schei­dung zu treffen.

Als ers­tes hör ich Igor, den klei­nen Schiss­ha­sen. “Aber das ist doch so anstren­gend, dann hast du drei Tage pro Woche Aktion und musst dich erho­len und hast über­haupt keine Zeit mehr für dich. Das schaffst du doch nie. Und über­haupt: bestimmt sind alle net­ten Frauen weg und nur noch die doo­fen übrig, die du nicht lei­den kannst und dann kommst du aus der Num­mer nicht mehr raus und was dann?“
Dage­gen die Stimme der The­ra­peu­tin: “Sie müs­sen wie­der raus gehen, Kon­takte fin­den und pfle­gen, das tut Ihnen doch gut! Den­ken Sie an ges­tern, wie schön das war, mit jeman­dem zu reden!“
Und ich sitz dazwi­schen und will bei­des und alles und gar nichts. Und sage dann doch zu in der Hoff­nung, dass das irgend­wie gut wird.


Und jetzt Kar­tof­fel­suppe gegen das Regengrau.

29-06-2020 Tag 2

Die Nacht war sehr ent­spannt mit ange­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren und noch ange­neh­me­ren Träu­men. Das gibt es sel­ten genug, das kann ich umso mehr schät­zen. Und heute war es mir wich­tig, aus­ge­ruht und mit auf­ge­la­de­ner Bat­te­rie in den Tag zu gehen, denn im Kalen­der stand der Ein­trag “Arbeits­früh­stück”.

Ein Tref­fen mit der Toch­ter und ihrer bes­ten Freun­din, die seit Anfang des Jah­res auch ihre rechte Hand ist für alles, was die Orga­ni­sa­tion angeht. Wir woll­ten uns zu dritt mal ein paar Gedan­ken über Mar­ke­ting machen, auf dass die Toch­ter nach der Coro­na­pause wie­der mehr zu tun bekommt. Außer­dem bin ich auf der Suche nach Tools zur Kun­den­ver­wal­tung und so, damit da mal ein biß­chen Ord­nung rein kommt in das bis jetzt herr­schende krea­tive Chaos.
Die Bei­den waren dann gut 5 Stun­den hier bei mir und wir haben zwar auch viel erzählt und gequatscht und so, waren aber doch pro­duk­tiv und hat­ten am Ende ein gutes Ergebnis.

Und ich merke, wie gut mir das tut: zu reden mit Men­schen, die ich mag und liebe, so rich­tig mit Angu­cken und so. Zu pla­nen, brain­stor­men, rum­den­ken, ent­wi­ckeln. Mein Wis­sen ein­zu­brin­gen in eine Sache, die mir am Her­zen liegt. Zu arbei­ten in dem Bereich, den ich gelernt habe und in dem ich gut bin. Für ein paar Stun­den zu ver­ges­sen, dass es da eine Krank­heit gibt, die mich sonst so oft in Beschlag nimmt.
Ich bin heute Abend müde, aber – nein: und glück­lich. Und hab für die nächste Zeit eini­ges zu tun.


Als ich die Kom­men­tare zu mei­ner gest­ri­gen Frage zu der Kate­go­rie las, wurde mir klar, dass es zum einen schon seit immer eine gibt - den “All­tag” - und dass es zum ande­ren gar keine neue Ord­nung braucht, denn die Häu­fig­keit mei­ner Bei­träge hat nichts mit einer bestimm­ten Schub­lade zu tun. Ich bin schon vor­her nicht beson­ders genau mit den Kate­go­rien umge­gan­gen, das muss sich nicht ändern. Oder es wird sich fin­den im Laufe des Schrei­bens. Ist ja immer­hin mein Blog und damit meine krea­tive Freiheit 😉

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